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«Gerron» erzählt von der Macht des Gewissens und der Kraft der Liebe

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Aldo Fasel

Kurt Gerron, eigentlich Gerson, ist in den Zwanzigerjahren ein bekannter Schauspieler. Nach Jahren im Exil wird der Jude Gerron gefasst und nach Theresienstadt deportiert. Hier dreht er im Auftrag der SS den Film über das KZ Theresienstadt: «Der Führer schenkt den Juden eine Stadt».

Der Protagonist, der als Ich-Erzähler auftritt, gerät in einen wahnsinnigen, eigentlich nicht auszuhaltenden Gewissenskonflikt, den er tagtäglich mit sich austragen muss. Neben der Gefangenschaft in einem Nazi-Lager schleppt er auch den mörderischen Konflikt mit sich herum: Soll er den Auftrag des KZ-Kommandanten realisieren und den Film drehen, in dem gezeigt werden soll, wie gut es den Juden in einem Lager geht? Lehnt er ab, endet er umgehend in Auschwitz. Nimmt er an, stellt er sich in den Dienst der Unterdrücker und verliert jeglichen Respekt bei seinesgleichen!

Ein schweres Ja

Er nimmt an. Der Überlebenswille ist grösser als der Stolz, der SS-Übermacht getrotzt zu haben. Gerron versucht auch, sich einzureden, dass er mit seiner Zusage Leben retten könne. Und als gewichtiges Argument kommt hinzu, dass für ihn, den einstmals weltberühmten Künstler, die Verfilmung sinnvolle Arbeit und am Ende gar Leben bedeutet. Als er schweren Herzens alle Optionen gegeneinander abwägt, kommt er zum Schluss, zum teuflischen Filmprojekt des Lagerkommandanten Ja zu sagen und – welch unmenschliche Situation – auch Kollaboration und damit Verrat an Mitgefangenen in Kauf zu nehmen.

Der verlogene Propagandafilm soll das KZ Theresienstadt als Paradies zeigen. Erste und wichtigste Adressaten sind die Mitglieder des Internationalen Roten Kreuzes. Gerron gibt die Hoffnung nie auf, dass ihn seine Popularität aus früheren Zeiten retten wird.

Fiktion und Realität

Dem Autor ist eine überzeugende Mischung aus Fiktion und Realität geglückt. Die Geschichte spielt auf verschiedenen Zeitebenen, in denen Gerron seine Biografie rückblickend erzählt. Dies geschieht sehr meisterhaft, beim Leser entsteht nie Verwirrung oder gar Orientierungslosigkeit. Die sprachliche Brillanz, der feine Humor und der bissig-ironische Stil machen dieses Werk, trotz des traurigen Inhalts und der zuweilen gefühlten Ohnmacht, zu einem überzeugenden, lesenswerten Buch mit grossem Unterhaltungswert.

Charles Lewinsky: «Gerron», Roman, München: Nagel & Kimche, 2011, 539 S.

Aldo Fasel ist Leiter der Volksbibliothek Plaffeien-Oberschrot-Zumholz.

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