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«Für mich war klar, dass ich weitermachen will»

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Beat Fasnacht, ist der Vertrag schon unterschrieben?

Nein, der Vertrag ist noch nicht unterschrieben. Aber ich hielt ihn heute in den Händen und es ist alles geregelt. Die Vertragsverhandlungen sind beendet.

 

 Wie hoch ist der Betrag, für den Sie das Institut an den Bund verkaufen?

Das sagen wir nicht. Der Preis hatte für mich nie eine hohe Relevanz und war nicht ausschlaggebend. Eines war für mich aber immer klar: Wenn ich die Guglera verkaufe, muss ich in der Lage sein, weiterzumachen und das Projekt Guglerahof umzusetzen.

 

 Ist der Verkauf Ihre finanzielle Rettung?

Ich habe am 19. Dezember die Belegschaft darüber informiert, dass ich entweder das Institut oder den angrenzenden Landwirtschaftsbetrieb verkaufen muss, um überleben zu können. Beides hätte ich nicht halten können, die Guglera ist zu gross. Damals war ich schon in Verhandlungen mit dem Bund, wusste aber noch nicht, dass diese so gut enden werden. Jetzt haben wir die Ideallösung.

 

 War es Ihre Idee, das Institut als Bundesasylzentrum zu nutzen?

Der Kanton hatte Oberamtmann Nicolas Bürgisser als Vertreter des Kantons im Sensebezirks diesbezüglich kontaktiert und daraufhin nahm dieser Kontakt mit mir auf. Am 10. Oktober, dem Tag, an dem die Poyabrücke eingeweiht wurde, hatte ich um 14 Uhr das erste Gespräch mit Staatsrätin Anne-Claude Demierre.

Eine Woche später besichtigte eine Delegation des Staatssekretariats für Migration die Guglera. Ich sagte ihnen, dass ich so schnell wie möglich Bescheid wissen müsse, weil ich einen laufenden Betrieb habe. Eine Woche später sagten sie mir, sie seien sehr interessiert und schickten in der Folge Vertreter des Bundesamts für Bauten und Logistik vorbei. Am 15. November gaben sie eine Machbarkeitsstudie in Auftrag. Diese war am 15. Dezember beendet und am 17. Dezember haben wir besprochen, wie es weitergehen soll. Am Montag hat die erste Sitzung mit den Gemeinden stattgefunden.

 

 Wie verliefen die Verhandlungen mit dem Bund?

Es war immer eine grosse Offenheit da und es gab kein Taktieren. Sie liessen nie Zweifel aufkommen, dass sie dieses Zentrum als absolut schönstes und idealstes in der ganzen Schweiz ansehen. Die Guglera ist in einem baulich einwandfreien Zustand und ideal für rund 300 Personen.

 

 War es schon lange Ihr Ziel, die Guglera zu verkaufen?

Nein, überhaupt nicht. Nach den Schwierigkeiten im letzten Jahr wusste ich jedoch, dass ich das Institut oder den Landwirtschaftsbetrieb verkaufen muss, um mit meiner Arbeit weiterfahren zu können. Es sind zurzeit 30 Jugendliche auf der Warteliste für das Adipositas-Förderprogramm, doch niemand will für sie bezahlen.

 

 Was geschieht nun mit Ihren 45 Mitarbeitern?

Wir müssen ab Sommer 2015 temporär schliessen, das Gebäude belegen wir aber bis Ende Jahr und wer noch im Programm ist, kann bis Ende Jahr bleiben. Viele beenden im Sommer ihre Lehre. Somit kommt es zu einigen natürlichen Abgängen.

Knapp 20 Personen werde ich für die Weiterführung der Firmengruppe Almedica mit nach Galmiz nehmen, wo ich ein Gebäude zurückkaufen konnte. Almedica ist die Firma, die es mir finanziell ermöglicht, das Zentrum zu führen. Einige Mitarbeiter kann ich für das neue Projekt Guglerahof einsetzen. Wenige werden jedoch von einer Kündigung betroffen sein.

 

 Und wie geht es mit der im November eröffneten Kita weiter?

Unser Chalet würde sich eignen, dort die Kindertagesstätte weiterzuführen. Aber die Gemeinden müssen sagen, ob sie dies wollen. Denn natürlich kam sofort die Frage auf, ob denn eine Kita neben einem Asylzentrum eine gute Idee sei. Dies gibt es bereits in Basel oder Zürich, wo es nie zu Problemen geführt hat. Wir werden sicher eine Lösung finden.

 

 Der Gemeinderat von Giffers ist vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Ammann Othmar Neuhaus spricht von «dicker Post» für Giffers. Wie reagieren Sie auf Kritik zur geplanten Umnutzung?

