Autor: Marc Kipfer
Wo man sich ihre Musik anhört, spielt keine Rolle, aber laut sollte es sein. Sehr laut. Die erste Studio-CD der Seeländer Hardrocker heisst genau gleich wie ihre Band: Granit. Und so hört sich der späte Erstling nach 15 Jahren Bandgeschichte auch an. Schnörkelloser, gut gespielter Hardrock mit ordentlich vollen Gitarren.
Das Album beginnt mit einer blauäugigen, goldhaarigen, aber namenlosen Schönheit. «Hey you, tell me your name!», ruft ihr der Sänger von der Bar aus zu, Rock’n’Roll verpflichtet schliesslich. Was inmitten der gekonnt arrangierten Instrumentalparts schon beim ersten Hinhören auffällt, ist die Stimme von Leadsänger Adrian Leu. Sein für Hardrock-Verhältnisse überraschend melodisch eingesetztes Organ hat der Solothurner nicht nur durch eine Laune der Na- tur erhalten, sondern mit Gesangsunterricht auf ein beachtliches Niveau geschliffen.
Whiskey und Mädchen
Beachtlich scheint sich auch die Geschichte mit der Goldhaarigen entwickelt zu haben, so zumindest könnte man die Zeile sechs Songs später verstehen: «Come on baby, the last night was great», heisst es im eigen- willigen, aber durchaus eingängigen «Like Your Morning Face». Ebenfalls stark: «Wild». Der Song erinnert an Kid Rock und macht Lust, sich auf der Stelle einen Whiskey einzuschenken. Eine zarte Westerngitarre wird von dezent im Hintergrund gehaltenen verzerrten Akkorden unterstützt. Das obligate Gitarrensolo setzt erfrischend früh ein. Was dann folgt, ist die spannendste Minute des ganzen Albums, während der ein Strumpfband den Abenteuern des trinkenden Helden in Cowboystiefeln ein abruptes Ende setzt.
Nicht nur für das Radio
Den hymnischen Song «Life» haben die fünf Granit-Jungs zwar pflichtgemäss zu einer radioverträglichen Version zusammengekürzt und mit einem Streicher-Arrangement ergänzt, die ursprüngliche Maxi Edition ist auf dem Album aber ebenfalls zu finden. So, wie man sich dies zu besseren Zeiten von Gotthard gewünscht hätte. Was womöglich daran scheiterte, dass der Gotthard hauptsächlich aus Gneis besteht, nicht aus Granit. Wer sich so nennt, bleibt seiner Sparte treu. Weitere echte Balla- den sucht man auf «Gra- nit» denn auch vergebens. Falls sie überhaupt jemand sucht.
Granit «Granit». Nonstop Music Records. Die Band im Internet: www.granit.to