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Giffers und Tentlingen streiten sich um beste Variante für Hochwasserschutz

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Giffers und Tentlingen streiten sich um beste Variante für Hochwasserschutz

Autor: Imelda Ruffieux

Die Gemeinde Tentlingen will die gesetzlichen Auflagen erfüllen und für die Industriezone in der Stersmühle einen wirkungsvollen Schutz vor Hochwasser erstellen. «Das Gefahrenpotenzial beläuft sich auf 30 Millionen Franken», betont Ammann Vitus Vonlanthen.

Flutwelle als Warnzeichen

Zwar hat es in den letzten Jahrzehnten keine Überschwemmungen gegeben, doch gilt die Flutwelle vom 30. Juli 2008 als Warnung, wie Oberamtmann Nicolas Bürgisser ausführt. Ein Camper wurde damals von der Flutwelle in Marly 50 Meter mitgerissen, ein anderer konnte sich im letzten Moment aus den Fluten retten. Als Sofortmassnahme hat das Oberamt damals die Bevölkerung im Oberland aufgerufen, allfällige Beobachtungen von Flutwellen über den Sanitätsnotruf zu melden.

Gesuche um Kiesentnahme

In Tentlingen bestehen nicht erst seit diesem Tag Pläne für einen Hochwasserschutz. Angefangen hatte die Diskussion in der Gemeinde schon vor 15 Jahren. Damals war es Tentlingen nämlich zum letzten Mal gestattet, Kies aus dem Ärgerabett zu nehmen und so eine Anstauung von Geröll bei der Verengung vor der Brücke in der Stersmühle zu verhindern.

«1998 haben wir wieder ein Gesuch gestellt. Die kantonalen Stellen verlangten von uns aber eine Studie zum Hochwasserschutz, da sich der betreffende Teil im Auenschutzgebiet befindet», erklärt Vitus Vonlanthen. Also hat die Gemeinde einen Ingenieur beauftragt, ein Projekt auszuarbeiten.

Kredit bewilligt

Zwei Varianten standen damals zur Auswahl: eine Aufschüttung entlang des Flusses auf Tentlinger und Gifferser Gebiet oder ein Damm quer über die Stersmühle-Matte nur auf Tentlinger Gebiet. Giffers habe sich bei einer Ortsbesichtigung mit kantonalen Ämtern gegen einen Damm entlang des Flusses ausgesprochen, betonte Vitus Vonlanthen. Deshalb habe man sich auf das Dammprojekt auf der Wiese konzentriert. Die Bürger haben das 500 000 Franken teure Projekt im März 2009 genehmigt.

Als dieses Vorhaben öffentlich aufgelegt wurde, hat Giffers reagiert. «Wir haben vorher nie direkt vom Damm-Projekt gehört», erklärt Ruedi Vonlanthen, Ammann von Giffers. Zwar sei das Projekt bei der besagten Ortsbesichtigung kurz vorgestellt worden. «Aber wir wurden nie direkt um eine Stellungnahme gefragt.» Deshalb habe Giffers sich «schweren Herzens» dafür entscheiden müssen, Einsprache zu erheben. «Ein Damm mitten durch die Stersmühle-Matte hätte Giffers benachteiligt», argumentiert der Ammann von Giffers. Die Gemeinde will die Wiese als Reserve für eine spätere Industriezone behalten. «Das wäre nicht möglich, wenn ein Teil davon Gefahr läuft, überschwemmt zu werden.»

Zuerst andere Massnahmen

Man habe sich in Giffers andere Überlegungen gemacht. «Wir sind der Meinung, dass man zuerst andere Möglichkeiten für den Hochwasserschutz ausschöpfen sollte», sagt Ruedi Vonlanthen und meint damit unter anderem die regelmässige Kiesentnahme. Die Situation wurde noch komplizierter, als die kantonalen Amtsstellen feststellten, dass zwei der geplanten Buhnen – Begleitmassnahmen zum Damm über die Wiese – sich auf Gifferser Gebiet befinden. «Unabhängig von unserer Einsprache verlangte der Kanton deshalb, dass das Projekt noch einmal aufgelegt wird», erklärt der Gifferser Ammann.

