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Für einen liberaleren Spitex-Markt

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Die Leute werden immer älter und möchten ihren Lebensabend lieber zu Hause statt in einem Heim verbringen. An Bedeutung gewinnt deshalb die ambulante Pflege und Betreuung, besonders die Spitex-Organisationen. Der in Freiburg wohnhafte Markus Reck leitet den privaten schweizweit tätigen Betrieb «Spitex für Stadt und Land». Im kürzlich erschienenen Buch «Spitex–zwischen Staat und Markt» liefert Reck einen Überblick über die Organisation und Finanzierung der gesamten Branche–etwas, das es bisher nicht gab. «Ich habe versucht, neutral zu sein und allen gerecht zu werden», sagt er im Gespräch mit den FN. «Aber klar, mein Standpunkt ist der eines liberalen privaten Vertreters.»

Diesen Standpunkt macht der Autor bereits im Vorwort zum Buch deutlich, in dem er mehr Markt, Wettbewerb und individuelle Freiheit in der Spitex-Branche fordert. «Ich sage nicht, dass es die öffentliche Spitex nicht braucht», betont Reck. Im Gegenteil, ein Nebeneinander von öffentlicher und privater Spitex sei notwendig, so dass die Kunden die Auswahl hätten. «Das ist auch eine gesellschaftliche Forderung.»

Fordert mehr Anerkennung

Zwei hauptsächliche Kritikpunkte nennt Markus Reck in seinem Buch: Die Anerkennung und die Unterstützung der privaten Spitex-Betriebe seien ungenügend. Und die Finanzierung der öffentlichen Spitex sei zu wenig transparent.

 Reck zeigt im Buch auf, dass die öffentliche Spitex vielerorts seit langem etabliert ist und deshalb auch viele Vertreter in Behörden und Politik hat. «Oftmals heisst es etwa, die private Spitex sei ein Rosinenpicker und die Qualität nicht gut», sagt Reck. «Aber wenn die Qualität nicht stimmen würde, hätten wir keine Kunden mehr.» Und auch der Vorwurf der Rosinenpickerei sei falsch. Da private Spitex-Organisationen keine Subventionen erhielten, könnten sie nur Aufträge entgegennehmen, die sich wirtschaftlich lohnten. «Das ist doch logisch.»

Als Beispiel nennt er eine pflegerische Leistung wie einen Verbandswechsel bei einem Kunden, der abgelegen wohnt: Die Zeit beim Kunden betrage so vielleicht zehn Minuten, Hin- und Rückfahrt dauerten aber eine Stunde. Da die Krankenkasse den Transport nicht übernehme, lohne sich dieser Auftrag nicht.

Die öffentliche Spitex unterliegt der sogenannten Versorgungspflicht, sie kann Aufträge nicht ablehnen, erhält dafür aber auch Subventionen. Diese bekommt sie auch, weil sie sogenannte gemeinwirtschaftliche Leistungen erbringt wie beispielsweise eine Mütter- und Väterberatung.

Reck fordert keine Subventionen für die privaten Spitex-Betriebe, aber er will, dass öffentliche und private Spitex für dieselbe Leistung dieselbe kantonale Entschädigung erhalten. Dies im Rahmen der sogenannten Restfinanzierung: Der Bundesrat hat festgelegt, dass die Spitex-Kosten für eine Pflegestunde dreigeteilt werden. Einen Teil übernehmen die Krankenkassen (circa 45 Prozent), einen Teil die Kunden (zwischen 0 und 20 Prozent) und den Rest die Kantone. Verschiedene Kantone bezahlen diesen Restbetrag aber nur den öffentlichen Spitex-Diensten. «Das ist nicht fair und nicht im Sinne des Bundesrates», sagt Reck.

Im Kanton Freiburg etwa müssten Kunden der privaten Spitex 20 Prozent Eigenbetrag bezahlen, Kunden der öffentlichen Spitex jedoch nichts. «Wir verrechnen den Kunden den Eigenbetrag nicht, sonst hätten wir keine Kunden mehr», sagt Reck. Stattdessen würden die pflegerischen Leistungen durch Angebote wie Hilfe im Haushalt oder Betreuung querfinanziert. «Wir suchen in solchen Fällen mit den Kantonen das Gespräch und finden oft Lösungen.»

Klar ist hingegen, dass die Kunden der privaten Spitex mehr bezahlen, wenn sie spezifische Wünsche haben, welche die öffentliche Spitex nicht abdecken kann–zum Beispiel, dass ein Kunde immer von derselben Person betreut wird. «Die Kunden sind sich bewusst, dass das kostet, und sind bereit, dafür zu bezahlen.» Das können sich aber nicht alle leisten–findet Reck das nicht ungerecht? «Das ist in allen Bereichen so. Gewisse können sich ein teureres Auto leisten als andere, so ist unsere Gesellschaft. Das kann unmöglich der Fehler der privaten Spitex sein», sagt Reck, um anzufügen: «Die Leistungen der öffentlichen Spitex sind sehr gut, auf diese hat jeder Anrecht.»

