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Ganze Bergwälder werden aufgegeben

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Ganze Bergwälder werden aufgegeben

Aus Geldmangel muss der Kanton Prioritäten in der Borkenkäfer-Bekämpfung setzen

Wälder, die grossenteils vom Borkenkäfer befallen sind und keine Schutzfunktion für Menschen übernehmen, werden sich selbst überlassen. Dies ist die Folge von gekürzten Bundessubventionen für den Kanton Freiburg.

Von CHRISTIAN SCHMUTZ

Lothar ist immer noch brandaktuell. Viele durch den Jahrhundertsturm im Dezember 1999 geschwächte Bäume haben in den letzten Jahren zu einer Vergrösserung der Borkenkäfer-Population geführt. Der heisse Sommer 2003 hat dem Winzling mit dem grossen Appetit noch zusätzliche Lebenskraft gegeben. «Es war so lange heiss und schön, dass gleich drei Generationen von Borkenkäfern überlebten», sagte Staatsrat Pascal Corminboeuf bei der gestrigen Medienkonferenz in Jaun. Vom schlimmstmöglichen Szenario sprach Walter Schwab, Vorsteher des Amtes für Wald, Wild und Fischerei.

Schutzwälder im Mittelpunkt

Fürs Jahr 2004 rechnet der Kanton mit Kosten infolge der Borkenkäfer-Plage von 23,2 Mio. Franken, 18,8 Mio. Franken davon in den Berggebieten. In den Bergen bestehen mehr als ein Dutzend genehmigte Projekte in Waldstücken mit Schutzfunktionen. Hier werden waldbauliche Massnahmen bereits von Bund und Kantonen unterstützt. So werden 2 Millionen der errechneten Arbeitskosten von 3,2 Mio. Franken durch Subventionen abgedeckt.

Im Jauntal beispielsweise muss der Wald das Dorf und seine Bewohner vor Lawinen, Steinschlag und Sturzbächen schützen. Drei so genannte «Waldbau B/C»-Projekte werden hier durchgeführt. Befallene Bäume werden entfernt, neue Mischwälder angepflanzt, Drahtnetze zum Schutz der Bevölkerung aufgestellt, da die Bannwälder allein ihre Schutzfunktion nicht mehr wahrnehmen können. Eines dieser Projekte befindet sich nördlich der Jaunpass-Strasse, eines im Sonnenalpwald nördlich der Dörfer Jaun und Im Fang und ein drittes im Matt- und Tosswald südlich von Jaun und Im Fang.

Auch in gesunden und jungen Fichten

Die Aussichten fürs Jahr 2004 sind schlecht. Trotzdem wird das Jahr im Kampf gegen Borkenkäfer entscheidend sein. «Im 2003 wurde das Holz geschwächt und in rund einem Monat wird es wieder losgehen», sagte Forstinspektor Louis Page. Man habe ganze Heime von Borkenkäfern gefunden, die nach einigen wärmeren Tagen hervorkommen werden.

Längst greift «Borki» nicht mehr nur alte, geschwächte Fichten an. Durch die Überpopulation gehen sie auch auf gesunde und junge Fichten über. Ganze Wälder seien massiv befallen. Da warte viel Arbeit auf die Förster und Forstarbeiter.
Entgegen der Realität im Wald hat das Bundesparlament nun aber ein Entlastungsprogramm verabschiedet, in dem unter anderem die Subventionen für Waldbauprojekte stark gekürzt wurden. Statt der errechneten und erhofften 7 Millionen erhält der Kanton nicht einmal 2 Millionen Franken vom Bund.

Kanton muss Prioritäten setzen

«Das Desinteresse des Bundes hat direkte Auswirkungen auf die Waldwirtschaft», klagte Pascal Corminboeuf, Direktor der Institutionen und der Land- und Forstwirtschaft. «Wir geben hier ein echtes Alarmsignal, denn die Politiker rechnen oft nur auf vier Jahre hinaus», sagte der Staatsrat. Und auch Dienstchef Schwab sagte, dass dies eine Folge der Abstimmung im Parlament sei; von Leuten, die sich kaum ein Bild vor Ort gemacht hätten.

