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Gott nimmt sich fürsorgliche Mütter zum Vorbild

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Wort zum Sonntag

Autor: Hans Ulrich Steymans

Gott nimmt sich fürsorgliche Mütter zum Vorbild

Gott ist im Alten Testament Herr, Schöpfer, Kämpfer, Krieger, Held. Diese Begriffe bezeichnen Mannsbilder. In Jes 49,14-23 aber vergleicht Gott sich mit einer Frau, und zwar in der wichtigsten Frauenrolle, die der Alte Orient kannte. Gott vergleicht sich mit einer Mutter.

«Doch Zion sagt: Der Herr hat mich verlassen, Gott hat mich vergessen. Kann denn eine Frau ihr Kindlein vergessen, eine Mutter ihren leiblichen Sohn? Und selbst wenn sie ihn vergessen würde: ich vergesse dich nicht.» (Jes 49,14-15).

Zion ist eine Frau. Zion ist die Stadt Jerusalem. Städte sind weiblich. Die Stadt Jerusalem ist wie die Kirche, die Braut Christi, bisweilen Gottes Gattin. Im ersten Vers der Lesung des morgigen Sonntags klagt die Gattin, dass ihr Gemahl sie vergessen und verlassen hat.

Den Titel Herr verwendeten im alten Israel Ehefrauen, wenn sie von ihren Ehemännern sprachen.

Aber Zion leidet noch mehr! Sie ist als Mutter ihrer Kinder beraubt. Das Hebräische hat nicht nur ein Wort für Kinder, die ihre Eltern verloren haben, wie das Deutsche im Wort Waisenkind, sondern auch ein Wort für Eltern, die ihre Kinder verloren haben, deren Kinder bei Krankheit, Unfall oder Krieg gestorben sind. Dieses Wort taucht im Kontext auf (Jes 49,20). Zion, die Mutter, kann ihre verstorbenen Kinder nicht vergessen.

Dahinter steht geschichtliche Erfahrung. Im Jahre 586 v. Chr. zerstörten die Babylonier Jerusalem. Dabei starben viele Kinder – Bewohner – der Stadt und viele Überlebende wurden fortgeschleppt. Für die Zerstörung einer Stadt hat der Alte Orient ein Erklärungsmodell. Der zornige, männliche Herrgott verlässt die Stadt und gibt sie den Feinden preis. Dieses Erklärungsmodell wendet Israel auf die Zerstörung Jerusalems an.

Doch Gott möchte nicht mehr als zorniger Herr erscheinen, sondern die Stadt trösten. Deshalb geschieht etwas Unerhörtes: Gott redet mit Zion von Frau zu Frau! Gott nimmt sich die liebevollen, fürsorglichen Gefühle einer Mutter für ihr Baby zum Vorbild. Eine Mutter kann ihr Baby nicht vergessen. Ebenso kann Gott Zion nicht vergessen.

Nach dem, was bei der Zerstörung Jerusalems geschehen ist, kann man mütterliche Liebe Gottes kaum glauben. Deshalb spielt Gott darauf an, dass eine menschliche Mutter in persönlicher und politischer Krisensituation bisweilen ihr Kind vergessen hat.

So wie aber normalerweise jede Mutter ihr Baby zärtlich liebt, so will Gott zu Zion stehen. Die liebevolle Mutter dient dem Herrn als Modell für seinen Wandel in Gesinnung und Verhalten vom Zorn hin zur Zuneigung.

Der Dominikaner Hans Ulrich Steymans ist Professor für Altes Testament und Biblische Umwelt an der Universität Freiburg und lebt im Kloster St. Hyazinth.

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