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Gesundheitliches Auffangnetz für Sans-Papiers

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Gesundheitliches Auffangnetz für Sans-Papiers

Fri-Santé unterstützt Personen ohne Geld und ohne Krankenkasse

Wohin, wenn man krank ist, aber kein Geld und keine Krankenkasse hat? Diese Frage hat sich die Organisation «Médecins sans Frontières» gestellt und vor 18 Monaten in Freiburg die medizinische Empfangsstelle Fri-Santé eröffnet. Rund 250 Personen haben seither von der Dienstleistung Gebrauch gemacht.

Von URS HAENNI

Die Zahnschmerzen raubten Kemal* den Schlaf. Eine Plombe war ihm rausgefallen. Er war noch nicht zwei Jahre in der Schweiz und brauchte erstmals dringend medizinische Hilfe. «Ich wusste nicht wohin», sagt Kemal. «Das heisst: Ich wusste schon wohin, aber da konnte ich nicht hin.»

So ist Kemal nicht zu einem Zahnarzt gegangen, den er nicht hätte bezahlen können, sondern hat erst einmal im Bekanntenkreis der Freiburger Sans-Papiers herumgefragt. Da hat man ihm die Adresse von Fri-Santé an der François-Guillimann-Strasse 12 in die Hand gedrückt.
Bei Fri-Santé fragte die Stellenleiterin Madeleine Bovigny als erstes, ob Kemal arbeite. Kemal arbeitete damals nicht. Da telefonierte Bovigny einigen Zahnärzten, bis sie Kemal sagen konnte: «Ich habe einen Zahnarzt für Sie gefunden. Es kostet 50 Franken.» Kemal liess sich die Plombe einsetzen, bezahlte 50 Franken, und das Problem war gelöst.
Mehrere Male hatte ihn bereits eine Grippe geplagt; das kalte Klima in der Schweiz setzte dem Türken in den Wintermonaten zu. Doch zu einem Arzt getraute er sich nie. Dafür sei er ins «Manor» gegangen und hätte nach Antibiotika gesucht.

Mehr gesundheitliche Risiken

Fri-Santé gibt Kemal nun aber die Sicherheit, dass es auch für ihn bei gesundheitlichen Problemen einen Ort gibt, wo er Hilfe beanspruchen kann. Ein Kollege habe ähnliche Probleme mit den Zähnen gehabt, dazu kenne er Frauen, welche mit Frauenkrankheiten die Empfangsstelle aufgesucht hätten.

Als Kemal illegal in die Schweiz kam, da hatte er aufgrund persönlicher Probleme Angst um seine Sicherheit. Dass er in der Schweiz Angst haben müsste, zu einem Arzt zu gehen, das hatte er sich hingegen nicht vorgestellt. Seine einzige medizinische Vorsorge vor seiner Einreise in die Schweiz war, dass er in der Türkei nochmals zum Zahnarzt ging.

Kemal ist überzeugt, dass ein Sans-Papier grösseren gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt ist als ein Schweizer. Die Angst, von der Polizei entdeckt zu werden, erzeuge einen grossen psychischen Druck. Und er hat auch das Gefühl, dass man sich in der Schweiz weniger gesund ernähre als in seiner Heimat – fast kein Gemüse. Kemal kennt Kollegen, die in der Gastronomie von 10 bis 2 Uhr morgens arbeiten. Zeit für einen Arztbesuch hat man da keine. Wenn ein Sans-Papier mal bei der Arbeit fehle, dann nehme ein anderer seinen Platz ein.

Ohne Arbeit kein Geld, ohne Geld kein Arztbesuch. Oder wie es Kemal ausdrückt: «Ich hätte nie gedacht, dass ein Papier so viel wert ist.»

Zu Beginn seiner Zeit in der Schweiz lebte Kemal das typische Leben eines Tagelöhners. Einen Tag gab es etwas Arbeit, einen Tag wieder nicht. Nun, sagt Kemal, habe er gleich drei Jobs: als Zügelmann, als Maler und als Gärtner. «Ich verdiene noch nicht genug, aber wenn ich das Geld hätte, würde ich eine Krankenversicherung abschliessen.»

Geschützt vor Zugriff durch Polizei

Kemal schätzt an Fri-Santé, dass man in diese Institution absolutes Vertrauen haben kann. Stellenleiterin Madeleine Bovigny bestätigt, dass ihre Patienten vor dem Zugriff durch die Polizei geschützt sind. Schon vor der Eröffnung hatte es ein Gespräch zwischen der Gesundheitsdirektion und der Kantonspolizei gegeben, und Fri-Santé wurde wie andere soziale Einrichtungen als eine Art «geschützter Ort» definiert.

