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Chaos und Kontrolle

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Sie bilden die beiden Pole der Freiburger Musikwelt: Am einen Ende steht die Landwehr, die offizielle Blasmusik des Kantons, deren Ursprünge bis weit ins 19. Jahrhundert zurückreichen. Das andere Ende markiert die Elektro-Rock-Band The Young Gods, 1985 in Freiburg gegründet und als wichtige Vertreterin der musikalischen Avantgarde weltweit bewundert. Am Samstag bündelten die beiden Urgesteine ihre Kräfte und sprengten in der grauen Halle der Blue Factory musikalische Grenzen.

Wenn zwei so unterschiedliche Welten aufeinanderprallen, braucht es ein Musikstück, das diesem Experiment gerecht wird. Terry Rileys «In C» ist so ein Werk. Das 1964 komponierte Improvisationsstück ist ein Monument der Neuen Musik und begründete die sogenannte Minimal Music. Für den Sensler Benedikt Hayoz, der die Landwehr seit letztem Jahr dirigiert und die Kooperation mit den Young Gods initiierte, stand das Stück denn auch am Anfang des Projekts. Der Clou daran: Das Werk entsteht zu einem guten Teil erst bei der Aufführung, denn die semi-aleatorische Konzeption gibt den einzelnen Musikern Spielraum, lässt sie selbst entscheiden, wann sie zum nächsten Teil übergehen (siehe Kasten). Dem Dirigenten verlangt dies einiges ab: «So richtig kontrollieren kann man das Ganze nicht. Das ist aber auch nicht vorgesehen. Das Stück soll sich selbst entfalten», verrät Hayoz den FN vor der Auf­führung.

Kurz darauf füllt sich die riesige Betonhalle der Blue Factory mit Rauchschwaden, ein erstes Wummern grollt aus den Lautsprechern. In der Mitte sind auf einem Podest die Young Gods mit einem ganzen Arsenal aus elektronischen Soundapparaten platziert. Rundherum im Raum verteilt stehen die rund 80 Musikerinnen und Musiker der Landwehr. Zusammen bauen sie nach und nach eine Klangskulptur in den Raum, durch die sich der Zuhörer somnambul bewegen kann – eine Skulptur aus Musik, Zeit und Raum, die überall ein wenig anders klingt, sich durch den Widerhall der Betonwände mit dem eigenen Echo verdoppelt und die Hirnströme der Besucher neu verdrahtet.

Handy als Dirigentenstab

Mittendrin im Gedröhne steht Benedikt Hayoz. Zwischen Franz Treichler, Cesare Pizzi und Bernard Trontin von den Young Gods versucht er, ansatzweise Herr zu werden über das wabernde Klang­spektakel. Den Dirigentenstab hat er an diesem Abend durch den Computer und sein Handy ersetzt. Denn einen Blickkontakt mit allen Musikern herzustellen, ist unmöglich. Blinkende Lichtsignale tragen den Takt in den Raum, via Handynachrichten kommuniziert Hayoz mit seinen uniformierten Bläsern, die so immer einigermassen wissen, wo das Stück gerade steht – ein Quäntchen Kontrolle im kreativen Chaos.

Nach etwas mehr als einer Stunde wird es langsam leiser, nach einem kurzen Moment der Stille füllt sich der Raum mit tosendem Applaus. Sichtlich erleichtert fallen sich die Musiker in die Arme. Am Ende bleibt von diesem Abend – neben leicht brummenden Ohren und einem dicken Eintrag in den Annalen der Freiburger Musikgeschichte – vor allem das Wissen haften, dass dieses Stück in dieser Form nur ein einziges Mal aufgeführt wird. Denn nur die Kraft der Improvisation gebiert solche Einzigartigkeit.

Zum Stück

Ein Monument der Neuen Musik

Das Stück «In C» des amerikanischen Komponisten Terry Riley wurde 1964 komponiert und gilt als Monument der Neuen Musik. Das Werk besteht aus 53 kurzen Phrasen. Die Musiker können grundsätzlich selbst entscheiden, wie oft sie eine Phrase wiederholen und wann sie zur nächsten übergehen. Dabei sollte das Ensemble jedoch nie mehr als zwei oder drei Phrasen auseinanderfallen. «In C» gilt als erstes grosses Werk der Minimal Music, die sich in erster Linie durch stark repetitive Strukturen auszeichnet.

lr

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