Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Ich könnte mit einem Abstieg gut leben»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Grund zum Lachen hat Freiburgs Clubpräsident Antonio Piller eigentlich nicht. Sein Team liegt mit nur vier Punkten aus 14 Spielen in der 1.  Liga abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz. Warum Piller dennoch frohen Mutes der Rückrunde entgegenblickt und was der FC Richemond damit zu tun hat, verrät er im Interview.

 

Antonio Piller, wie gut schlafen Sie zurzeit?

Momentan schlafe ich gut, in der Vorrunde hat es aber schon einige schlaflose Nächte gegeben. Im Schnitt arbeite ich rund 15 Stunden pro Woche für den FC Freiburg, es gibt immer etwas zu tun.

Zum Beispiel die Finanzen in den Griff zu kriegen. Es heisst, der FC Freiburg stecke in Geldnöten.

Dass der Verein aktuell nicht auf Rosen gebettet ist, sollte jedem klar sein. Unser Budget beträgt 230 000 Franken, das ist nur ein Drittel des Vorjahres. Wir sind darauf angewiesen, dass unsere Sponsoren Ihre Rechnungen fristgerecht bezahlen. Man kann ihnen aber nicht einfach eine Mahnung schicken, wenn sie im Verzug sind, schliesslich möchte man ja die Zusammenarbeit nicht gefährden. Deswegen kann es ab und an zu finanziellen Engpässen kommen. Dass sich der Verein letzte Saison ein Minus von 69 000 Franken aufgeladen hat, macht es auch nicht leichter. Wir sind aber bisher allen unseren Verpflichtungen nachgekommen. Es ist mein oberstes Ziel, dass wir das Jahr mit einer schwarzen Null beenden, und ich bin optimistisch, dass uns dies gelingt.

 

Dann stimmt es also nicht, dass im November einige Spieler ihren Lohn nicht erhalten haben?

Ich kann Ihnen garantieren, dass bis jetzt kein einziger Spieler seinen vertraglich zugesicherten Lohn zu spät oder gar nicht erhalten hat. Hingegen haben wir bei allen 10 Prozent ihres Lohns zurückbehalten, so wie es vertraglich für den Fall einer sportlichen Relegation vorgesehen ist. Natürlich ist die Meisterschaft noch nicht zu Ende und wir sind noch nicht abgestiegen, aber wir wollten diese 10 Prozent nicht erst Ende Saison einfordern. Jene, die den Verein in der Winterpause verlassen haben, hätten dann nicht für den Abstieg geradestehen müssen. Selbstverständlich wird im Fall eines Ligaerhalts allen ihr Geld rückvergütet.

Finanzielle Anreize als Motivation für gute Leistungen – läuft das heute so im 1.-Liga-Fussball?

Im Idealfall hat es in einer Mannschaft nur Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, die sich mit dem Club identifizieren und die für diesen spielen wollen. Dann braucht es weniger finanzielle Anreize. Beim FC Freiburg ist das aber nicht der Fall. Vor Jahren hatte man die Nachwuchsabteilung aufgelöst, um voll auf die erste Mannschaft zu setzen. Diesen Fehler hat man inzwischen zwar wieder korrigiert, aber wir zahlen auch heute noch die Zeche dafür. Der grösste Teil unserer Mannschaft hat schlicht keine Beziehung zum FC Freiburg und spielt nur des Geldes wegen hier. Wir haben unsere Lehren aus der Vergangenheit gezogen. Seit dieser Saison investieren wir wieder mehr in den Nachwuchs und arbeiten mit dem FC Richemond und dem FC Central zusammen.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit den Stadtclubs?

Sie trägt schon Früchte, die Teams von Freiburg Stadt sind bei den Junioren A, B und C Tabellenführer. Realistisch muss man aber sagen, dass selbst Spieler, die aus den Inter-Mannschaften kommen, nur sehr selten über 1.-Liga-Niveau verfügen. Es ist deshalb eine Illusion zu glauben, dass man nur mit eigenen Junioren ein konkurrenzfähiges 1.-Liga-Team bilden kann. Hier sind wir auf das Team FFV angewiesen. Die kantonale Auswahl hat die letzten zwei Jahrzehnten aber viel zu wenige Spieler herausgebracht. Erst seit wenigen Jahren sieht man einen positiven Trend. Dennoch sollte man sich in Kanton Freiburg mal grundsätzlich Gedanken über die Jugendförderung ­machen.

