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Fussballfans sind auch nur Menschen

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Autor: pascal jäggi

Freiburg Fussballfans werden in der Öffentlichkeit im Allgemeinen als primitive Chaoten wahrgenommen. Das ist dem Psychologen und Fanbetreuer David Zimmermann zu einseitig. «Die Kurven sind für viele ein Lebensraum, ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens», sagte Zimmermann in einem Vortrag beim Panathlon-Club Freiburg. Entsprechend reagieren die Fans, wenn andere Akteure in ihren Raum eingreifen, der Club oder die Polizei beispielsweise. «Die Kommunikation ist oft mangelhaft, die Fronten verhärtet.» Wenn Dinge verboten werden, werden sie aus Trotz weiterhin gemacht, das Abbrennen von Pyros (Signalfackeln) beispielsweise, meinte der Fanbetreuer. «Da können auch wir nicht viel machen, in dieser Frage lässt keine Seite mit sich reden.»

Die Medien tragen nicht zur Deeskalation bei. «Leider ist oft das Einzige, was die Medien in Zusammenhang mit Fans interessiert, ob sie Krawall machen», sagte David Zimmermann bedauernd. Bezeichnenderweise werden verwerfliche Bilder von «Fans», die Fackeln auf andere Zuschauer werfen, immer wieder am Fernsehen gezeigt, statt den Tätern diese öffentliche Plattform zu verweigern.

Normale Hooligans

Als Fanarbeiter war David Zimmermann lange beim Grasshoppers-Club (GC) beschäftigt, zu Zeiten der berühmt-berüchtigten Hardturm-Front, einer Hooligan-Vereinigung. «Vor dem Champions-League-Spiel GC – Ajax Amsterdam haben wir ein Fussballspiel zwischen Hooligans organisiert und die Medien eingeladen. Ein Journalist hat sich gemeldet. Er wollte bloss wissen, ob sich die Hooligans nach dem Spiel die Köpfe einschlagen. Dass auch Hooligans für einmal positive Schlagzeilen machen, hat hingegen niemanden interessiert.»

Wie mit verbesserter Kommunikation Konflikte entschärft werden, erzählte Zimmermann an einem Beispiel aus dieser Hockeysaison, dem Fall «Grauholz». Bieler Fans hatten damals auf der Autobahnraststätte Grauholz Oltner Hockeyanhänger angegriffen. Die Polizei nahm die Identität aller Bieler auf, die damals vor Ort waren, und ermittelte gegen sie. Der EHC Biel sperrte die Fangruppierung kollektiv aus dem Stadion. Daraufhin strebten die Fanarbeiter eine Mediation zwischen Club und Fanclub an, was schliesslich dazu führte, dass sich die für den Angriff verantwortlichen Mitglieder des Fanclubs der Polizei stellten und die anderen straffrei blieben, sagte Zimmermann.

Während die Fanarbeit bei den Clubs intensiv ist, beschränkt sie sich schon fast aufs Anekdotische, wenn es um die Nationalmannschaften geht. Zimmermann war an der Euro 2004 und der WM 2006 vor Ort. «Wir informieren die Fans über das Land oder helfen ihnen mit praktischen Fragen. Oft sind die Leute einfach nur froh, wenn jemand ihre Sprache spricht.» Einzig vor dem Spiel gegen England 2004 hätten die Fanarbeiter zur Deeskalation beitragen wollen. «Aber die englischen Fans sind auch nicht mehr so schlimm wie früher.» Es liege vor allem daran, dass Nationalmannschaften viel seltener aufeinandertreffen als Clubs, dass die Feindschaften der Fans auf kleinerer Flamme kochen, meinte Zimmermann.

Um wieder auf die Medien zurückzukommen: Wer vor einem Spiel England – Deutschland die englischen Boulevardblätter begutachtet, merkt, wie schnell die Flamme der Feindschaft zum Lodern gebracht werden kann.

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