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«Gegenüber den Grossen im Vorteil»

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Diese Woche hätte auf dem Georges-Python-Platz in Freiburg die siebte Ausgabe des Festivals Les Georges stattgefunden, wäre nicht die Corona-Pandemie. Trotz der Enttäuschung über die Absage freute Direktor Xavier Meyer sich darauf, einen ruhigen Juli mit seiner Familie zu verbringen – bis er die Organisation des kurzfristig auf die Beine gestellten Festivals «Re!» übernahm, das noch bis zum 18. Juli auf dem Gelände der Blue Factory stattfindet. Nun sei alles noch stressiger als gewohnt, sagt er. Dennoch nahm er sich die Zeit, im Gespräch mit den FN über das abgesagte Les Georges, das Leben mit der Ungewissheit und die Zukunft von Festivals nachzudenken.

Xavier Meyer, wir treffen uns hier beim Georges-Python-Platz, wo dieses Jahr die siebte Ausgabe des Festivals Les Georges stattgefunden hätte. Wie geht es Ihnen dabei?

Ich bin sehr traurig, natürlich, aber wir sind ja nicht allein. Wir hatten Zeit, uns mental auf die Absage unseres Festivals vorzubereiten. Ich glaube, für die Ersten, die absagen mussten – in Freiburg das Kopek-Festival und dann das Filmfestival –, war es viel schlimmer. Sie glaubten noch, sie seien die Einzigen, die es treffe. Inzwischen sitzen wir alle im gleichen Boot, das macht es einfacher. Ich spüre eine grosse Solidarität unter den Veranstaltern.

Das Les Georges hat lange zugewartet, bis es Anfang Mai die Absage bekannt gab. Hatten Sie tatsächlich noch Hoffnung, das Festival durchführen zu können?

Ja, die Situation entwickelte sich ja laufend, und niemand wusste wohin. Ich war eher überrascht darüber, wie viele Veranstalter schon sehr früh absagten. Wir wollten die Si­tuation analysieren und so spät wie möglich entscheiden, weil wir wirklich hofften, dass vielleicht noch irgendetwas möglich sein würde. Aber das Gefühl der Ungewissheit war schon schwer auszuhalten.

Was hat am Ende den Ausschlag für die Absage gegeben?

Wir haben lange mit dem ganzen Team diskutiert und mussten schliesslich akzeptieren, dass zu vieles nicht mehr realisierbar war. So hatten fast alle Gruppen ihrerseits schon abgesagt, wir hätten wahrscheinlich nicht mehr genug ehrenamtliche Helfer gefunden, und wir hatten auch schon lange keine Tickets mehr verkauft.

Stichwort Bands: Wenn Sie an Ihr abgesagtes Programm denken, was tut Ihnen da besonders leid?

Ich muss gestehen, dass ich es momentan kaum aushalte, wenn ich Musik von Bands höre, die bei uns hätten auftreten sollen. Das tut jedes Mal weh. Wir hätten wirklich ein Superprogramm gehabt für ein Festival unserer Grösse. Persönlich hätte ich sehr gerne die Konzerte der irischen Post-Punk-Band Fontaines D.C. oder des Franzosen Sébastien Tellier gehört. Wir hoffen, dass wir einige der Gruppen nächstes Jahr präsentieren können, aber noch ist nichts bestätigt.

Sie denken schon an die Ausgabe 2021, obwohl niemand weiss, wie sich die gesundheitliche Situation entwickelt. Wie können Sie da überhaupt planen?

Wir müssen weiterhin geduldig sein und einfach schauen, was möglich ist. Ein kleines Festival wie das Les Georges ist da gegenüber den Grossen klar im Vorteil. Wir können uns jederzeit neu erfinden und auch noch kleiner werden. Uns war die familiäre Atmosphäre immer wichtig – wir wollten nicht um jeden Preis wachsen. Das ist jetzt unsere Chance. Es ist nicht die Zeit der Riesenfestivals – heute ist es kein Trumpf, wenn man sagen kann, man habe 40 000 Besucher. Die Tendenz geht klar in Richtung kleinerer, intimer Veranstaltungen. Das Festival Palp im Wallis, das diesen Sommer zum zehnten Mal stattfindet, ist ein gutes Beispiel dafür. Das entspricht derzeit auch dem, was das Publikum will.

Denken Sie, dass die aktuelle Krise das Publikum und seine Wünsche langfristig verändern wird?