Mit nur 28 Prozent der erwarteten Subventionen muss der Kanton Prioritäten setzen. Diese liegen einerseits im Berggebiet, andererseits in Wäldern mit Schutzfunktionen. Für private Waldbesitzer im Flachland macht der Kanton eine Geste, indem für aufgeführte Arbeiten bis Mitte Juli der kantonale Anteil von durchschnittlich acht Franken pro Kubikmeter Holz weiter bezahlt wird. «So sind die Waldbesitzer nicht auf sich allein gestellt, und die heftigste Befallswelle, die im Frühling stattfindet, kann bekämpft werden», schreibt das Amt für Wald, Wild und Fischerei an die Medien.

«Ganze Wälder werden braun»

Die zweite Priorität hat optische Auswirkungen. Für Wälder in Nebentälern, die keine Schutzfunktion übernehmen und deren Befallsanteil mehr als 50 Prozent beträgt, gibt es keine Subventionen mehr. Der Borkenkäferbefall wird so oder so nicht mehr unter Kontrolle gebracht werden können. «Abgestorbene Fichten bleiben in diesen Gebieten ungenutzt», sagte Forstinspektor Page. «Die ganze Landschaft verändert sich, die Bäume geben ein bedauerliches Bild ab, ganze Wälder werden braun und trocken», fuhr er fort, um schliesslich entmutigt bekannt zu geben: «Wir haben keine Wahl, wir müssen solche Seitentäler aufgeben.»

Es ist den Kantonsvertretern anzusehen, dass sie dies ungern tun. Neben der fehlenden wirtschaftlichen Einnahmequelle für die Eigentümer hilft der Wald ja auch, dass das Regenwasser in den Boden fliesst und Grundwasser bildet.
Tote Bäume um den Schwarzsee

«Die Leute müssen sich an Wälder mit toten Bäumen gewöhnen», sagte Forstinspektor Louis Page an der Medienorientierung in den Ruinen der ehemaligen Sommerresidenz der Herren von Corbières oberhalb des Dorfes Jaun.

Wo wird dies der Fall sein? Die Massnahme betrifft Wälder in den Seitentälern südlich des Jauntals – Motelon, Grosser Mung und Kleiner Mung. Aber auch die Fläche vom Schwarzsee über den südlichen Schwyberg bis Schopfenspitz, Euschelspass, Schafberg, Mähre und wieder zurück zum Schwarzsee wird sich selbst überlassen. Ebenso sind ein Stück Wald oberhalb Botterens und eines oberhalb Châtel-St-Denis betroffen.

Ein hässliches Bild dürfte es an diesen Orten bis zu zehn Jahre lang geben. An diesen verjüngungsfreundlichen Standorten werden dann aber Jungbäume für Farbe sorgen. Diese werden aber noch keine Schutzfunktion übernehmen und nicht holzwirtschaftlich genutzt werden können. Nach etwa 20 Jahren dürften dann die abgestorbenen, alten Bäume von selbst umstürzen. chs
Waldprogramm der ForstUnternehmer

Das Entlastungsprogramm 2003 des Bundes stellt auch die Schweizer Forstunternehmer vor eine Herausforderung. Sie haben in Bulle ein Waldprogramm beschlossen.

Dem Schweizer Nutzwald werden bis 2006 die Subventionen von 57 Millionen auf 27 Millionen Franken zusammengestrichen. Durch die Abstriche dürften im Schweizer Wald 700 bis 800 Arbeitsplätze verloren gehen, prognostizierte das Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft.

In Bulle bezog nun am Freitag der Verband schweizerischer Forstunternehmungen (VSFU) Position. Im Wald herrsche angesichts der unterschiedlichen Vorgaben Konfusion, sagte VSFU-Präsident Pius Wiss. Die Forstbranche reiche Petitionen für den Schutzwald-Unterhalt ein, demonstriere und suche Allianzen. Bis 2005 soll die Hälfte des jährlich in Schweizer Wäldern geschlagenen Holzes von Forstunternehmen geerntet werden. Derzeit wird nur rund ein Drittel nicht von Waldeigentümern selbst geschlagen. Die Forstunternehmungen wollen darum Lösungen vom Holzeinschlag bis zu Verkauf und Verarbeitung anbieten.

Der VSFU repräsentiert rund die Hälfte der 500 Forstunternehmungen mit ihren 2000 Beschäftigten. FN/sda

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