Fri-Santé versucht den Hilfesuchenden klar zu machen, dass sie selbst bei einem Arzt oder bei einer Krankenkasse nicht der Polizei gemeldet würden. Die Betroffenen sind dann auch bereit, bei Fri-Santé ein Formular auszufüllen und eine Telefonnummer zu hinterlassen.

Wenn jemand in die Sprechstunde zu Madeleine Bovigny kommt, dann schaut die ausgebildete Krankenpflegerin erst einmal, ob sie der Person mit den vorhandenen Mitteln helfen kann. Oftmals genügt ein Medikament aus der kleinen Hausapotheke, eine Massage oder sogar bloss ein Gespräch, um der Person zu helfen.

Erkennt die Krankenschwester, dass die gesundheitlichen Probleme schwerwiegender sind, dann klärt sie die finanziellen Möglichkeiten des Patienten ab und sucht dann innerhalb des Netzes von Fri-Santé angeschlossenen Ärzten nach Lösungen. Bei Fri-Santé machen rund 30 Therapeuten und Ärzte – Allgemeinmediziner und Spezialisten, Kantonsspital und Hebammen – sowie die Referenz-Apotheke «du Bourg» mit. Noch fehlen aber gemäss Bovigny einige Fachrichtungen. Zahnärzte habe man zu wenig, keinen Kardiologen, keinen Pneumologen und auch keinen Kinderarzt. «Zum Glück hatten wir bisher nicht viele Kinder der Sans-Papiers», sagt Bovigny.

Die angeschlossenen Ärzte sind bereit, von Fri-Santé geschickte Patienten im Rahmen deren finanziellen Möglichkeiten, zum Teil sogar gratis zu behandeln. Wenn aber ein Röntgenbild oder ein Kardiogramm nötig ist, dann muss der Patient oft dennoch einen finanziellen Effort leisten.

«Für Leute in einer Notlage»

Eine weitere wichtige Stütze sind für Fri-Santé andere soziale Einrichtungen, mit denen ein enger Kontakt besteht. Beispielsweise kann Fri-Santé bei Caritas anfragen, wenn man einen Übersetzer in eine bestimmte Sprache braucht. Bovigny spricht selber Französisch, Deutsch und Englisch, dazu gibt es Freiwillige für Spanisch. Es war aber auch schon mal eine Übersetzung ins Mongolische nötig.

Madeleine Bovigny sagt, dass rund 90 Prozent ihrer Patienten Sans-Papiers seien. «Es ist aber nicht so, dass wir eine Institution für Sans-Papiers sind. Wir sind einfach da für Leute in einer Notlage.» Es kämen auch registrierte Asylbewerber, Uni-Studenten, Ausländer, welche die Gesundheitsdienste hier nicht kennen, und Schweizer, die entweder den Selbstbehalt einer Behandlung nicht bezahlen können oder mit ihrem eigenen Arzt nicht zufrieden sind.

*Name geändert

Bis 50 Konsultationen im Monat

Die Initiative für Fri-Santé geht auf die «Médecins sans Frontières» zurück, welche die Notwendigkeit einer medizinischen Anlaufstelle für Personen in Notlagen erkannt hatten. Fri-Santé nahm den Betrieb im Oktober 2003 auf.

Ein Jahr lang lief die Empfangsstelle unter dem Banner von «Médecins sans Frontières», seit Oktober 2004 ist es eine eigenständige Vereinigung unter dem Präsidium der Hebamme Marie-Claude Monney Hunkeler. Der Dienst ist im Freiburger sozio-medizinischen Netz aufgenommen, wie an der Generalversammlung von letzter Woche bekannt wurde.

Für das Jahr 2005 sieht das Budget einen Aufwand von 78 000 Franken vor. Zu Beginn bezahlte «Médecins sans Frontières» den Löwenanteil, die kantonale Gesundheitsdirektion übernahm die Miete des Lokals. Seit ihrer Eigenständigkeit im letzten Herbst ist die Kostenverteilung eher umgekehrt. Dazu kommen neu die Mitgliederbeiträge.

Der Stellenleiterin Madeleine Bovigny steht seit kurzem Catherine Rouvenaz als Koordinatorin zur Seite. Beide arbeiten zu 50 Prozent. Für die Anstellung der Koordinatorin leistet die Loterie Romande Starthilfe.

Seit Eröffnung der Empfangsstelle haben rund 250 Patienten Fri-Santé aufge

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