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«Keine Vereinsstruktur und schlechte Kommunikation»

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Der FC Freiburg hat am Dienstag bekannt gegeben, dass er die Zusammenarbeit mit seinem Trainer Ismaël Djelid Ende Saison beendet. Ein Entscheid, den der 48-Jährige als Respektlosigkeit gegenüber seiner Arbeit und der Arbeit seines Staffs empfindet, wie er den FN erklärt. Zudem erläutert Djelid, warum sein Team zuletzt ohne Seele gespielt habe und warum beim FC Freiburg unbedingt ein Umdenken stattfinden müsse.

 

Ismaël Djelid, in der Rückrunde haben Sie mit dem FC Freiburg in zehn Spielen drei Mal gewonnen und sieben Mal verloren. Sind Sie mit dieser Bilanz zufrieden?

Nein, überhaupt nicht. Wir wollten unter die ersten drei kommen, um bei den Aufstiegsspielen zur Promotion League dabei zu sein. Als Neuntplatzierter sind wir weit weg von unseren Zielen.

Vor Beginn der Rückrunde haben Sie gesagt, dass Ihr Team dank den Wechseln in der Winterpause noch stärker sein werde als in der Vorrunde. Das Gegenteil ist eingetroffen. Was lief falsch?

Die technischen Qualitäten der Mannschaft waren nach den Wechseln in der Rückrunde wie erwartet besser als in der Vorrunde. Allerdings haben einige der Neuzuzüge bezüglich Engagement und Teamgeist enttäuscht. Da habe ich mich bei einigen Spielern in ihrer Persönlichkeit getäuscht. Das Hauptproblem war, dass wir in der Winterpause zu viele Wechsel hatten. Sieben Neuzugänge und elf Abgänge, das war so nicht geplant. Der Club konnte sich die Spieler aber nicht mehr leisten. Eine Kürzung der Löhne wollten die Spieler jedoch nicht akzeptieren, also sind sie gegangen.

Können Sie angesichts der Resultate in der Rückrunde verstehen, dass Freiburg den Vertrag mit Ihnen als Trainer nicht verlängern will?

Wenn die Resultate nicht stimmen, muss der Trainer gehen, so läuft es im Fussball. Betrachtet man nur die nüchternen Zahlen, dann kann ich den Entscheid des Vereins nachvollziehen. Verstehen kann ich ihn aber nicht.

«Meine Aufgabe als Trainer ist es nicht, den Spielern zu gefallen, sondern sie und das Team weiterzubringen.»

 
 

Warum nicht?

Weil wir ein gemeinsames Projekt aufgegleist hatten. Wir wollten mehr junge Spieler und vor allem mehr Spieler aus Freiburg ins Team holen und dann den Aufstieg in die Promotion League schaffen. Wir waren auf gutem Weg. Spieler wie Steve Schmidhäusler, Robyn Chirita und Ylber Mejdi kannte hier niemand, obwohl sie alle Freiburger sind. Sie waren bei anderen Vereinen engagiert, und ich habe sie zurückgeholt. Sleo Freiburghaus und Bryan Marques hatten vorher beim FCF nie eine richtige Chance erhalten, ich habe sie gefördert und in dieser Saison zu Stammspielern gemacht – ganz im Sinne unseres Projekts. Das Umsetzen eines Projekts dauert zwei bis vier Jahre. Wieso wirft man nach einer Saison bereits wieder alles über den Haufen?

Das könnte der neue Trainer sein.

Als Grund für die Nicht-­Vertragsverlängerung hat Ehrenpräsident Héribert Brülhart erklärt, dass Sie den Draht zu den Spielern verloren hätten und das Team einen Trainerwechsel begrüssen würde. Was sagen Sie zu dieser Kritik?

Der TK-Chef ist zu den Spielern in der Kabine gegangen und hat sie gefragt, ob sie mit mir als Trainer weitermachen wollen oder nicht. Als ich das gehört habe, musste ich lachen. Meine Aufgabe als Trainer ist es nicht, den Spielern zu gefallen, sondern sie und das Team weiterzubringen. Daran sollte der Trainer gemessen werden, nicht an seinem Beliebtheitsgrad. Sicher gibt es einige Spieler, die meine Art nicht mögen. Es hat aber ebenso viele, die sie schätzen.

Sind Sie zu hart, zu fordernd mit den Spielern?

Ich bin zweifellos ein sehr fordernder Trainer, der immer besser werden will. Ich habe eine starke Persönlichkeit und einen starken Willen, ich bin hart mit den Spielern und mir selber. Diese Eigenschaften will ich auch den Spielern weitergeben, denn die braucht es, wenn man nach oben kommen will. Wenn mir der Vorstand jetzt vorwirft, ich sei zu hart für einen 1.-Liga-Verein, verstehe ich die Welt nicht mehr. Wäre ich Ende letzter Saison, als ich den FC Freiburg als Tabellenletzten übernommen habe, nicht so hart gewesen, würde das Team jetzt in der 2. Liga inter spielen. Die Leute im Vorstand vergessen, dass wir die beste Saison seit Jahren spielen. Das Team zeigt einen spektakulären Fussball und ist mit Leidenschaft und Freude bei der Sache.