Wir müssen uns fragen, ob wir als Schweizer mit der Flüchtlingsproblematik nichts zu tun haben wollen oder ob wir auch eine Rolle spielen und Lösungsansätze für diese internationalen Krisenherde bieten wollen. Die meisten Flüchtlinge, die kommen, sind in einer riesengrossen Not. Wir dürfen auch stolz sein auf eine solche Lösung.

 

 Sie haben vom Guglerahof gesprochen. Was beinhaltet dieses neue Projekt?

Es geht um den Aus- und Neubau von Arbeitslehrateliers auf dem Landwirtschaftsbetrieb der Guglera. Durch das agogisch begleitete Arbeiten sollen Menschen im Guglerahof neuen Halt finden. Arbeitslose Jugendliche ohne soziales Netz sollen dort praktische Fähigkeiten in landwirtschaftsnahen und handwerklichen Bereichen erlernen und schrittweise in den Arbeitsmarkt zurückfinden. Der Guglerahof hat auch ein unternehmerisches Ziel, das ist die Selbstversorgung.

 

 Wer finanziert das Projekt?

Der Guglerahof soll von 2015 bis 2021 in vier Etappen aufgebaut werden. Die erste Etappe, der Umbau des Landwirtschaftsbetriebs, finanzieren wir, also die Stiftung de Starts, selber. Der Verkauf des Instituts ermöglicht dies. Für die 25 bis 30 Millionen Franken, die noch fehlen, sind wir auf der Suche und bereits im Gespräch mit Investoren. Das läuft schon länger und war unabhängig vom Bundesasylzentrum mein Ziel.

 

 Was sind die nächsten Schritte?

Ich werde Gespräche führen mit meinen Mitarbeitenden und mich auf den Informationsabend vom 25. Februar in Giffers vorbereiten. Je besser wir dort informieren und je offener wir miteinander reden, desto besser werden wir gemeinsam Lösungen finden.

Es geht darum aufzuzeigen, dass wir hier nicht ein Zentrum von Kriminellen schaffen, sondern ein Zentrum von Menschen, die in schwerer Not sind und die Strapazen auf sich genommen haben, zu uns zu kommen.

Am Sonntag ist der 150. Todestag des «Retters» der Guglera

Der Kapuzinerpater Theodosius Florentini machte 1861 den Vorschlag, die Guglera zusammen mit den Schwestern von Ingenbohl zu übernehmen. Morgen jährt sich sein Todestag zum 150. Mal.

Anton Jungo

Einer, der sich über die Lösung, die jetzt für die Guglera in Giffers gefunden wurde, freuen würde, wäre wohl der Kapuzinerpater Theodosius Florentini. Ist es Zufall, dass in diesen Tagen seines 150. Todestages gedacht wird? Er starb am 15. Februar 1865 im appenzellischen Heiden. Mit seinen Sozialwerken, die bis in die heutige Zeit hineinreichen, gilt Florentini als eine der markantesten Persönlichkeiten der katholischen Kirche der Schweiz des 19. Jahrhunderts. «Was Bedürfnis der Zeit ist, ist Gottes Wille», hatte er als Leitspruch für sein Engagement gewählt.

Pater wurde gerufen

Nachdem in der Mitte des 19. Jahrhunderts der Versuch, in der Guglera ein Waisenhaus zu errichten nach mehreren Versuchen gescheitert war, rief die Gesellschaft, der die Liegenschaft gehörte, 1861 Pater Theodosius zu Hilfe. Er weigerte sich zwar, die Liegenschaft zu kaufen, machte aber das Angebot, zusammen mit den Schwestern von Ingenbohl die Leitung und Führung der maroden Anstalt zu übernehmen. Unter anderem hatte er auch die Bedingung gestellt, dass die Waisenkinder eine Schulbildung erhalten sollten.

Im Herbst 1862 übernahmen die Schwestern die Leitung des Hauses. Die Generaloberin von Ingenbohl hatte für die Aufgabe in der Guglera ein Team ihrer tüchtigsten Schwestern zusammengestellt. Tatsächlich gelang es diesen in kurzer Zeit, die Institution zu sanieren.

Vom Waisenhaus zur Internatsschule

Als dann die Waisenhäuser in St. Wolfgang (1871) und Tafers (1902) errichtet wurden, entfiel das Bedürfnis, in der Guglera Waisenkinder aufzunehmen. Die Guglera entwickelte sich zu einer Internatsschule mit Sekundarabschluss. Ihr guter Ruf reichte weit über die Kantonsgrenze hinaus. Die Schwestern waren aber auch bemüht, die Liegenschaft stets auf dem neuesten Stand zu halten. Noch 1999 wurden die Gebäude saniert. Weil im Kloster der Nachwuchs fehlte und die Schwester dadurch an die Grenzen ihrer finanziellen Möglichkeiten stiessen, wurde das Institut im Jahr 2007 geschlossen.

