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«Geburtsfisteln wären einfach zu vermeiden – das ist ja das Tragische»

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«Geburtsbedingte Fisteln, was ist das?» Wie wohl die meisten Schweizerinnen und Schweizer hat auch Monika Mueller Sapin reagiert, als sie den Begriff vor einigen Jahren zum ersten Mal hörte. «In der Schweiz existieren Geburtsfisteln nicht mehr», erklärt die Gynäkologin, die seit 19 Jahren eine Praxis in Freiburg hat. Mittlerweile ist sie jedoch damit bestens vertraut: Vor wenigen Tagen ist sie zum dritten Mal von einem humanitären Einsatz zur Prävention und Behandlung von Geburtsfisteln in einem Entwicklungsland zurückgekehrt.

Löcher in der Scheide

Eine Geburtsfistel ist eine unnatürliche Verbindung zwischen der Scheide und der Blase oder–seltener–der Blase und dem Enddarm. Diese kann entstehen, wenn ein Missverhältnis zwischen Baby und Becken vorliegt; «also wenn das Kind quer liegt, wenn eine Frau Mehrlinge erwartet oder wenn das Becken–wie oft bei jugendlichen Müttern–zu eng ist», erklärt die Gynäkologin. In solchen Fällen kann es zu verlängerten Geburten kommen; der Kopf des Kindes drückt während mehreren Stunden oder sogar Tagen auf das umliegende Gewebe. Dieses wird nicht mehr durchblutet und stirbt ab, es entstehen Löcher.

Gemäss Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO leiden weltweit rund drei Millionen Frauen an Geburtsfisteln, pro Jahr gibt es über 100 000 neue Fälle. «Dies sind aber nur Schätzungen, die Dunkelziffer ist hoch», sagt Mueller Sapin.

Schlimm sei dies nicht nur wegen der Infektionen, die entstehen könnten. «Es ist auch ein soziales Drama: Nach einer solchen Geburt ist das Kind tot und die Frau inkontinent», sagt Mueller Sapin. Wegen dem Loch in der Scheidewand können die Frauen den Urin und allenfalls den Kot nicht mehr halten.

«Betroffene Frauen werden oft aus der Dorfgemeinschaft ausgestossen und leben wie Leprakranke am Rand des Dorfes», erzählt die Gynäkologin. Grund für die Ächtung sei neben dem Gestank auch oft der Glaube, auf diesen Frauen laste ein Fluch.

Kampf auf vielen Ebenen

Bei ihrem ersten humanitären Einsatz war Monika Mueller Sapin in Äthiopien, die beiden anderen Male in Bangladesch. Dies jeweils mit dem unabhängigen Schweizer Hilfswerk Women’s Hope International (WHI), das sich seit 2003 für Frauen mit Blasen- und Darmscheidenfisteln einsetzt.

«Je ärmer ein Land ist, desto mehr Frauen sind betroffen», sagt Mueller Sapin. Vielen schwangeren Frauen fehlt das Geld für eine Behandlung oder gar eine Vorkontrolle. Wenig Spitäler und schlechte Strassen führen im Ernstfall zu Verzögerungen, fehlendes Wissen und Material, um beispielsweise einen Kaiserschnitt auszuführen, tun ein Übriges. «Geburtsfisteln sind keine Krankheit und wären relativ einfach zu vermeiden–das ist ja das Tragische daran.»

Um Geburtsfisteln zu bekämpfen, müsse auf verschiedenen Ebenen gearbeitet werden, sagt Mueller Sapin. Zum einen engagiert sich das Hilfswerk WHI in der Heilung von betroffenen Frauen. Die Operationen seien jedoch oft sehr komplex. «Wenn man in die Scheide reinschaut, sieht man bei vielen dieser Frauen direkt in die Blase. Um ein solches Loch zu schliessen, braucht es Spezialisten mit grosser Erfahrung.»

Ein weiterer Ansatzpunkt ist die Prävention. Diese sei besonders wichtig, betont Mueller Sapin: «Nur mit Operationen werden wir nie einen Rückgang der Betroffenen erreichen.»

So sei die Stärkung und die Bildung der Frauen allgemein ein grosses Anliegen. Eine grössere Eigenständigkeit verringere Zwangsheiraten im Jugendalter und führe zu einer grösseren sexuellen Selbstbestimmung. Das Einsatzgebiet von Monika Mueller Sapin liegt hingegen bei der Ausbildung im medizinischen Bereich. «Ich gebe mein Wissen weiter, zeige, wie man Ultraschallgeräte benutzt, und assistiere bei Kaiserschnitten.»

Wichtig sei ihr, dass ihre Arbeit nachhaltig sei. «Ich kann meine Praxis in Freiburg nicht zu lange vernachlässigen. Ich weiss jedoch: Auch wenn ich weg bin, kann den Frauen geholfen werden.»

Sensibilisierung: Internationaler Tag zu Fisteln

I m Jahr 2000 formulierte die Uno-Generalversammlung einen Massnahmenkatalog mit konkreten Zielvorgaben für das Jahr 2015. Eines dieser sogenannten Millennium-Entwicklungsziele war die Verbesserung der Gesundheitsversorgung der Mütter. Dazu gehöre auch die Eliminierung der geburtsbedingten Fisteln, sagt Gynäkologin Monika Mueller Sapin (siehe Haupttext). Sie betont jedoch: «Davon sind wir noch weit entfernt.» Lange habe das Bewusstsein für diese Problematik gefehlt, nun werde es langsam geschaffen. So wird dieses Jahr zum fünften Mal der internationale Kongress zu Geburtsfisteln durchgeführt. Zudem hat die Weltgesundheitsorganisation den 23. Mai zum Internationalen Tag zur Elimination der geburtsbedingten Fisteln erklärt. Morgen Freitag wird er zum zweiten Mal begangen. «Auch wenn es noch weit ist: Wir sind auf dem richtigen Weg», sagt Mueller Sapin. rb

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