Inwiefern?

Das aktuelle System mit dem Team FFV ist auf den Spitzenfussball ausgerichtet. Es hat zum Ziel, möglichst Nationalspieler herauszubringen. Wenn man ehrlich ist, muss man eingestehen, dass der Erfolg nur sehr mässig ist. Dennoch werden bei den Vereinen regelmässig die besten Talente abgezogen. Diese identifizieren sich nach ihrer Zeit beim Team FFV im Grunde genommen aber mit keinem Verein mehr und ­schauen nur noch aufs Geld. Die regionalen Clubs bleiben neben dem Team FFV auf der Strecke.

In der Winterpause hat es beim FC Freiburg einige Abgänge gegeben. Waren diese geplant?

Sowohl als auch. Im Idealfall hat man in der Winterpause zwei, höchstens drei Wechsel. Wir hatten neun Abgänge: Julien Bize, Lionel Buntschu, Phi Nguyen, Hasib Ferhatovic, Mirphi Dimonekene, Maxime Mason, Julius Oke, Kevin Pianaro und Nader Bouzenna. 13  Spieler der Vorrunde sind noch dabei. Die meisten der abgewanderten Spieler haben unsere Erwartungen nicht erfüllt. Wir sind denn auch nicht traurig, haben sie den Verein verlassen. Spieler brechen heute schnell ihre Verträge, nur um für 100 Franken mehr im Monat anderswo zu spielen. Ich frage mich schon, warum man überhaupt Verträge macht. Sie sind das Papier nicht wert, auf dem sie stehen.

Den Vertrag von Trainer Pierre-Alain Schenevey haben allerdings Sie im Oktober aufgelöst.

Den Trainerwechsel hätten wir uns gerne erspart, weil er uns vor allem finanziell sehr wehgetan hat. Nach neun Niederlagen in Folge mussten wir aber reagieren. Wir haben die sportliche Situation ausgiebig mit dem Trainer diskutiert und kamen gemeinsam zur Einsicht, dass es besser ist, die Zusammenarbeit zu beenden.

Es geht das Gerücht herum, dass Sie keine neuen Spieler gefunden haben und Freiburg für die Rückrunde noch kein Team beisammen hat. Was ist da dran?

Gar nichts, keine Ahnung, wer solche Gerüchte in die Welt setzt, und mit welcher Absicht. Fakt ist, dass wir am vorletzten Dienstag den Trainingsbetrieb wieder aufgenommen haben und dabei 29 Spieler auf dem Feld standen, die mit uns die Rückrunde absolvieren möchten. Bis zum ersten Match am 2. März werden wir das Kader auf 22 Spieler reduzieren.

Wie viele der Neuen verfügen über 1.-Liga-Erfahrung?

1.-Liga-Erfahrung ist nicht entscheidend, das hat man in der Vorrunde gesehen. Einige Spieler verfügten sogar über Super-League-Erfahrung und haben trotzdem auf ganzer Linie enttäuscht. Wichtiger sind Wille, Einsatz und der stete Drang, sich verbessern zu wollen. Darauf haben wir bei der Auswahl der Spieler für die zweite Saisonhälfte besonders geachtet. Wir werden bessere Resultate erzielten als in der Vorrunde, davon bin ich überzeugt.

Den Goalgetter, den Sie bereits in der Vorrunde gerne verpflichtet hätten, haben Sie nach wie vor nicht gefunden. Warum gelingt es Freiburg nicht, gute und gestandene Spieler zu engagieren?

Die Antwort ist einfach: Es mangelt uns an Geld. Finanziell kann Freiburg nicht mit den anderen Teams der 1. Liga mithalten, da diese zum Teil von den Gemeinden subventioniert werden und Beträge von bis zu einer halben Million Franken erhalten. Wir müssen dagegen sogar bezahlen, um im St. Leonhard spielen zu dürfen. Zudem müssen wir einen Teil unserer Eintrittseinnahmen der Stadt abgeben. Dass wir unter diesen Umständen überhaupt noch in der 1. Liga spielen, grenzt an ein Wunder. Zudem jagen sich die Freiburger Vereine immer wieder gegenseitig die Spieler ab.