Von Leidenschaft und Freude war bei Freiburg in den letzten Wochen nicht so viel zu sehen. Das Team hinterliess eher einen resignierten Eindruck.

Das verwundert nicht, nach all dem, was in letzter Zeit im Umfeld des FC Freiburg passiert ist. Kein Präsident, keine Vereinsstruktur, ein Mangel an Kommunikation und Transparenz, das Hin und Her mit dem Trainer, nicht oder zu spät bezahlte Löhne. Die Gründe für die ungenügenden Resultate in der Rückrunde waren nicht sportlicher Natur, sondern lagen abseits des Platzes.

Welchen Einfluss hatte die Tatsache, dass Freiburg während drei Monaten ohne Präsident dastand?

Die Spieler hatten keinen Patron, sie fühlten sich alleingelassen. Wenn sie den Lohn nicht erhielten oder sonst ein Problem hatten, wussten sie nicht, wen anzusprechen. Brülhart sagte den Spielern jeweils, er sei nur der Ehrenpräsident, sie müssten mit dem TK-Chef schauen. Und TK-Chef Bernard Joye schickte die Spieler jeweils zu Brülhart, weil dieser der Chef sei. Für die Spieler ist das demoralisierend. Die Kommunikation beim FCF funktioniert überhaupt nicht. Das Einzige, was funktioniert hat, war die 1. Mannschaft, weil ich sie am Laufen gehalten habe.

«Die ständigen Diskussionen haben die Mannschaft total destabilisiert.»

 
 

Gab es oft Probleme mit Lohnzahlungen?

Das kam immer wieder vor. Vor dem wichtigen Spiel gegen Düdingen hat der Verein den Spielern 350 Franken zu wenig ausbezahlt. Der Verein hat die Beträge für die Tombolas und das Gönner-Essen direkt vom Lohn abgezogen. Das ist an sich in Ordnung, aber man hat es nicht kommuniziert. Die Spieler kamen zu mir und sagten: «Coach, warum haben wir zu wenig erhalten? Wenn wir das Geld nicht erhalten, spielen wir nicht.» Die Spieler wollten deswegen gar das Training boykottieren. Solche Sachen schlagen auf die Moral und sind absolut unnötig. Genauso wie das Theater um den Trainerposten.

Inwiefern?

Als Spieler willst du irgendwann mal Klarheit haben, wer nächste Saison Trainer ist. Statt Klarheit zu schaffen, sorgte der FCF überall für Verwirrung. Der neue Präsident versicherte, Djelid bleibe auf jeden Fall. Der TK-Chef sagte, der Trainer bleibe zu 90  Prozent, derweil Brülhart beteuerte, die Chancen stünden 50:50. Und der neu engagierte TK-Chef liess verlauten, ich sei nur einer von etlichen Trainerkandidaten. Schliesslich spielte jemand der Zeitung «La Liberté» eine Kopie eines offiziellen Kündigungsschreibens an mich zu, so dass die Spieler in den Medien lesen mussten, ich sei nicht mehr Trainer. Es ist kein Problem, wenn mich der Verein nicht mehr als Trainer will. Aber dann soll er es offen und sauber kommunizieren. Mit diesem Hin und Her hat man das Team total destabilisiert.

«Beim FC Freiburg werden immer wieder die gleichen Fehler von den gleichen Leuten begangen.»

 

Mit welchen Auswirkungen?

Die Niederlagen gegen Düdingen und das Team Waadt waren nicht sportlicher Natur, sondern die Folge der ganzen Ereignisse im Umfeld. Es war offensichtlich, dass etliche Spieler ohne Seele und Willen spielten und nicht mehr für das Team kämpften. Wenn ich sie darauf anspreche und frage, warum sie plötzlich so viele Fehlpässe machen, antworten sie mir, es sei ihnen egal. Der ganze Club sei ihnen inzwischen egal. Ist das nicht erschreckend?

Was muss sich ändern, damit es wieder besser läuft?

Beim FC Freiburg werden immer wieder die gleichen Fehler von den gleichen Leuten begangen. Solange der Verein keine Strukturen hat und jeder überall reinredet, kommt er nirgendwo hin. Es braucht Ideen und klare Visionen. Ich habe den Verantwortlichen gesagt: «Sucht einen Präsidenten, verbessert eure Kommunikation, schafft richtige Strukturen und lasst den Trainer seine gute Arbeit fortführen. Ihr müsst nur etwas helfen, indem ihr Stabilität und Kontinuität in den Verein bringt.» Gemacht wurde gar nichts.

Der FC Freiburg hat für nächste Saison einen neuen Präsidenten, einen neuen Vizepräsidenten und einen neuen Sportchef gefunden. Wird es nun besser?

Ich hoffe es sehr. Ich lebe seit über 20  Jahren in Freiburg, der Club liegt mir sehr am Herzen. Der neue Vorstand hat ein neues Projekt, es wird sich zeigen, ob es funktioniert. Der FC Freiburg hat in den letzten Jahren ständig ein neues Projekt angefangen und es nach spätestens einer Saison wieder über den Haufen geworfen. Ob es diesmal klappt, wird sich zeigen. Entscheidend wird sein, ob der Vorstand den grossen Einflüsterern, die überall mitreden wollen, widerstehen kann. 

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