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Fürsorge – es geht auch anders

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Im Autoradio berichten sie, dass ein Gewitter einem Hobbygärtner den ganzen lieben Garten verhagelt hat. All das schöne Gemüse ist nur noch Häcksel. Er wird interviewt. O-Ton, völlig empört: «Dafür kommt wohl niemand auf.» Ich beisse fast ins Steuerrad. Hey, wessen Gemüse ist denn das? Soll jetzt der Steuerzahler auch noch für verhagelte Kabisköpfe in Schrebergärten aufkommen? Allzu weit sind wir nicht mehr davon entfernt. Längst sind viele Zeitgenossen nicht mehr stolz auf das, was sie haben, sondern worauf sie glauben, Anspruch zu haben. Die Fürsorgegesellschaft ist nicht im An-, sondern auf dem Vormarsch.

Mittlerweile gibt es in Helvetia eine beeindruckende Sozialindustrie von Parteien, Politikern, Bürokraten, Ämtern, Sozialhelfern, Spezialpädagogen, Anwälten, psychologischen Betreuern, Vormunden, Strassenarbeitern, Integrationshelfern, die gut davon leben, Gutes zu tun – im eigenen Namen, aber auf fremde Kosten. Das Ganze wird mit «Fürsorge» und «Solidarität» begründet und verkauft. Dabei wird der Staat als Verkünder, Organisator und (Geld-)Verteiler gedacht. «Vor der wirtschaftlichen Kälte schützen», «Fürsorgepflicht», «starke Schultern belasten, schwache entlasten», «begleitend ankommen», «beistehen» – diese Redewendungen verweisen doch auf eine angedachte Fürsorge- und Schutzfunktion des Staates hin. Oder etwa nicht?

Jeder Mensch kann in die Lage kommen, auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein. Andere achten heisst auch, ihre momentane Hilfsbedürftigkeit anzuerkennen und danach zu handeln. Für Kinder und Bedürftige, die nicht einmal mehr ihre Bedürfnisse artikulieren können, ist das selbstverständlich. Aber gilt das bedingungslos für alle? Gilt das auch für Menschen, die wählen können, die freiwillig heiraten, Kinder erziehen, Häuser bauen, Politiker wählen, eigenständig Steuerbogen ausfüllen, über komplizierte Dinge abstimmen, Autos durch den Verkehr steuern, Hobbys und Freundschaften pflegen, im Beruf und im Verein anspruchsvolle Aufgaben erfüllen?

Fürsorge, im Giesskannenprinzip angewendet, zerstört ein Stück Selbstverantwortung, ohne die unsere Gesellschaft vermutlich im Nirwana landet. Fürsorge hat einen Zug von Entmündigung. Wenn andere die Sache in die Hand nehmen, hat der Betroffene keine Chance, das Problem selber zu lösen. Er hat keine Möglichkeit, selbstständig zu handeln und vielleicht am Problem zu wachsen. Zudem ist Fürsorge eine einseitige Zuwendung. Das macht abhängig, schürt Schuldgefühle beim «Beholfenen». Er kann wenig bis nichts zurückgeben, muss dankbar sein, spürt, dass dieses Konto nicht ausgeglichen werden kann. Wie es wohl in so einer Seele aussieht? Ist das menschenwürdig? Sollten wir mit Fürsorge nicht sehr behutsam umgehen? Derart helfen, dass Hilfe Eigenständigkeit, Selbstrespekt und Selbstverantwortung fördert und Abhängigkeit möglichst verhindert?

Mir sind viele Hilfsorganisationen und Fürsorgemenschen suspekt geworden. Schlecht geht es in deren Augen jemandem nicht, weil es ihm schlecht geht, sondern weil es andern besser geht. Das scheint der Massstab für Hilfsbedürftigkeit zu sein. So wird das Ideal der Gerechtigkeit zu Gleichheit verbogen und damit zum Keim von himmelschreiender Ungerechtigkeit. Menschen werden sehr rasch zu Hilfsbedürftigen und Fürsorgefällen erklärt und standesgemäss tränenreich beweint, dabei verdanken eben diese «Helfer» die eigene Existenz ihren «Fällen». Da müssten doch ein paar Lämpchen aufleuchten?

Beruhigend ist, dass es auch anders geht. Zum Beispiel im Altersheim in Düdingen. Mutter war dort. Da wird täglich ausbalanciert zwischen Fürsorge und (noch) möglicher Eigenverantwortung. Das braucht Mitgefühl, Takt, Hingabe, Liebe und Kraft. Was dort täglich mit Selbstverständlichkeit von allen Mitarbeitenden geleistet wird, ist bewundernswert und verdient Dank und grössten Respekt der ganzen hiesigen Gesellschaft.

 Beat Brülhartwohnt in Düdingen. Er ist Unternehmensberater und Coach für Führungskräfte sowie Referent am Schweizerischen Institut für Unternehmensschulung. Als Mitglied des Gewerbeverbandes Sense ist er in einem FN-Kolumnistenkollektiv tätig, das in regelmässigem Rhythmus frei gewählte Themen bearbeitet.

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