Wie meinen Sie das?

Es ist kein Geheimnis, dass Klubs aus der 2. Liga inter, der 2. Liga regional und sogar der 3. Liga Spieler bezahlen, natürlich nicht offiziell, aber auch nicht zu knapp. Sie müssen nur einzelne Spieler finanzieren und können entsprechend höhere Summen aufwenden. Wir haben ein ganzes Kader zu entlöhnen und können den einzelnen Spielern nicht so hohe Saläre anbieten. Es gibt immer wieder Spieler, die nicht zu uns kommen wollen, obwohl sie das Niveau hätten, weil sie in einer tieferen Liga mehr verdienen. Im Grunde weiss jeder von dieser Problematik, aber keiner tut was dagegen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass der FC Freiburg in absehbarer Zeit mehr Geld zur Verfügung haben wird, ist sehr klein. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass es neben Gottéron und Olympic schwierig ist, etwas vom Sponsorenkuchen abzubekommen. Müsste man diesen Tatsachen nicht ins Auge sehen und sich eingestehen, dass man in der 1. Liga strukturell überfordert ist und in der 2. Liga inter besser aufgehoben wäre?

Solange es rechnerisch möglich ist, den Ligaerhalt zu schaffen, werden wir es versuchen. Aber nicht um jeden Preis. Wir haben bewusst darauf verzichtet, Spieler aus dem Ausland zu holen, obwohl wir die Möglichkeiten dazu gehabt hätten. Grundsätzlich denke ich, dass die 2.  Liga  inter das bessere Produkt ist als die 1. Liga, die aufgrund der grossen Distanzen zwischen den Klubs nur sehr wenig Leute interessiert. Für unsere Sponsoren würde die 2.  Liga  inter mehr Visibilität bedeuten, weil mehr interessante Derbys stattfinden. Ich persönlich könnte mit einem Abstieg gut leben, andere im Club sehen das allerdings etwas anders.

Ein sofortiger Rückzug des FC Freiburg aus der Meisterschaft – so wie es in den letzten Wochen gelegentlich zu vernehmen war – war demnach nie eine Option?

Der stand nie zur Diskussion.

Eine Fusion mit ihrem langjährigen Stadtrivalen FC Richemond hingegen schon.

Ja, am Montag haben die Vorstände der beiden Vereine der Fusion zugestimmt. Sie soll auf nächste Saison hin vollzogen werden. Bis Ende April müssen wir beim Schweizerischen Fussballverband den entsprechenden Antrag einreichen. Wie die Zusammenarbeit konkret aussehen wird, ist noch nicht restlos geklärt. Erst müssen die beiden Vereine an ihrer Club-GV der Fusion zustimmen und dann im März bei der Gründungsversammlung ihr Okay geben.

Was erhoffen Sie sich von der Zusammenarbeit mit Richemond?

Wir werden über ein viel grösseres Reservoir an Spielern verfügen. Die besten Kräfte werden in einem Team gebündelt, dadurch steigt das Niveau des Fanionteams, wie immer das auch heissen wird. Die Kosten sinken, weil nur noch die Spieler eines Teams bezahlt werden müssen. Und die Juniorenförderung wird noch professioneller werden.

Sie haben bei Ihrer Amtsübernahme gesagt, dass Sie den FC Freiburg wieder zur Nummer 1 des Kantons machen wollen. Glauben Sie immer noch daran?

Klappt die Fusion mit Richmond, und daran arbeiten wir akribisch, so denke ich, dass es möglich ist, die Nummer 1 im Kanton zu sein. Dies heisst aber nicht automatisch das wir in der 1.  Liga sein werden. Die Zukunft wird es weisen.

«Die regionalen Clubs bleiben neben dem Team FFV auf der Strecke.»

«Wenn alles glatt läuft, wird die Fusion mit dem FC Richemond auf nächste Saison hin vollzogen.»

«Die meisten der abgewanderten Spieler haben unsere Erwartungen nicht erfüllt.»

«Spielerverträge sind heutzutage das Papier nicht wert, auf dem sie stehen.»

 

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema