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Gefängnisdirektor Franz Walter: «Das Gefängnis ist eine Macho-Welt»

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Acht Jahre lang war Franz Walter Direktor der Strafanstalten von Bellechasse. Seit knapp einem Monat ist der 61-Jährige in Frühpension. Auf eine freie Stelle als Gefängnisdirektor hat sich Franz Walter ursprünglich «mehr aus Jux» beworben, wie er im Gespräch mit den FN fröhlich erzählt. «Ich arbeitete beim Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement und stellte mir 2003 die Frage, ob ich beim Bund alt werden möchte oder nicht.» Er habe eine Standortbestimmung gemacht und sich dann entschieden, «raus zu gehen und mich zu bewerben». Für die Stelle als Gefängnisdirektor von Bellechasse habe er sich keine echten Chancen ausgerechnet: «Ich bin nicht Jurist, mein Französisch war auch noch nicht so gut, und ich war nicht verbandelt.» Umso erstaunter sei er gewesen, dass er es bis zum Assessment schaffte und zu guter Letzt sogar den Zuschlag erhielt. «Ich bekam es damals aber mit der Angst zu tun und zog mich zurück.» 2005 übernahm er die Leitung der Aids-Hilfe Schweiz. Aber er habe es später bereut, die Stelle als Direktor nicht angenommen zu haben, erzählt der zweifache Vater und Grossvater an seinem idyllisch gelegenen Wohnort in Villaret, wo er seit rund 36 Jahren lebt.

2007 sah Franz Walter die Stelle als Leiter des Massnahmenzentrums St. Johannsen im Kanton Bern ausgeschrieben. «Ich habe mich beworben, und sie haben mich genommen.» 2012 übernahm er die Leitung in Bellechasse. Er war der erste Direktor, der nicht in der Villa auf dem Gelände der Strafanstalten lebte. «Auch wenn die Villa sehr schön gewesen wäre: Die Distanz war gut für mich und meine Familie.» An der Aufgabe gereizt habe ihn der Kontakt zu Menschen in Extremsituationen und eine recht grosse operative Freiheit. Seine Maxime war von Beginn an die Resozialisierung der Straftäter: «Der Effekt eines intelligenten Strafvollzugs sind weniger Rückfälle.» Das Produkt seien also quasi «nicht begangene Straftaten».

Ein Bergler

Franz Walter ist im Wallis aufgewachsen. «Mein Vater war einer der letzten Säumer, er war Bergbauer und arbeitete bei der Luftseilbahn.» Von der Mentalität her würde sich Franz Walter als Bergler bezeichnen: «Ich bin praktisch, pragmatisch und habe eine Aversion gegen hohle Phrasen.» Als er seiner Mutter, «eine robuste und lebenstüchtige Frau», von seinem neuen Job erzählte, habe sie gesagt: «Aber das ist doch ganz schlimm dort.» Sie habe die Fernsehserie «Frauen hinter Gittern» gesehen, erzählt Franz Walter schmunzelnd, und sich so eine Vorstellung gemacht.

Auch wenn diese Serie nicht wirklich der Realität entspricht, die Arbeit hinter Gittern ist nicht ohne. «Der Job hat Risiken. Es besteht die Gefahr, depressiv oder rassistisch zu werden.» Wer im Strafvollzug arbeiten möchte, «muss gerne mit Menschen arbeiten – und nicht nur mit bequemen.» 80 Prozent der Insassen seien Ausländer, viele aus Osteuropa oder aus dem afrikanischen Raum. Es sei wichtig, privat mit Menschen aus anderen Ländern Kontakte zu pflegen, um nicht ein falsches Bild zu erhalten. «Und das Gefängnis ist eine Macho-Welt», hält Franz Walter fest. Das Frauenbild der ausländischen Gefangenen sei anders als in Westeuropa, «obwohl wir auch hier noch nicht in der Gleichberechtigung angekommen sind». Resozialisierung der Insassen heisse auch, «dass sie lernen, angemessen mit Frauen umzugehen». Frauen als Angestellte seien deshalb gut, «sie müssen sich aber bewusst sein, dass sie sexuell gefährdeter sind». Es gebe Vor- und Nachteile: «In Situationen, die zu eskalieren drohen, können Frauen oft besser vermitteln.» Er selber habe es nur wenige Male nicht geschafft, die Nerven zu behalten. «Wenn Angehörige des Personals bedroht wurden, war ich gnadenlos und erstattete Anzeige.»

Personal mit «Wille und Kopf»

Jemand, der im Gefängnis arbeitet, lerne sich durchzusetzen. Wer Angst hat, sei am falschen Ort: «Das können die Insassen riechen und ausnützen.» Das Personal zeichne sich durch «Wille und Kopf» aus, was dessen Führung nicht einfacher macht. «Es sind gute Leute. Aber sie sind nicht sehr veränderungsfreudig und schwer zu überzeugen.» Man müsse ihnen den Sinn einer Veränderung schon vermitteln können. Es sei eine sehr hierarchische Gesellschaft nach dem Motto: «Wenn ein Problem auftritt, soll es der Direktor lösen.» Es gehe jedoch darum, «dass alle Kaderleute Verantwortung übernehmen». Während seiner Zeit habe er auch den internen Austausch etabliert, so dass sich ein präziseres Bild erstellen lässt, «damit eine Depression oder das Gewaltpotenzial eines Gefangenen gegenüber einem anderen Insassen erkannt werden kann».

Zahlen und Fakten

Im Vorstand der Aids-Hilfe Schweiz

Franz Walter ist 1959 in Grächen VS geboren. Er hat Wirtschaft studiert und hat ein Nachdiplom in forensischer Vollzugsspezialisierung. Seine berufliche Laufbahn begann beim ehemaligen Bundesamt für Flüchtlinge. Danach war er im Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement in leitender Funktion im Bereich Ressourcen tätig. Nach zwei Jahren bei der Aids-Hilfe Schweiz wechselte Franz Walter 2007 in den Strafvollzugsbereich. Heute ist Franz Walter im Vorstand der Aids-Hilfe und hat weitere Mandate. Seine Hobbys sind Joggen und Wandern.

emu

 

 

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