Künftig ein beschleunigtes Verfahren von maximal 140 Tagen

Der Bund will die Asylverfahren beschleunigen. Dazu werden die Plätze in den kantonalen Zentren reduziert und neue Bundeszentren geschaffen.

Die neuen Bundeszentren sind ein zentrales Element der nächsten grossen Asylrechtsreform. Bund, Kantone und Gemeinden hatten sich vor knapp einem Jahr auf folgende sechs Asylregionen geeinigt: Westschweiz, Nordwestschweiz, Bern, Zürich, Ostschweiz sowie Zentral- und Südschweiz. In jeder Region soll es ein Verfahrenszentrum und ein bis drei Ausreisezentren geben.

1280 Plätze in Westschweiz

Die Verteilung der Plätze erfolgt entsprechend der Bevölkerungsgrösse der Regionen. In der Region Westschweiz sollen 1280 Plätze in einem Verfahrenszentrum und bis zu drei Ausreisezentren zur Verfügung stehen. Neuenburg hat bereits das Zentrum Perreux eröffnet.

Raschere Verfahren

 Gemäss dem Entwurf für eine Asylrechtsrevision sollen die meisten Asylgesuche künftig in einem beschleunigten Verfahren von maximal 140 Tagen behandelt werden–inklusive Beschwerden. Voraussetzung dafür ist die Konzentration aller Akteure an einem Ort. Die Asylsuchenden sollen für die gesamte Dauer des Verfahrens in regionalen Zentren des Bundes untergebracht werden und dort gemäss den Plänen des Bundesrats auch kostenlosen Rechtsbeistand erhalten. Asylsuchende mit negativem Entscheid müssten sofort ausreisen. Die beschleunigten Verfahren werden seit Anfang 2014 in einem Pilotbetrieb in Zürich getestet. Eine erste Zwischenbilanz fiel positiv aus.

Andere Standorte unklar

Gemäss Martin Reichlin vom Staatssekretariat für Migration ist noch nicht klar, ob es in der Guglera in Giffers ein Verfahrens- oder ein Ausreisezentrum für Asylsuchende gibt. «Das hängt von den anderen Standorten ab», sagt er gegenüber den FN. Zu diesen kann Reichlin im Moment aber noch nichts sagen. In den sechs Regionen der Schweiz, in denen neue Bundeszentren entstehen sollten, prüfe der Bund insgesamt 94 Standorte. «Nach und nach reduzieren wir nun diese Zahl.» Es gebe keine genaue Frist, bis wann alle Zentren eröffnet werden sollen. Statt der bisher 1400 Plätze für Asylsuchende in Bundeszentren will der Bund künftig 5000 Plätze bieten. So braucht es weniger Plätze in kantonalen Zentren.  mir/sda

Reaktionen: Syndic, Grossräte und Oberamtmann äussern sich

D er Giffersner Ammann Othmar Neuhaus ist zusammen mit dem Gemeinderat am vergangenen Montagabend darüber informiert worden, dass der Bund in der Guglera ab 2017 ein Bundesasylzentrum für 300 Personen einrichten will. «Freude ist keine aufgekommen. Das war dicke Post», sagt Neuhaus. Was das für Giffers heisse, könne er nicht sagen. «Das sehen wir in zwei bis drei Jahren.» Der Gemeinderat habe festgestellt, dass er an dieser Sache nicht mehr rütteln könne. «Deshalb wollen wir unsere Energie nicht für sinnlosen Widerstand einsetzen», so der Syndic. Statt dessen wolle der Gemeinderat versuchen, das Beste für die Gemeinde herauszuholen. «Die lokalen Unternehmer sollen profitieren können.»

40 neue Bundesstellen

Der Bund habe bereits versprochen, dass er die regionalen Unternehmen berücksichtigen werde, sagt der Sensler Oberamtmann Nicolas Bürgisser. «Vom Elektriker bis zum Bäcker soll jeder profitieren können.» Aus volkswirtschaftlicher Sicht sei das geplante Bundesasylzentrum ein Gewinn für den Sensebezirk. «Der Bund schafft in der Guglera 40 sehr gut bezahlte Stellen.» Das Bundesasylzentrum werde nach der Firma Extramet der zweitgrösste Arbeitgeber in Sense-Oberland sein.