Fordert mehr Transparenz

Markus Reck fordert auch, dass transparenter aufgezeigt wird, wohin die Subventionen für die öffentliche Spitex konkret fliessen. «Wenn man die Kosten pro Pflegestunde vergleicht, ergeben sich zwischen der privaten und der öffentlichen Spitex grosse Unterschiede.» Bei den Beträgen der öffentlichen Spitex sei aber nur ein Teil für die eigentliche Pflege, der Rest fliesse in die administrativen oder organisatorischen Arbeiten oder sei der bereits erwähnten Versorgungspflicht geschuldet. Dies müsse klar aufgezeigt werden.

Reckt fügt an: «Viele Spitex-Organisationen erhalten vom Kanton oder den Gemeinden einfach eine Defizitgarantie, ohne dass sie wissen, wofür das Geld genau verwendet wird. Das schafft keine Anreize dafür, dass die öffentlichen Spitex-Organisationen versuchen, wirtschaftlich zu arbeiten.» Findet Reck die öffentlichen Spitex-Dienste also zu teuer? «So will ich das nicht sagen, aber es gibt sicher Optimierungsbedarf.»

Gemeinsame Anliegen

Mehrmals betont Markus Reck im Gespräch, dass er öffentliche und private Spitexorganisationen nicht gegeneinander ausspielen wolle. Es gebe nämlich auch viele gemeinsame Anliegen. So würden beide darum kämpfen, dass die Finanzierung der ambulanten Pflege sichergestellt werde. Auch gebe es gemeinsame Zukunftsvisionen; so werde die Betreuung von Demenzkranken oder die Palliativpflege an Bedeutung gewinnen. Auch E-Health, also das elektronische Patientendossier oder die elektronische Abrechnung mit den Krankenkassen, betreffe beide. «Das nutzen wir gemeinsam und werden es gemeinsam weiterentwickeln.» Und auch eine gemeinsame Sorge haben private und öffentliche Spitex- Organisationen: die Aus- und Weiterbildung des Personals. «Und dass wir überhaupt genügend Personal finden.»

Öffentliche Spitex: «Sie kostet mehr, weil sie mehr leistet»

D ie Spitex-Dienste, für die der Autor Markus Reck in erster Linie spricht, sind privatwirtschaftliche Unternehmen, die vom Kanton eine Betriebsbewilligung erhalten. Die öffentlichen Spitex-Dienste sind nicht gewinnorientierte Organisationen, die einen öffentlichen Leistungsauftrag der Gemeinde oder des Kantons erhalten und eine Versorgungspflicht haben: Sie müssen alle Spitex-Einsätze annehmen.

Aus diesem letzten Punkt ergeben sich laut Marianne Pfister, Zentralsekretärin des Spitex Verbandes Schweiz, der die öffentlichen Spitex-Organisationen vereint, unter anderem auch die höheren Kosten. Zudem müsse die öffentliche Spitex über genügend Personal verfügen, um jederzeit alle Klienten übernehmen zu können. Auch stelle die öffentliche Spitex das Personal in der Regel fest an und nicht im Stundenlohn, biete mehr Ausbildungsplätze als die kommerzielle Spitex und verfüge tendenziell über höher qualifiziertes Personal. «Die öffentliche Spitex kostet mehr, weil sie mehr leistet», sagt Marianne Pfister.

Sie hält fest, dass die öffentlichen Spitex-Organisationen in den Gemeinden entstanden und gewachsen und deshalb gut verankert seien. Pfister wehrt sich gegen den Vorwurf, die Finanzierung der öffentlichen Spitex sei nicht transparent. Mit der neuen Pflegefinanzierung seit 2011 sei die Transparenz gewährleistet. Sie räumt jedoch ein, dass es bei der Restfinanzierung durch die öffentliche Hand, die Reck im Buch hervorhebt, Unterschiede in den Kantonen oder Gemeinden gibt.

Das Buch von Markus Reck beschreibt Pfister als Nachschlagewerk, das auch für die öffentliche Spitex lesenswert sei, das aber die Forderungen der privaten Spitex in den Vordergrund rücke. mir

Zum Buch

Neuer Überblick über die Spitex-Branche

«Spitex–zwischen Staat und Markt» hat acht Kapitel. Nach den ersten fünf, in denen Markus Reck über die Spitex-Branche, die politische Vernetzung der Spitex und die Spitex-Finanzierung schreibt, widmet er sich den Problemen der Branche und zeichnet Lösungsansätze auf. Er liefert viele Zahlen: Der Anteil an den gesamten Kosten des Gesundheitswesens beträgt für die Spitex 2,7 Prozent. Es gibt 800 Spitex-Organisationen mit über 41000 Mitarbeitenden und 260000 Kunden.mir

Zur Person

Früherer Direktor von Radio Freiburg

Der 53-jährige Betriebsökonom Markus Reck wohnt seit über 20 Jahren im Kanton Freiburg. Vor seiner jetzigen Tätigkeit als Direktor der Firma «Spitex für Stadt und Land» war er als Direktor zuständig für die Sanierung von Radio Freiburg. Ausserdem arbeitete er als Direktor des Forums Freiburg, als Marketingleiter der Schweizerischen Depeschenagentur sowie als Verantwortlicher für die Neuen Medien der Agentur Sportinformation. Im Herbst kandidierte er bei den Nationalratswahlen für die Grünliberale Partei des Kantons.mir

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