Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Füsse auf Erden

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Tausende, Millionen Füsse … Es ist ein Fuss-Sprudeln, ein Bein-Flirren, ein bildbestimmendes Tun. Der Ort, an dem ich dies sah, ist zum Begehen geschaffen: Ich befand mich unter der Erde, in einer wichtigen Metrostation der Grossstadt.

Ankommer, Um- und Aussteiger, Einsteiger, Hinaufsteiger, jeder Einzelne schritt zu seinem Zweck und Ziel. Da umgebaut wird in dieser Station, ist der Bodenbelag so, dass Tausend, Millionen Füsse laut hörbar werden, stampfen. Füsse, Füsse, Füsse …

Niemand denkt an seine Füsse? Viele denken an ihr Gesicht. Oben zurechtgemacht, unten vergessen … Wer denkt schon an seine Füsse, ausser sie schmerzen? Obwohl sie mich durchs Leben tragen, meine Füsse. Als ich stehen blieb, um eine Weile dem Schreiten zuzusehen, wie es seinen scheinbar unablässigen Lauf nahm, war ich sofort Störung im Fluss. Ich stellte mich kurz an eine Wand, um das Gehen, Trippeln, Stöckeln als bewegtes Ganzes zu fühlen, das Eilen, alle im selben Fluss, fast im selben Rhythmus.

Unsere Füsse, unsere selbstverständliche Tragfläche von hier nach dort, menschlicher Automatismus eines intakten Körpers. Ich schaue in der Metro zu, sehe den Schwindel der Masse auf ihrem Lebensparcours. Da gibts keine Abstraktion des Schreitens, nur das Glück des Unbehindert-Seins.

Zwei meiner Enkelkinder besuchen begeistert Kletterkurse. Ein Blitzgedanke in dieser Metrostation: Könnte ein bewusstes Fuss- und Handplatzieren einen Weg nach oben, ein Entkommen aus dem Millionengetrampel der Welt bedeuten? Einen Platz der Übersicht?

Wir haben einen Freund, der geht übers Seil. Er kann das. Hoch über dem Boden, von hier nach dort, ein kurzer, langer Weg, ein Luftweg. Er ist auch schon übers Seil geschritten in unserer Stadt. Er schritt über der Hauptstrasse vom Waffenhaus zum Gemüsehaus, und unten standen die Leute mit den Köpfen im Nacken. Ich sah: Augenblicklich – als unser Freund das Seil betrat – schienen den Zuschauern Wurzeln zu wachsen, so reglos verankert standen sie, und so bewusst fühlten sie wohl, was Bodenhaftung, was Füsse bedeuten. Nur der Luftgeher schritt über den Köpfen, als würde sich sein Körper von der Umgebung lösen, bliebe nur noch Luft und Geste, die fast zum Tanz wird. Enthoben aller Fusswege, aller für Füsse vorgesehener Einrichtungen schritt er: Ein Bein hob er an, mit lockerem Knie, streckte den Unterschenkel, tippte mit den Zehenspitzen das Seil, um leicht schleifend nach vorn zu rutschen, um auf der Fusssohle zu stehen, dann dasselbe mit dem andern Bein. Der ganze Körper war ausschliessliches Schreiten, Gewicht Verschieben und Halten. Und man sah von unten die Fusssohlen, das so sehr bewusste Schreiten, man schaute in bewegungsloser Selbstverankerung, wohl ein Reflex auf das Luft-Schreiten.

Kein Luft-, aber ein Bergtänzer war ein anderer Berufsschreiter, der mir begegnete als Bergführer im Atlasgebirge von Marokko. Hussein trug hohe Bergschuhe aus Hartleder. Er trug sie stets nur wenig zugebunden, so dass sie immer etwas um seine dünnen Unterschenkel und um seine Füsse schlackerten. Als er gegen Ende unseres Trips vermehrt über Fussschmerz klagte, fragte ich nach der Art des Zubindens seiner Bergschuhe. Er sei immer so gelaufen, sagte er, kein Problem. Ich schaute auch seine Füsse an, bot gute Creme an, obwohl seine Füsse völlig intakt waren, seine Haut sehr in Ordnung wirkte. Hussein klagte weiter ab und zu über Fussschmerz, mit einem Blick auf meines Mannes Schuhe, wir waren ratlos, kümmerten uns aber fortan immer wieder etwas um seine Füsse. Am Schluss unserer Wanderung beschlossen wir, Hussein, unserem freundlichen und kompetenten Bergführer, die Schuhe meines Mannes zu schenken. Hussein freute sich sehr, die Schmerzen hörten auf. Nachdem wir uns verabschiedet hatten, sahen wir die Schuhe kurze Zeit später im dörflichen Schuhladen zum Verkauf angeboten. Ich höre uns jetzt noch lachen.

Und obwohl ich nicht gern ungefragt Ratschläge gebe: Füsse pflegen! Sie tragen dich durchs Leben.

Sus Heiniger ist Kunstmalerin und lebt in Murten. Als FN-Gastkolumnistin schreibt sie regelmässig zu selbst gewählten Themen.

 

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema