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Gott macht sich abhängig von uns

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Wort zum Sonntag

Nach dem Tod einer 84-jährigen Frau hatte ich erfahren, dass sie bis kurz vor ihrem Tod für die ganze Verwandtschaft Socken und Pullover gestrickt hatte. Die Enkel erzählten mit einem Schmunzeln, dass am Ende jeweils die Proportionen nicht mehr ganz gestimmt hätten, was die Verwandtschaft jedoch nicht weiter gestört habe.

 

 Ja überhaupt: Unsere eigenen Proportionen stimmen nie ganz, weil wir Menschen sind und nicht vollkommen. Wir tragen dennoch eine Sehnsucht nach Ganzheit, nach Heil und Heilung in uns. Wir leben in einer Spannung zwischen Sehnsucht und Erlangen, zwischen Verheissung und Erfüllung. Diese Spannung von Verheissung und Erfüllung nimmt am 4. Adventssonntag die Lesung von der Verkündigung auf. Gott tritt machtvoll auf den Plan und greift in die Geschichte der Menschheit und das Leben einer Einzelnen ein – und macht sich dabei abhängig.

 

 Der Engel als Bote Gottes tritt mit einer Verheissung an Maria heran. Es ist ein Auftrag, eigentlich mehr eine Bitte, weil er ihre Zustimmung möchte. Gott ist also durch seinen Engel ein Bittsteller, kein Befehlender. Dass Gott seine Verheissung wahr machen kann, hängt somit an einem ganz entscheidenden Punkt davon ab, ob der Mensch – in diesem Fall Maria – zustimmt. Es ist müssig, darüber zu spekulieren, was gewesen wäre, hätte Maria sich verweigert. Gott schenkt Verheissung, die Erfüllung geschieht jedoch nicht ohne uns.

 

 So wirbt Gott immer wieder um unser Ja, er zwingt uns nicht, mit ihm zu kooperieren. Daher kommt er als Kind, das mit uns wächst und reifer wird. Das schafft Vertrauen, das unabdingbar ist, um in wichtigen Bereichen zuzustimmen. Gott ist uns in dem Kind nahegekommen, tritt durch es an uns heran, an jede und jeden anders. Uns ist Ganzheit verheissen, aber nicht ohne unser Mittun.

 

 Nur so stimmen unsere Proportionen letztlich doch. Wir tun, was wir können, auch wenn der Pullover oder die Socke nicht richtig zu passen scheinen, unsere Lebensform nicht perfekt ist. Aber wenn Gott uns die Kleidung anzieht, wenn er um unsere Zustimmung wirbt, dann passt alles.

Andreas Rellstabist Pfarrer des Seelsorgeraumes St. Anton-Maria Krönung in Zürich. Von 2011 bis 2013 war er Sprecher des «Wortes zum Sonntag» im Schweizer Fernsehen.

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