«Auch ‹normale Bürger› können entscheiden» – Leserbrief in der FN-Ausgabe vom 15. Mai
In seinem Leserbeitrag ergeistert sich Herr Mario Baeriswyl aus Düdingen darüber, dass zwei Grossräte in einer Motion die obligatorische Einführung eines Generalrates für Gemeinden mit über 5000 Einwohnern verlangen. Über diesen Vorstoss kann man bestimmt geteilter Meinung sein und es ist auch durchaus erlaubt, hier verschiedene Gegenargumente dazu ins Feld zu führen. Als Generalrat von Wünnewil-Flamatt möchte ich aber dringend davon abraten, den Ablauf einer Generalratssitzung mit dem Ablauf einer Gemeindeversammlung zu vergleichen. Es liegt in der Natur der Sache, dass an einer Generalratssitzung nicht mehr die grossen Fetzen fliegen, weil a) die vertieften Diskussionen und Fragen bereits im Vorfeld an den Vorbereitungssitzungen innerhalb der Fraktionen und Gruppierungen geführt worden sind, b) unter den Parteien und Gruppierungen in stark umstrittenen Punkten jeweils bereits Vorgespräche stattfinden, und c) die Generalrätinnen und Generalräte wohlvorbereitet an die Sitzungen kommen, was zu einer deutlichen Reduktion von Verständnisfragen führt.
Dass auch «normale» Bürger imstande sind, Entscheide zu treffen, ist überhaupt keine Frage. Wir finden in beiden Modellen Vor- und Nachteile. Tatsache ist, dass sich in Wünnewil-Flamatt der Generalrat gut etabliert hat. Es ist daher völlig verfehlt, den Ablauf und die Entscheide einer einzigen Generalratssitzung, wo die Geschäfte am Abend selber nicht mehr umstritten waren, quasi als Negativbeispiel für die Verteidigung der Gemeindeversammlung zu missbrauchen.