Mit Gianni Poretti stellt zum ersten Mal ein Tessiner Künstler im Museum für Glasmalerei aus. Dass das Tessin bis jetzt nicht zum Zug gekommen ist, hat einen guten Grund: Die Glasmalerei erlangte südlich der Alpen nie die gleiche Bedeutung wie im Norden. Selten bedient man sich im Süden des Glases, um die Lichtverhältnisse in Fenstern zu beeinflussen. Vielmehr dringt das starke Licht unverändert in die Räume und bringt dort Wandmalereien, Bodenverzierungen und die Ausstattung zur Geltung. Glas wird im Süden vorzugsweise geblasen und auf mannigfaltige Weise verziert.
Ausgefeilte Technik
Gianni Poretti vereint die Glaskunst-Tradition sowohl des Südens als auch des Nordens mit seinem ganz eigenen Stil. Er beherrscht die verschiedensten Techniken der Arbeit mit Glas. Der 58-Jährige ist ausgebildeter Industrieglasbläser, erfahrener Glasmaler und Entwickler einer ausgefeilten Methode des Glasschmelzens.
Er hat die Fenster verschiedener Tessiner Kirchen gestaltet und bereits in mehreren europäischen Ländern ausgestellt. Der Künstler, der in Lugano geboren wurde, lebt und arbeitet heute in Canobbio.
Leicht und schwebend
Poretti versteht es, das Glas beim Schmelzen mit Sauerstoffverbindungen, Leicht- und Edelmetallen zu verbinden. Es entstehen farbige Glasgebilde, durchzogen von einem Netz heller, durchsichtiger Linien, die sie leicht und schwebend erscheinen lassen.
Ganz anders wirken diese Arbeiten als die traditionellen Glasfenster in ihrem Gerüst dunkler Bleistege. Dennoch schieben sich Porettis Werke wie Scheiben zwischen zwei Räume und verbinden sie auf geheimnisvoll poetische Weise.