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Nur noch mit Aufnahmeprüfung

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«Wir fühlen uns vor den Kopf gestossen», sagt Berufsmaturaschüler Chris­topher Greune von der Klasse 9051 den FN. Er und seine Mitschüler ärgern sich über die neuen Aufnahmebedingungen, um den einjährigen Lehrgang für die Ergänzungsprüfung Passerelle anzutreten. Berufs- und Fachmaturanden, die diese Prüfung bestehen, sind an einer Universität zugelassen (siehe Kasten). «Mehrere meiner Mitschüler der Kaufmännischen Berufsfachschule Freiburg haben fest damit gerechnet, nächsten Sommer ohne Hindernisse den Passerelle-Kurs besuchen zu können», sagt Greune aus Wallenried. Diese Zukunft sei nun ungewiss. Grund dafür ist ein Entscheid des Kantons: Ab dem neuen Jahr muss jeder Interessierte eine Aufnahmeprüfung absolvieren, um in den Passerelle-Kurs einzutreten.

Zu hohe Durchfallquote

Es gibt zwei Möglichkeiten, um sich für die Passerelle-Prüfung vorzubereiten. Eine Minderheit wagt sich ohne schulische Vorbereitung an die eidgenössische Ergänzungsprüfung – oder bereitet sich in einem Kurs einer privaten Schule vor. Der Grossteil der Studierenden besucht allerdings ein vom Bund anerkanntes Gymnasium, um sich während eines Schuljahrs auf die Prüfungen vorzubereiten; in Freiburg ist dies das Kollegium St. Michael. Ab März 2019 müssen alle Inte­ressenten im Kanton Freiburg Aufnahmeprüfungen in Mathematik und in der Muttersprache absolvieren. Der Grund: Die Misserfolgsquote sei zu hoch, sagt François Piccand, Amtsvorsteher für Unterricht der Sekundarstufe 2 bei der kantonalen Erziehungsdirektion. «Im letzten Jahr sind 49 von 102 Studenten an den Prüfungen gescheitert. Dies entspricht einer Durchfallquote von 48,1 Prozent», sagt Piccand. Die Problematik sei nicht erst im letztem Jahr aufgetreten. Von 2012 bis 2016 hatten im Schnitt rund 28 Prozent keinen Erfolg an den Prüfungen. Problematisch sei auch die Anzahl Abbrüche während des Schuljahrs, führt Piccand aus: Diesen April waren 185 Studenten für den Passerelle-Kurs eingeschrieben – im September waren es noch 149 Studenten, im November 123.

Investition ohne Ertrag

Laut dem Amtsvorsteher bestehen zwei Schwierigkeiten. Zum einen sei es für die Schüler undankbar, ein Jahr investiert zu haben, ohne dass am Ende ein Diplom herausschaue. «Die Schüler können neben dem Studium nur wenig arbeiten, weshalb es auch finanziell ein schwieriges Jahr ist.» Zum anderen kosten die Ausbildungen und Prüfungskosten den Staat viel Geld: Bis heute und auch noch nach der Einführung von Aufnahme­examen müsse ein Passerelle-Schüler lediglich die Einschreibegebühr von 100 Franken, das Schulgeld für 1200 Franken und die Schulbücher bezahlen – den Rest übernehme der Kanton, gibt Piccand an.

Auf die Frage, ob der Kanton Freiburg überhaupt die Berechtigung habe, eigenmächtig eine Aufnahmeprüfung für den Vorbereitungskurs einzuführen, bejaht Piccand. «Das Aufnahmeverfahren ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich. In Zürich beispielsweise müssen die Studenten ein Aufnahmegespräch führen, in Basel brauchen sie ein Notendurchschnitt von mindestens 4,8.» Dominik Noser, Leiter Maturitätsprüfungen beim Bund, bestätigt: Die von der Bundesverordnung abgeleiteten Richtlinien der Schweizerischen Maturitätskommission überlassen es den anerkannten Schulen, wie sie die Zulassungsbedingungen festlegen.