Das ist die Frage, die sich momentan alle stellen! Wollen die Leute wirklich in grossen Massen eng zusammen sein? Die Menschen wollen und brauchen Kultur, Musik und Begegnungen, das ist klar, aber sie sind vorsichtig geworden. Beim Les Georges haben wir das übrigens schon vor der Krise oft gehört: dass die Leute gerne zu uns kommen, weil wir eben nicht so gross sind.

Die Kultur wird den Menschen also auch nach der Zwangspause wichtig bleiben?

Sicher, Kultur ist unverzichtbar! Das hat sich auch während des Lockdowns gezeigt, als viele Menschen mehr Bücher lasen oder Musik hörten als sonst. Was in der Zeit aber fehlte, waren die Begegnungen mit anderen. Es wurde klar, dass man Kultur einfach live erleben muss. Sport im Fernsehen zu verfolgen, das mag ja gehen, aber bei einem Konzert funktioniert das nicht, da fehlen die Emotionen.

Und wenn der Ausnahmezustand weiter anhält oder die Situation sich gar wieder verschlechtert?

Es ist klar: Die Kultur ist mit am stärksten betroffen. Kulturelle Anlässe wurden als Erstes verboten und als Letztes wieder erlaubt. Wenn es mit den Einschränkungen noch lange weitergeht, dann ist das eine Katastrophe. Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben, denn man kann nicht alles auf Dauer stoppen. Für die Kulturveranstalter bedeutet das auch, dass sie sich vielleicht neu erfinden müssen.

Und wer das nicht schafft, wird untergehen?

Ich fände es schade um jede Institution, die die Krise nicht überlebt. Es braucht das breite Angebot, das wir haben, weil es auch ein breites Publikum mit vielen Interessen gibt. Aber dass mittlerweile fast jedes Dorf sein eigenes Festival hat, ist vielleicht tatsächlich zu viel. Es wäre gut, wenn die Organisatoren sich zusammentun würden, statt dass jeder sein Ding macht. Dass das funktionieren kann, zeigen wir ja gerade mit unserem Festival «Re!», einem gemeinsamen Projekt von 35 Kulturveranstaltern aus dem ganzen Kanton.

Sie selber haben zusammen mit Martin Schick von der Blue Factory die Federführung bei der Organisation dieses Festivals übernommen, das in kürzester Zeit aus der Notsituation heraus entstanden ist. Warum das Engagement?

Tatsächlich hatte ich nach der Absage von Les Georges zu meiner Frau gesagt, jetzt könnten wir endlich einmal einen ruhigen Juli mit der Familie geniessen. Aber ich war schon immer hyperaktiv, und als die Idee für das gemeinsame Festival entstand, war ich sofort bereit, die Organisation zu übernehmen. Ich habe die entsprechenden Fähigkeiten, und ich hatte Zeit – und es hat mir auch geholfen, die Absage von Les Georges besser zu verdauen. Ich glaube sehr an die Idee des Festivals «Re!»: Das ist viel besser, als wenn jeder etwas Kleines für sich machen würde. Trotzdem hoffe ich, dass es eine einmalige Sache bleibt und wir so etwas nicht noch einmal machen müssen …

Die FN lassen den abgesagten Festivalsommer trotzdem stattfinden und geben den Veranstaltern im Verlauf des Sommers das Wort.

«Ich halte es momentan kaum aus, wenn ich Musik von Bands höre, die bei uns hätten auftreten sollen.»

Zahlen und Fakten

18 000 Besucher in sechs Tagen

Das Festival Les Georges findet seit 2014 jeweils im Juli auf dem Georges-Python-Platz in Freiburg statt. Die jungen Organisatoren setzten sich damals in einem von der Stadt Freiburg ausgeschriebenen Wettbewerb durch und traten so die Nachfolge der Jazz Parade an. An sechs Tagen zieht das Festival jeweils zwischen 16 000 und 18 000 Besucherinnen und Besucher an. Eine Besonderheit ist, dass ein Teil der Abende gratis zugänglich ist, während es für andere Abende ein Ticket braucht. Das Jahresbudget des Festivals beläuft sich auf gut 900 000 Franken. Die finanzielle Situation sei trotz der Corona-bedingten Absage gut, sagt Direktor Xavier Meyer. «Die versprochenen Subventionen wurden trotzdem ausbezahlt, und wir hatten viel weniger Ausgaben».

cs

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