Doch er wisse auch, so Bürgisser, dass ein Asylzentrum Probleme schaffen könne. Die Erfahrungen aus den provisorischen Zentren in Wünnewil und Düdingen seien jedoch gut. Othmar Neuhaus befürchtet, dass der Bund den Fusionsgegnern mit dem Asylzentrum unbewusst in die Hand spielt. Bürgisser verneint. «Das Zentrum hat nichts mit der Fusion zu tun.»

Stolz auf den Kanton

SP-Grossrat Olivier Flechtner zeigt sich erfreut über den Beschluss des Bundes und des Kantons Freiburg. «Standort und Infrastruktur der Guglera passen optimal zu diesem Projekt.» Der Schmittner lobt die Nutzungsmöglichkeiten der vorhandenen Räumlichkeiten: «Das Gebäude ermöglicht Ausbildung und Aktivität und sorgt so dafür, dass die Bewohner in einer für sie sehr schwierigen Zeit trotzdem eine Perspektive behalten.» Er sei schon fast etwas stolz darauf, dass der Kanton Freiburg bereits derart früh einen Standort für das Bundesasylzentrum gefunden habe: «Es ist der solidarische Beitrag der Schweiz, sich für die Menschen einzusetzen, die unsere Hilfe benötigen.»

Überrascht

«Ich habe die Nachricht nur am Rande des Ratsbetriebs mitbekommen und war etwas überrascht», sagte CSP-Grossrätin Bernadette Mäder-Brülhart auf Anfrage. Auch sie kann dem nur Positives abgewinnen. «Wenn man in der Guglera 300 Menschen ein vorübergehendes Zuhause bieten und das Gebäude zu diesem Zweck dem Bund zur Verfügung stellen kann, sehe ich keinen Grund, warum man dies nicht tun sollte», so die Schmittnerin: «Jemand muss diese Menschen schliesslich aufnehmen.»

Bevölkerung ernst nehmen

Er sei vom Entscheid «positiv überrascht» worden, sagte Thomas Rauber aus Tafers. «Das ist eine gute Lösung für die Guglera. Eine Lösung, die in Giffers Arbeitsplätze schafft», so der CVP-Grossrat und Präsident des Gewerbeverbandes Sense. Es sei nun mal die Problematik von Asylzentren, dass es sie einerseits brauche, sie aber andererseits niemand haben möchte. «Die Guglera erachte ich aufgrund ihrer Lage deshalb als eine gar nicht mal so schlechte Option», sagt Rauber. Zumal das Asylzentrum Beat Fasnacht die Möglichkeit gebe, die Guglera-Ländereien weiterhin zu nutzen. «Auf der anderen Seite wird es natürlich auch wichtig sein, dass die Behörden das Echo aus der Bevölkerung aufnehmen und für auftretende Probleme entsprechende Lösungen präsentieren.»

«Region darf nicht leiden»

FDP-Grossrat Ruedi Vonlanthen machte aufgrund der Neuigkeiten zwar keine Freudensprünge. Er plädierte aber auch dafür, «nicht einfach nur alles schwarz» zu sehen. «Wir müssen jetzt versuchen, die Situation zu akzeptieren und so gut wie möglich damit umzugehen», zeigte sich der Politiker aus Giffers pragmatisch. «Der Bund und der Kanton finden mit diesem Entscheid in Giffers eine Teillösung für ein schweizweites Problem», anerkannte Vonlanthen. Es dürfe dann aber nicht sein, dass die Region unter dieser Lösung einmal leiden werde, mahnte der FDP-Politiker: «Wir müssen uns bereits jetzt dafür einsetzen, dass unsere Bevölkerung nicht dereinst durch die neue Situation eingeschränkt oder benachteiligt werden kann.»

Vorwurf an Staatsrat

«Das ursprüngliche Projekt von Beat Fasnacht muss damit leider als gescheitert angesehen werden», zeigte sich Emanuel Waeber, SVP-Grossrat aus St. Antoni etwas enttäuscht. «Ich mache dem Staatsrat den Vorwurf, dieses wichtige Projekt nicht genug unterstützt zu haben.» Die Asylproblematik sei mit dem Entschluss für die Guglera «wie eine heisse Kartoffel» vom Bund an die Region weitergegeben worden. «Das ist sehr schade», so Waeber. Man müsse sich jetzt vor allem der Frage widmen, welche Kosten das Projekt generiere und welche Asylbewerber in der Guglera untergebracht würden: «Ich hoffe auf ein Familienzentrum, damit der Guglera der Schulunterricht erhalten bleibt.» mz/ak

 

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