Oberamtmann vermittelt

Da sich die Fronten verhärteten, war es schliesslich an Oberamtmann Nicolas Bürgisser, im September eine gemeinsame Sitzung beider Gemeinderäte zur Schlichtung einzuberufen.

Giffers hat nach der Sitzung seine Bedingungen bekannt gegeben, um in der Sache vorwärts zu kommen. Die erste hat sich mittlerweile erledigt: Die Gemeinde hatte nämlich nachhaltigen Druck auf die kantonalen Ämter gefordert, damit eine Kiesentnahme möglich wird. Der Gemeinderat sah dies als einen ersten Schritt, um das Hochwasserrisiko kurzfristig zu vermindern.

Kiesentnahme bewilligt

Mittlerweile hatte das Departement von Georges Godel, auch dank der Intervention von Nicolas Bürgisser, tatsächlich dem bereits vor Monaten eingereichten Antrag von Tentlingen stattgegeben und erlaubte die Entnahme von 14 000 Kubikmeter Kies – ein Teil der Arbeiten im Flussbett ist bis Ende September ausgeführt worden, der Rest soll nach der Schonphase für die Fische ab 1. April 2010 entnommen werden (siehe auch Kasten).

Weiter verlangt der Gifferser Gemeinderat, dass «nach einer vernünftigen Lösung» für den Hochwasserschutz gesucht wird. «Ein Damm wie derjenige in Bösingen/Laupen entlang der Saane wäre für uns nicht abwegig», führt Ruedi Vonlanthen aus. Die letzte Bedingung hat im Gemeinderat Tentlingen wohl für die längsten Diskussionen gesorgt: «Das unsinnige Projekt eines solchen Dammes muss fallen gelassen werden. Das ist wie eine kleine Berliner Mauer. Eine Provokation für uns.»

Der Tentlinger Gemeinderat hat am 12. Oktober über die Bedingungen von Giffers diskutiert. Gemäss Vitus Vonlanthen will Tentlingen von der Nachbargemeinde wissen, ob sie sich bei einem allfälligen neuen Projekt beteiligen würde. Falls nicht, überlegt sich Tentlingen, das jetzt aktuelle Projekt auszuführen. «Wir würden jedoch auf die beiden Buhnen auf Giffers-Gebiet verzichten», führt der Ammann auf Anfrage aus.

Kein Blankoscheck

Für Ruedi Vonlanthen ist dies keine Option. «Wir sind gegen diesen Damm, egal mit oder ohne diese Buhnen», hielt er fest. «Sonst ist das Land für uns als Gemeinde wertlos.» Giffers sei weiterhin bereit, an einer vernünftigen Lösung zu arbeiten und – wenn ein konkretes Projekt vorliege – auch einen entsprechenden finanziellen Beitrag zu leisten, führt der Gifferser Ammann aus. «Einen Blankoscheck stellen wir aber nicht aus. Wir haben unsere Bedingungen gestellt, der Ball ist nun bei Tentlingen.»

Ruedi Vonlanthen bedauert, dass die Situation sich auf Grund der Haltung seitens des Tentlinger Gemeinderats so verschärft hat. «Für zwei sonst befreundete Gemeinden ist ein solch stures Verhalten höchst bedauerlich.» Es verhindere auch eine Fusion. «Wenn die Fusion in ein paar Jahren vielleicht trotzdem zustande kommt, hätte sich die neue Gemeinde mit so einem Damm ja selber einen Haken gestellt.»

Zwei Projekte

Wie Nicolas Bürgisser ausführte, wäre es gar möglich, beide Projekte – ein Damm entlang des Flusses und einer über die Wiese – gleichzeitig aufzulegen. Er müsste dann aber entscheiden, welcher der beiden vernünftiger ist und deshalb realisiert werden soll.

Allerdings gibt es derzeit kein detailliertes Projekt für eine Aufschüttung entlang der Ärgera und deshalb auch keine Berechnung, wie viel davon auf Gifferser Gebiet zu stehen käme.

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