Das neue Gesicht der alten Meister

«Coming Back Home!», so betitelt das Fri-Son den morgigen Konzertabend, und tatsächlich ist es eine Heimkehr, die da zelebriert wird, nämlich jene der Freiburger Elektro-Rock-Pioniere The Young Gods. «Das Fri-Son und The Young Gods, das ist eine lange Geschichte», sagt Gründungsmitglied und Frontmann Franz Treichler. Der heute 58-Jährige gehörte selbst zu jenen jungen Leuten, die Anfang der Achtzigerjahre die Gründung des Fri-Son vorantrieben. 1985 gründete er mit Cesare Pizzi und Frank Bagnoud die Young Gods und stand mit der Band bald selbst auf der Bühne des Fri-Son. Bis heute hat die Gruppe dort nicht weniger als siebzehn Konzerte gegeben – das letzte vor sieben Jahren.

Er freue sich sehr auf die Rückkehr, sagt Treichler, der seit vielen Jahren in Genf lebt. «In Freiburg zu spielen, wird für uns immer etwas Besonderes sein. Das Publikum hier ist mit uns gross geworden. Viele Leute kennen uns seit unseren Anfängen, doch es hat auch junge Konzert-Besucher.» Die Erneuerung des Publikums gebe es in diesem Ausmass nur in Freiburg: «In Zürich, Genf oder auch im Ausland sind die meisten unserer Zuhörer in unserem Alter», so Treichler. «In Freiburg gibt es viele Junge, die uns irgendwann entdeckt haben, vielleicht durch ihre Eltern.»

Die Rückkehr von Cesare Pizzi

«In sieben Jahren passiert viel», sagt Franz Treichler mit Blick auf das letzte Konzert der Young Gods im Fri-Son. Die Band hat sich in dieser Zeit neu erfunden, hat in gewisser Weise auch zu ihren Wurzeln zurückgefunden. 2012 stand sie in der gleichen Formation auf der Bühne, in der sie auch heute noch spielt: mit Franz Treichler, Cesare Pizzi und Bernard Trontin. Das war und ist nicht selbstverständlich: Nach der Tour zum 2010 erschienenen Album «Every­body Knows» stiegen die langjährigen Bandmitglieder Vincent Hänni und Al Comet aus. Um ihre Engagements zur Vernissage eines Musikbuchs wahrzunehmen (dazu gehörte auch das Konzert im Fri-Son), fragten Treichler und Trontin ihren alten Weggefährten Cesare Pizzi an, ob er Al Comet am Sampler ersetzen würde. Pizzi, der die Young Gods 1988 verlassen hatte, sagte zu und fand wieder Gefallen am Musizieren in einer Band.

2015 folgte die Einladung des Cully Jazz Festivals, eine Art offenes Labor einzurichten. Die drei jammten und improvisierten mit Schlagzeug, Gitarre, Bass, Sampler und Laptop – und fuhren nach fünf Tagen mit dem Grundgerüst von sieben neuen Songs nach Hause, die im vergangenen Februar auf dem Album «Data Mirage Tangram» erschienen sind. Der Titel des Albums bezieht sich auf das japanische Tangram-Spiel, das aus sieben Teilen besteht, die sich zu unterschiedlichen Formen und Figuren legen lassen.

Keine alten Herren

Das neue Album war wichtig für die Band, die stets für ihre Experimentierfreude und Wandelbarkeit bekannt war. «Hätten wir nur noch unsere alten Songs gespielt, wären wir eine jener Altherren-Gruppen geworden, die wir nie sein wollten», sagt Franz Treichler. Ihr neues Material haben The Young Gods dieses Jahr in zahlreichen Konzerten präsentiert, teils in der Schweiz, vor allem aber im europäischen Ausland. «Das Publikum war überall begeistert», sagt Treichler, «obwohl oder vielleicht gerade weil wir anders klingen als früher.»

Sie funktioniert also immer noch, die Musik der jungen Götter, die keine alten Herren sein wollen – und das dürfte auch morgen im Fri-Son nicht anders sein. Das Publikum darf sich auf die Songs des neuen Albums freuen, wird aber auch in den Genuss einiger alter Hits kommen, wie Franz Treichler verspricht. Und die Geschichte der Young Gods gehe weiter: Nach einer Konzertpause seien einige Auftritte an Festivals geplant, und dann gehe es an die Arbeit an einem neuen Album: «Wir haben eine gute Energie!»