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«Gott hat die Namen ausgewechselt!»

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«Gott hat die Namen ausgewechselt!»

Regisseurin Dominique de Rivaz über ihren Erstling «Mein Name ist Bach» und einen unerwarteten Preis

Vergangene Woche hat Dominique de Rivaz für «Mein Name ist Bach» den Schweizer Filmpreis für den besten Spielfilm erhalten. Die Regisseurin, die lange in Freiburg gelebt und gearbeitet hat, sprach mit den FN über ihren preisgekrönten Film, über ihre Arbeit und über ihr Leben in Berlin.

Mit DOMINIQUE DE RIVAZ
sprach CAROLE SCHNEUWLY

An den Solothurner Filmtagen hat Ihr Werk «Mein Name ist Bach» etwas überraschend den Schweizer Filmpreis für den besten Spielfilm erhalten. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Das ist riesig! Einfach riesig! Umso mehr, als der Preis ja völlig unerwartet kam. Natürlich haben wir emotional ein bisschen gehofft. Aber rational gesehen betrugen unsere Chancen null Komma ein paar Prozent … Als der Preisträger verkündet wurde, hörten wir alle in Gedanken schon «Achtung, fertig, Charlie!» und realisierten erst gar nicht, dass wir gewonnen hatten. Ich dachte: «Es ist ein Wunder passiert, Gott hat die Namen ausgewechselt!» Und zu den anderen sagte ich: «Gleich werden die merken, dass sie einen Fehler gemacht haben.»

«Mein Name ist Bach» statt «Achtung, fertig, Charlie!»: Ein Triumph der gehobenen Unterhaltung über den seichten Klamauk?

Nein, so würde ich das auf gar keinen Fall sagen. Ich habe «Achtung, fertig, Charlie!» selbst nicht gesehen, aber über die paar Ausschnitte, die ich kenne, habe ich sehr gelacht. Das ist gute Unterhaltung für ein junges Publikum. Es hat doch Platz für alle!

«Mein Name ist Bach» kommt erst im April ins Kino. Können Sie kurz umreissen, was das Publikum erwartet?

Ich sage lieber, was es sicher nicht erwarten darf: «Mein Name ist Bach» ist kein Musikfilm. Es geht vielmehr um eine Woche, die Johann Sebastian Bach mit Friedrich II. von Preussen verbringt. Wir zeigen eine Art «faits divers», Fussnoten der Geschichte sozusagen. Man könnte auch sagen, ein paar freche Welsche haben den Barock neu erfunden.

Wie kamen Sie auf die Idee dazu?

Die Idee stammt von meinem Co-Produzenten Jean-Luc Bourgeois, einem Musikhistoriker und ausgewiesenen Bach-Spezialisten. Mich hat die Idee einer Vater-Sohn-Beziehung zwischen dem König der Musik und dem König von Preussen von Anfang an fasziniert. Es ist ein Film voller Humor, Zärtlichkeit und Intelligenz.

Wie muss man sich die Arbeit an so einem Film-Projekt vorstellen?

Ich habe etwa fünf Jahre an dem Film gearbeitet. Die Realisierung kostete rund drei Millionen Euro. In der Schweiz ist so viel Geld nicht aufzutreiben. Deshalb handelt es sich um eine Co-Produktion mit Deutschland. Auch die Fernsehsender WDR und Arte haben sich beteiligt.

Wie fühlt man sich, wenn ein solches Werk nach fünf Jahren Arbeit im Kasten ist?

Ich geriet regelrecht in Panik, als der Film fertig war. Ich fragte mich, wie ich das überhaupt geschafft hatte, woher ich die Energie dazu genommen hatte. Bei einem Erstling weiss man ja noch nicht, was einen erwartet. Aber mir wird jetzt schon schwindlig, wenn ich an das nächste Projekt denke.

Das nächste Projekt?

Ich arbeite zurzeit an einem neuen Drehbuch. Es handelt sich um eine poetische, imaginäre, futuristische Geschichte, die in der Welt der Arbeitslosen spielt. Ich denke, die Arbeitslosigkeit ist eine der grössten Lügen der Regierungen: Wie können die Menschen nur glauben, dass sie irgendwann zurückgehen wird? Wir müssen die Arbeit teilen, sonst wird es irgendwann wieder eine Revolution geben. Trotzdem soll es in meinem Film poetisch zugehen. Realistische Filme gibt es genug. Das ist nicht mein Register.

