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«Ggäggermary» und «Kanarienvogel»

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Wenn sich Kanis Zbinden ärgert, verzieht er sein Gesicht zu einer Grimasse. Sein Vater hatte dieselbe Angewohnheit. Seine Bekannten nannten ihn deshalb «Briegi». Und Kanis Zbinden heisst seit jeher «Briegis Kanis».

Heute beschäftigt sich der Lokalhistoriker Kanis Zbinden quasi wissenschaftlich mit solchen Übernamen (siehe auch FN vom 9. März 2013). Zusammen mit dem Sensler Autor Roland Mülhauser hat er ein Büchlein herausgegeben, das die Bei-, Über- und Zunamen von Plaffeien und Umgebung auflistet. Fast ein Jahr lang haben die beiden daran gearbeitet. «Wir wollen ein Stück Volksgeschichte bewahren», sagt Zbinden. Denn die Übernamen, die früher geläufig waren, um Menschen mit gleichem Namen auseinanderzuhalten, geraten nun in Vergessenheit.

Wohnort als Übername

Leute erhielten Übernamen nicht nur aufgrund von Angewohnheiten sondern auch wegen ihrer Herkunft oder ihres Wohnortes. So hiessen die Mitglieder der Familie Buchs «Jûûnersch», weil sie aus Jaun stammten. Elisabeth Theresia Zbinden lebte zur Jahrhundertwende als ledige Frau mit einem Knecht in Bifang bei Plaffeien, man nannte sie «Bûfig Eisa». Ihr Heimwesen gehört heute der Pfarrei, denn der damalige Pfarrer besuchte sie am Ende ihres Lebens und sagte ihr, wenn sie trotz ihres Lebensstils in den Himmel kommen wolle, solle sie ihr Heimwesen der Pfarrei übergeben. «So erzählt es jedenfalls der Volksmund», sagt Kanis Zbinden.

Brillen, Vögel, Frisuren

Fast zu jedem Übernamen wissen er und Roland Mülhauser eine Geschichte zu erzählen. «Ein Mann bemalte offenbar Spatzen, um sie dann als Kanarienvögel zu verkaufen. So nannten ihn die Leute Kanarienvogel», sagt Mülhauser. Die Wirtin Marie Cosandey-Neuhaus trug den Namen «Ggäggermary» weil sie ihre Haare stets zu einem Knoten, einem «Ggägger» band. Marie Cattilaz hingen trug den Namen «Spiegelimary», sie war Brillenträgerin.

Das Büchlein listet diese Einzelpersonen auf, meist versehen mit den Lebensdaten, einer kurzen Beschreibung und der Herkunft des Übernamens. Bei gewissen ist auch ein Foto dabei. Nicht überall können Mülhauser und Zbinden erklären, woher der Übername kommt. «Das Buch ist keine wissenschaftliche Arbeit, und es ist nicht vollständig», sagt Mülhauser.

Für ihr Büchlein veröffentlichten sie vor gut einem Jahr einen Aufruf, damit die Leute ihnen Übernamen schickten. Viele neue kamen dabei aber nicht hervor. «Wir kannte wirklich fast alle schon», sagt Roland Mülhauser.

 Auch Übernamen, die für eine ganze Familie galten, sind festgehalten. Meist seien diese über die Männer tradiert worden. «Wenn es eine starke Frau war, gab sie manchmal den Übernamen», sagt Roland Mülhauser.

Zum Teil beleidigend

Gewisse Übernamen waren beleidigend. Ein Mann hiess beispielsweise «Heegla», weil er beide Füsse eingedreht hatte, oder eine Frau «Buggelimary», weil sie einen Buckel hatte. «Einige liessen ihren beleidigenden Übernamen per Amtsblatt verbieten», sagt Roland Mülhauser. Deshalb sind längst nicht alle solche Namen im Büchlein aufgeführt. Bei einigen Verwandten hat Kanis Zbinden nachgefragt, ob es in Ordnung sei, wenn er die Namen aufführe. Aber das sei längst nicht bei allen möglich gewesen. «Sonst wären wir nie fertig geworden.»

In der Einleitung schreibt Roland Mülhauser denn auch: «Seien Sie nicht unglücklich, wenn Ihr Name eine wenig schmeichelhafte Bedeutung hat. Denken Sie daran, dass die Beschreibung auf einen Vorfahren zutraf, der vor vielen Jahrzehnten gelebt hat.»

Zahlen und Fakten

200 Übernamen auf 60 Seiten

Kanis Zbinden und Roland Mülhauser verkaufen ihr Büchlein «Bei-, Über- und Zunamen in Plaffeien und Umgebung» erstmals am Plaffeienmarkt. Es enthält rund 200 Übernamen und ist 60 Seiten lang. Die Autoren geben Auskunft zur Verwendung der Namen, deren Herkunft und zur Entstehung des Büchleins. Es enthält auch Fotos von Einzelpersonen sowie alte Fotos von Plaffeien. Es ist ab sofort auf der Gemeindeverwaltung und in der Bäckerei Fontana in Plaffeien erhältlich.mir

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