«Zu kurzfristig und unfair»

«Dieser Systemwechsel ist zu kurzfristig und unfair gegenüber denen, die bald die Passerelle besuchen wollten», sagt Berufsmaturaschüler Greune verärgert. Seiner Meinung nach wäre die Einführung in zwei bis drei Jahren nach der Bekanntgabe sinnvoll. «Dann beginnen nämlich die ersten Lernenden die Ausbildung und können sich darauf einstellen.»

Piccand entgegnet, dass die Einführung der Aufnahmeprüfungen nicht zu kurzfristig sei, weil es keiner Vorbereitung bedürfe. Die Prüfung sei nicht unfair. Vielmehr wolle der Kanton das Gegenteil bewirken: mehr Fairness für alle. «Ein Schüler weiss dann direkt, ob er für die Passerelle geeignet ist oder nicht, ohne dass er ein ganzes Jahr investieren muss», sagt Piccand. Das Amt habe die Prüfung mit Absicht so früh angesetzt, damit sich ein Kandidat nach dem Scheitern umorientieren kann. «Schliesslich wollen wir nicht weniger Erfolge, sondern weniger Abbrüche und Misserfolge.»

Für Greune steht auch die Frage im Raum, ob mit der neuen Prüfung nicht die Deutschsprachigen als Minderheit diskriminiert werden. «Bei den französischsprachigen Freiburgern gibt es mehr Studenten, die den Abschluss nicht schaffen.» Piccand bestätigt, dass bei den welschen Schülern in diesem Jahr bereits 57 von 154 Schüler die Schule abgebrochen haben, bei den deutschsprachigen Freiburgern lediglich 5 von 31. Doch müssten für alle die gleichen Aufnahmebedingungen gelten, sagt Piccand. Aber gerade weil die Deutschsprachigen bisher eine bessere Erfolgsquote vorwiesen, erwarte er dies auch bei den Aufnahmeprüfungen.

Prüfungssystem

Nur ein Versuch, um zu bestehen

Der Passerelle-Kurs hat im Gegenzug zur Berufsmatura keine Erfahrungsnoten, das heisst: Während des Schuljahrs gibt es keine Prüfungen – am Ende gibt es nur die Schluss­examen. Auf die Frage, ob nicht dieses Schulsystem Schuld an der hohen Durchfallquote im Passerelle-Kurs ist, antwortet François Piccand vom Amt für Unterricht der Sekundarstufe  2 der kantonalen Erziehungsdirektion: «Die eidgenössische Prüfungsstelle bestimmt die Richtlinien. Sie sieht keine Erfahrungsnoten vor.» Das Kollegium St. Michael führe während des Semesters Vorbereitungsprüfungen durch. Diese würden zwar nicht gelten, der Schüler könne sich aber ein Bild über seinen Wissensstand machen. «Es kann aber schon sein, dass einige Schüler den Umfang des Lernstoffes unterschätzen.»

jp

Information

Eidgenössische Prüfung oder Kollegium

Berufs- und Fachmaturanden können nach dem erfolgreichen Abschluss an eine Schweizerische Fachhochschule eintreten. Für die Universität müssen die Schüler eine Ergänzungsprüfung absolvieren, auch Passerelle genannt. Die Schweizerische Maturitätskommission bietet die Zulassungsprüfungen an, die das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation organisiert. Die Art der Vor­bereitung ist frei wählbar. Die Schüler können einen einjährigen Kurs an einer privaten oder öffentlichen Schule besuchen. Sie haben aber auch die Möglichkeit, sich den Prüfungsstoff im Selbst­studium anzu­eignen und sich nur für die eidgenössische Prüfung anzumelden. An den Prüfungen werden die Fächer Deutsch, Englisch oder Französisch, Mathematik, Naturwissenschaften und Geistes- und Sozial­wissenschaften getestet.

jp

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