Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Kunst soll Zweifel säen»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Dass Nicolas Brulhart seine erste Ausstellung im Fri Art den Themen Identität, Heim und Rückkehr widmet, ist kein Zufall: Der 36-Jährige ist für seinen neuen Posten als künstlerischer Leiter der Kunsthalle selbst nach Freiburg zurückgekehrt. Im Gespräch sagt er, was ihm das bedeutet, welche Pläne er für das Fri Art hat und wie er das Publikum für die zeitgenössische Kunst begeistern will.

 

Nicolas Brulhart, was hat Sie an der Stelle als künstlerischer Leiter der Kunsthalle Fri Art interessiert?

Nachdem ich in Freiburg den Kunstraum WallRiss und in Genf den Kunstraum Forde geleitet hatte, erschien mir das Fri Art wie ein logischer nächster Schritt: Es ist grösser und stärker beachtet, hat aber immer noch eine familiäre Grösse und bietet mir als künstlerischem Leiter viele Freiheiten. Als Freiburger kenne ich das Fri Art schon lange; der Ort hat für mich etwas sehr Schönes.

 

Es ist also etwas Besonderes für Sie, nach Stationen in Bern und Genf jetzt nach Freiburg zurückzukehren?

Ja, es ist sehr emotional, und das ist ja auch das Thema meiner ersten Ausstellung hier: Sie heisst «A House is not a Home» und wird einen zweiten Teil mit dem Titel «A Home is not a House» haben (siehe auch Artikel unten, Anm. d. Red.). Es geht um Identität, Raum und Heim – und mit dem zweiten Teil indirekt auch um die Rückkehr. Es ist also eine persönliche und poetische Art, das Fri Art als künstlerischer Leiter in Besitz zu nehmen.

 

Welche Bedeutung hat das Fri Art in Ihren Augen?

Es ist toll, eine solche Institution hier in Freiburg zu haben! Ich sehe das Fri Art in einem internationalen Netzwerk einer zeitgenössischen Kunst am Puls der Zeit, frisch, radikal und experimentell. Mit seiner alternativen Tradition bietet es den Künstlerinnen und Künstlern viele Freiheiten, die sie schätzen. Gerade für die junge Schweizer Szene, von Genf bis nach Zürich und von Basel bis nach Lugano, ist das Fri Art ein wichtiger Treffpunkt. Wichtig ist auch, dass hier nicht nur die zeitgenössische ­bildende Kunst einen Platz hat, sondern auch andere Kunstformen wie experimentelle Musik oder Performance.

 

Welche Pläne haben Sie mit der Kunsthalle?

Das Fri Art soll die freie, dynamische Plattform bleiben, die es ist. Diese Dynamik soll man spüren. Es muss ein lebendiger Ort sein, sonst hat es keinen Sinn. Darum möchte ich die Leute von hier involvieren, ihnen zuhören und auch lokale Sachen ausstellen. Die persönliche Beziehung zum Publikum ist mir wichtig: Ich will die Ausstellungen nach Möglichkeit selber vermitteln, meine Ideen erklären und erfahren, was die Besucherinnen und Besucher darüber denken. Ich will persönlich für das Publikum erreichbar sein.

 

Und das auf Deutsch und auf Französisch: Sie selber sprechen beide Sprachen gut. Wie wichtig ist die Zweisprachigkeit für das Fri Art?

Unser ganzes Team ist sehr zweisprachig und das ist wichtig! Wir werden die Zweisprachigkeit weiter pflegen und fördern, um ein Ort für beide Sprachgruppen zu sein.

 

Das Fri Art hat durchschnittlich 5500 Besucher pro Jahr. Was bedeuten Ihnen diese Zahlen?

Es ist mir schon wichtig, dass Leute kommen und unsere Ausstellungen sehen. Ich wünsche uns, dass viele Menschen den Weg in die Kunsthalle finden – trotz der Vorurteile, die oft gegenüber der zeitgenössischen Kunst herrschen und trotz der grossen Konkurrenz in der Kunstszene. Dazu braucht es eine gute Vermittlungsarbeit und attraktive Events. So wird aus dem Publikum eine Gemeinschaft, in der verschiedene Leute angesprochen werden, die dann ihrerseits wieder andere Leute mitbringen. Das ist mein Traum.

Die zeitgenössische Kunst hat einen schweren Stand in der allgemeinen Wahrnehmung, sagen Sie. Welche Rolle spielt sie denn in unserer Gesellschaft?

Kunstwerke sollen keine Sicherheit geben, sondern Zweifel säen. Wenn ich das bei einem Werk spüre, dann befasst sich dieses meist mit drängenden aktuellen Themen, zu Geschlechterfragen etwa oder zur Politik. Das funktioniert auch dann, wenn das Werk auf den ersten Blick stumm und ruhig wirkt. Kunst hat mit Intuition und Gefühlen zu tun. Sie nimmt kritische Positionen ausserhalb unserer alltäglichen Erfahrungen ein und wirkt über unsere Sinne. Ihre scheinbare Nutzlosigkeit bekommt ausserhalb der Logik unseres Alltags durchaus einen Nutzen. Und bei alldem sollte man den Spass nicht vergessen: Kunst trägt dazu bei, mit Spass und Poesie die Welt anders zu denken.

Wie schätzen Sie die zeitgenössische Kunst in der Schweiz ein?

Die Schweiz hat eine unglaublich dichte Szene, die auch international anerkannt ist, weil hier so viel passiert. Die Schweizer Künstler sind interessant, aber auch die Schweiz als Ort der Kunst. Die Schweiz ist fast schon eine Kunst-Metropole, und das Fri Art hat darin einen festen Platz. Es ist eine Alternative zu grösseren Häusern in Basel, Zürich oder Genf. Die Kunstschaffenden haben hier weniger Druck und mehr Freiheiten, darum kommen sie gerne zu uns.

Zur Person

Mitgründer des Kunstraums WallRiss

Nicolas Brulhart wurde 1983 geboren und ist in Courtepin zweisprachig aufgewachsen, als Sohn einer deutschsprachigen Mutter und eines französischsprachigen Vaters. Nach der Matura am Kollegium St. Michael in Freiburg studierte er Filmgeschichte und Philosophie an der Universität Lausanne. Nach dem Masterabschluss arbeitete er mehrere Jahre an einem Forschungsprojekt des Schweizerischen Nationalfonds. 2013 war er Mitgründer des Kunstraums WallRiss in Freiburg, ab 2014 leitete er das Archiv der Berner Kunsthalle und von 2016 bis 2018 zusammen mit Sylvain Menétrey den Genfer Kunstraum Forde. Anfang Juni trat er sein Amt als künstlerischer Leiter des Fri Art an, als Nachfolger von Balthazar Lovay. Er leitet die Kunsthalle als Co-Direktor gemeinsam mit der administrativen Leiterin Julia Crottet.

cs​

 

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema