Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Geistliche Musik – wie weiter?

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Dass klassische Werke nicht mehr wie früher an den für sie erdachten kirchlichen Terminen gespielt werden, sei ein gesellschaftliches Phänomen, das man immer mehr beobachten könne, erklärt der Kirchenmusiker und Musikdozent Da­niel Schmid. «Wir leben in einer Zeit, in der Menschen, die den Kontakt zur Kirche verloren haben, sich von geistlicher Musik angezogen fühlen – besonders an Festtagen wie Weihnachten oder Ostern.» Man könne das daran sehen, dass die Kirchen an Festtagen deutlich voller sind, wenn im Gottesdienst attraktive geistliche Musik gespielt werde.

«Viele Menschen, die ich kenne, sagen mir, sie seien überhaupt nur noch Kirchenmitglied, weil sie Kirchenmusik weiterhin ermöglichen wollten», berichtet Schmid.

Die Konzerte sind in der Regel gut besucht, doch die Stückauswahl behagt nicht allen. «Leider kommt es vor, dass da sehr grosszügig verfahren wird», meint Bernhard Hangartner. Der im Aargau wohnhafte Kirchenmusiker und Musikdozent ist auch Choralmagister an der Jesuitenkirche Luzern. «Man kann doch nicht einfach Stücke aussuchen, nur weil es grad schöne und beliebte Stücke sind oder ein bekanntes Ensemble damit gerade auf Tournee geht.»

Bildungslücken

Kein Problem hat damit Tobias Wunderli, Leiter des Ensemble de tempore, das dieses Jahr im aargauischen Sarmens­torf zur Fastenzeit Pergolesis «Stabat Mater» zur Aufführung brachte. «Wir haben in diesem Stück erstens ja keinen liturgischen Wortlaut, sondern einen Text aus dem Mittelalter, und zweitens gehört die Thematik der an der Kreuzigung ihres Sohnes leidenden Maria doch in die Passionszeit», sagt er.

«Teils richtig, teils falsch», meint demgegenüber Bernhard Hangartner. Das «Stabat Mater» sei als Sequenz nicht nur ein liturgischer Text, es sei nach heutigem Ritus vielmehr auch untrennbar verknüpft mit dem Hochfest der sieben Schmerzen Marias am 15. September. «Wollte man aber nur dem Rechnung tragen, würde es das Publikum wohl gar nicht verstehen. Es käme bestimmt die Frage, warum wir das Stück denn im September bringen würden», fügt Hangartner an – um zu erklären, dass aufgrund des mangelnden liturgischen und hymnologischen Verständnisses eines Grossteils der Bevölkerung die einst übliche Verortung kirchenmusikalischer Werke gar nicht mehr funktioniert. Gerade junge Pfarrleute wüssten kaum noch Bescheid in Sachen Liturgie und Hymnologie, meint auch Dieter Wagner, Leiter der ökumenischen Kirchenmusikschule im Aargau. «Die Studierenden werden erst kurz vor dem Vikariat mit diesem Thema konfrontiert. Das Theologiestudium setzt andere Schwerpunkte.»

«Das Zweite Vatikanische Konzil, mit dem die lateinische Messe in der Realität ins zweite Glied zurückgedrängt wurde, beförderte die Verlagerung der Requiem-Vertonungen auf die Konzertbühne», sagt Kirchenmusiker Hangartner. Gleichwohl sei es aber zu einfach, dem Zweiten Vatikanum die Schuld dafür zu geben, dass die Leute heutzutage keine Ahnung mehr davon hätten, wo ein Requiem seinen Platz habe: «Schon Verdi hatte für seine Totenmesse über den ursprünglichen Verwendungszweck hinaus die konzertant gedachte Aufführung im Blick.» Und auch Dozent Schmid bestätigt: Die Entkontextualisierung von geistlicher Musik ist kein gänzlich neuartiges Phänomen. «Zu Mendelssohns Zeiten, also bereits im 19. Jahrhundert, hatte die Kirche für das Bürgertum an Bedeutung verloren. Die Aufführung geistlicher Werke erfolgte im säkularen Rahmen, beispielsweise zu Kaffee und Kuchen anlässlich sogenannter Sonntagsmusiken im Hause Mendelssohn.» Heutzutage werde vor allem «an den Stutz gedacht», weiss Dieter Wagner, Leiter der ökumenischen Kirchenmusikschule im Aargau. «Das Mozart-Requiem kennt jeder. Was denken Sie, wofür sich das Publikum entscheidet, wenn es die Wahl hat zwischen diesem Werk und einer eher unbekannten Telemann-Pas­sion? Veranstalter müssen heute darauf achten, welche Werke bekannt sind. Das bringt an der Abendkasse mehr Geld ein.» Und das wiederum führe dazu, dass auch schon mal eine Matthäus-Passion an einem Sommerfestival gespielt werde. Das sei halt die heutige Zeit, meint Dieter Wagner und ergänzt: «Gerade Kirchenmusiker stehen so auch vermehrt unter Druck.»

Führung gefragt

Hangartner, seines Zeichens selbst Musikdozent, beklagt, dass Kirchenmusiker zu wenig in diesen Belangen geschult würden und zu nachgiebig seien. Gerade wenn heute die Leute für ihre Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen mit allen möglichen musikalischen Wünschen kämen, sei Führung gefragt – und entsprechende Unterstützung der Liturgen. Damit aber sinnvoll argumentiert und passende Alternativen angeboten werden könnten, müssten die Fachleute in ihren Kenntnissen sattelfest sein.

Er jedenfalls orientiere sich nach wie vor an den liturgischen und kirchenjahreszeitlichen Gegebenheiten, so Bernhard Hangartner. In der Gregorianik sei für jeden Tag ein Repertoire definiert. «Das versuche ich auch meinen Studenten bewusst zu machen.»

«Warum bringen wir ‹Stabat Mater› im September?»

Bernhard Hangartner

Kirchenmusiker

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema