Autor: kurt ming
Ganze zehn Runden sind gespielt, und das von der Konkurrenz belächelte Biel als Tabellenachter hat jetzt schon elf Zähler Vorsprung auf seinen Rivalen aus der Saanestadt. Für die Freiburger war das 0:4 in der mit 5212 Fans gut besetzten Bieler Eishalle schon die siebte Niederlage in Folge. Und was noch fast bitterer ist: Über 140 Minuten lang haben die Stürmer des HCF nun schon nicht mehr getroffen.
Ciaccio statt Caron
Dabei schickte GottéronCoach Serge Pelletier in Biel erstmals in dieser Spielzeit seinen Stammgoalie Caron auf die Tribüne und versuchte mit vier ausländischen Feldspielern zu Torerfolgen zu kommen. Mit null Erfolg. Neuzuzug Michel Ouellet, der nach dem Davos-Match zum zweiten Mal zum Einsatz kam, traf wie seine beiden Sturmkameraden Mowers und Aubin auch nicht.
Überhaupt wird die diesjährige Söldnertruppe des Tabellenletzten immer mehr zur Hypothek für die eigene Mannschaft. Goalie Caron hat mehr Aussetzer als auch schon, Heins ist auch wegen kleinen Verletzungen nur noch ein Schatten der Playoff-Tage, und Aubin fiel auch in Biel nur noch durch unnötige Fouls im Offensivbereich auf, die ihm wie seinem Kollegen Heins je eine zehnminütige Disziplinarstrafe einbrachten. Da ging sogar die ansprechende Leistung des Amerikaners Mark Mowers etwas unter, der in der Anfangsphase, als der Match noch auf des Messers Schneide stand, mit einem Stangenschuss Pech hatte.
Immer nach dem gleichen Muster
Die letzten Partien der Drachen verlaufen praktisch immer nach dem gleichen Muster. Bis zum ersten Gegentor hält die Mannschaft das Geschehen auf dem Eis mehr oder weniger ausgeglichen, sobald aber der Gegner einmal trifft, fällt das ganze Konzept auseinander.
So auch in Biel. Eigentlich hätte Gottéron in Führung gehen müssen, doch Ouellet scheiterte in Unterzahl allein an Berra (9.) und auch Mowers und Lachmatow trafen nur die Torumrandung. So folgten sieben dramatische Minuten in der ersten Hälfte des zweiten Drittels, in denen sich das Spiel zugunsten der Seeländer wendete.
Erst stoppte Damiano Ciaccio Nüssli mit einem Big-Save, einige Sekunden danach liess er zum Entsetzten seiner Mitspieler einen Weitschuss von Jackmann von der blauen Linie aus passieren. Als wenig später Oldie Steinegger und Flügelstürmer Tschannen innert drei Minuten zwei individuelle Fehler zu Toren nützten, war die Partie frühzeitig entschieden. Gottéron hatte im letzten Drittel trotz ständigen Umstellungen in den Angriffsreihen nicht mehr die Mittel und den Glauben, das Spiel zu kehren.
Ohne Konzept und Selbstvertrauen
Bei Freiburg wird nach den beiden Niederlagen gegen Rappi und Biel die Lage immer dramatischer. Nicht allein die Resultate, sondern vielmehr die Art und Weise, wie diese zustande kommen, stimmen nachdenklich. Der HCF verliert im Moment die Spiele nicht etwa knapp oder mit Pech, sondern ist ganz einfach jedes Mal die schlechtere Mannschaft. Das Team tritt ohne Konzept und Selbstvertrauen an und zeigt immer mehr Zerfallserscheinungen.
Für den nicht mehr unumstrittenen Coach Serge Pelletier sind vorweg die vielen Verletzten der Hauptgrund für die Misere: «Wenn das Schweizer Daviscupteam ohne Roger Federer antritt, erreicht es auch nicht die gleichen Resultate», versuchte der ratlose Frankokanadier etwas von den fehlenden Leistungen seiner Truppe abzulenken.
Klar, Absenzen wie jene von Jeannin, Sprunger, Bykow und jetzt auch noch Leblanc kann keine Mannschaft in der NLA problemlos wegstecken. Das erklärt aber nicht die Freiburger Harmlosigkeit in den Überzahlspielen. Viel mehr sind es die vielen Wechsel, die ein effizientes, weil eingespieltes Powerplay verhindern. So wirkten ausser dem nur wenig eingesetzten Nachwuchsduo Hasani/Mottet in den letzten beiden Spielen alle Feldspieler einmal in den Special-Situations mit. Ohne Erfolg.
Den ausbleibenden Erfolg auf dem Eis nur mit den Absenzen zu erklären, wäre an den Tatsachen vorbeigeschaut. Im Moment spielt der HCF ohne Feuer und sichtbares Konzept. Die ständigen Umstellungen in den Blöcken tragen das Ihre zur herrschenden Unsicherheit bei.
Solche Probleme kennt Biel momentan nicht. Bei den Roten ziehen die Ausländer die Fäden und die Schweizer Spieler treffen regelmässig.