Gilles Tschudi, bekannt als Ekel Michael Frick in der SF-DRS-Soap «Lüthi & Blanc», erhielt für seinen Part in Ihrem Film den Preis für die beste Nebenrolle. Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit ihm erlebt?

Ich kannte Gilles nur als Theaterschauspieler und -regisseur. Als solcher hat er mich fasziniert. Die Zusammenarbeit mit ihm war sehr reich. Mit seiner Erfahrung war er eine wertvolle Unterstützung. Das gilt auch für die beiden Hauptdarsteller Vadim Glowna und Jürgen Vogel. Sie alle haben mitgedacht und mir ganz lieb geholfen.

Sie haben lange in Freiburg gelebt und gearbeitet, unter anderem als Medienverantwortliche des Internationalen Filmfestivals. Verbindet Sie heute noch etwas mit Freiburg?

Ich werde ja oft fälschlicherweise als Freiburgerin bezeichnet. Dass ich in Freiburg offenbar als Freiburgerin akzeptiert werde, macht mich stolz. Das Freiburger Internationale Filmfestival hat meine Filme stärker geprägt als alles andere. Diese Fantasie, dieser Irrealismus: Das ist meine Filmfamilie.

Heute leben Sie grossenteils in Berlin, der Stadt Ihres Ehemannes. Wie gestaltet sich dort Ihr Alltag?

Unsere Berliner Wohnung liegt im Arbeiterquartier Wedding. Dort habe ich einen Computer, der vor einer weissen Wand steht. Diese weisse Wand brauche ich, um meine eigenen Bilder entstehen zu lassen, wenn ich am Schreiben bin. Das Schreiben verlangt viel Selbstdisziplin. Etwas anders sieht es aus, wenn man am Drehen ist, aber der grösste Teil ist Schreiben. Ansonsten führe ich ein ganz normales Leben mit meinem Mann und unserem 21-jährigen Gottenkind, das zurzeit bei uns wohnt.

«Mein Name ist Bach» kommt Anfang April in die Deutschschweizer Kinos und wird später beim WDR und bei Arte im Fernsehen ausgestrahlt. Im Februar wird der Film in der Reihe «German Cinema» an der Berlinale gezeigt.

Die Regisseurin

Ist sie nun Freiburgerin, oder ist sies nicht? Sie werde in den Medien oft fälschlicherweise als Freiburgerin bezeichnet, sagt Dominique de Rivaz. Woher also kommt sie wirklich? Diese Frage zu beantworten sei nun auch wieder nicht so einfach, aber: «Man kann seine Seele ja aufteilen.» Von Haus aus Walliserin, ist die Regisseurin und Drehbuchautorin 1953 in Zürich geboren und verbrachte dort ihre ersten Lebensjahre. Im Alter von fünf Jahren zog sie mit ihrer Familie nach Bern, wo sie bis heute eine Wohnung hat (und ihre Steuern bezahlt, wie sie lachend anmerkt).

Ins Üechtland verschlug es sie zu Ausbildungszwecken: In Freiburg machte sie zuerst die Matura und danach ein Lizenziat in französischer Literatur, Geschichte und Philologie. Während zehn Jahren war sie Medienverantwortliche beim Freiburger Internationalen Filmfestival. Seit 16 Jahren lebt sie grossenteils in Berlin, wo sie sich mit ihrem Ehemann eine Wohnung teilt. cs
Der Film

«Mein Name ist Bach» ist der erste Spielfilm von Dominique de Rivaz. Im Mittelpunkt der Handlung steht eine Begegnung des alternden Johann Sebastian Bach (Vadim Glowna) mit dem jungen König Friedrich II. von Preussen (Jürgen Vogel) im Potsdam des Jahres 1747. Während einer Woche führen die beiden Titanen des Barock eine etwas problematische, jedoch amüsante Vater-Sohn-Beziehung.

Schon vor Drehbeginn sorgte «Mein Name ist Bach» für Furore: Zweimal hatte die eidgenössische Filmkommission das Projekt abgelehnt, als die damalige Kulturministerin Ruth

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