Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Unter Menschen zu Hause

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Morgens um sechs Uhr sass der Bischof im gleichen Raum wie Männer, die für den Tag aus dem Gefängnis entlassen wurden, um arbeiten zu gehen», erzählt Trudy Morel-Neuhaus. Während 22 Jahren führte sie bis 2006 zusammen mit ihrem Mann Jean-Claude das Bahnhofbuffet in Freiburg. Es waren solche soziale Gegensätze und menschliche Begegnungen, die ihr die grösste Freude machten. «Wir haben immer alles gewusst, was in der Region passiert. Aber wir waren sehr diskret.» Noch heute ist sie das und spricht nicht frei aus dem Nähkästchen, sondern wählt ihre Anekdoten mit Bedacht.

Sie befindet sich aktuell mitten im Umzug. Nach 38 Jahren am Bahnhof muss sie wegen anstehender Bauarbeiten aus ihrer Wohnung ausziehen. «Es ist immer schwierig, wenn es zu Veränderungen kommt. Aber ich kann nicht sagen, dass ich unglücklich bin.» Schon schimmern ihr Optimismus und ihre Anpassungsfähigkeit an neue Situationen durch.

Trudy Morel-Neuhaus ist in der Wirtsstube des Roten Kreuzes in Giffers aufgewachsen. «Ich habe es ein Leben lang geliebt, viele Menschen um mich zu haben.» Auch mit der Familie hatte sie stets engen Kontakt. «Ich würde für meine Familie alle Hebel in Bewegung setzen, wenn es nötig wäre.»

Um den Globus

Als junge Frau hat es Trudy Morel-Neuhaus aber nicht gleich in ein Restaurant gelockt. Sie wollte die weite Welt sehen. Während zehn Jahren arbeitete sie als Flight Attendant für die Swissair. «Bevor ich dreissig Jahre alt war, hatte ich bereits alle Kontinente besucht.» Dabei hat sie viele schöne Flecken kennengelernt.

Japan ist ein besonders spezieller Ort für sie. Nach einem halben Jahr als Réceptionistin in einem 5-Stern-Hotel ausserhalb von Tokyo arbeitete sie an der Weltausstellung 1970 in Osaka. Dort lernte sie nicht nur zahlreiche Staatsoberhäupter kennen, sondern auch ihren Mann. «Wir lebten und arbeiteten zusammen mit den Schwiegereltern im 1974 übernommenen Bahnhofbuffet. Nach zweieinhalb Jahren Ehe trennten wir uns aber.» Bei der Scheidung hatte er ihr gesagt, dass er niemand anderen heiraten würde, als wieder sie. So kam es. Sieben Jahre nach der Trennung heirateten die beiden zum zweiten Mal – diesmal bis dass sie der Tod vor drei Jahren schied.

Ein Sprachtalent

Durch Anstellungen wie in Japan und bei der Swissair hat sie nicht nur verschiedenste Länder kennengelernt, sie konnte auch ihre zweite Leidenschaft ausleben: Sprachen und fremde Kulturen. Sie hat ein Jahr in Barcelona und ein Jahr in London studiert. In der Schule und im Sprachkurs in Rom lernte sie Italienisch.

Trudy Morel-Neuhaus schrieb für die Kulturspalte eines Magazins für Flight Attendants. «Um das Programm der Metropolitan Opera bekannt zu machen, flog ich regelmässig nach New York», schwärmt sie. Eine Lieblingsstadt, die sie hundert Mal angeflogen ist. Die Artikel dazu verfasste sie auf Französisch und auf Englisch.

Die Offenheit gegenüber Fremden hat ihr als Wirtin und auch als Chefin viel gebracht. «Man versteht die Leute viel besser, wenn man verschiedene Nationalitäten erlebt hat und ihre Sprachen spricht», ist sie überzeugt. Im Bahnhoffbuffet trugen ihr Mann und sie die Verantwortung für 40 Mitarbeiter. Begonnen hatten sie mit 65 Personen für die beiden Brasserien, das Buffet Express sowie das Restaurant Français. «Wir hatten immer ein gutes Verhältnis zu unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und ich freue mich dies auch noch heute mit vielen weiterhin zu pflegen.»

Treffpunkt für alle

Sie habe im «Buffet» viele schöne Erinnerungen gesammelt, auch wenn es daneben viele Probleme zu lösen gab. Trudy Morel-Neuhaus erinnert sich besonders gerne an die Zeit in den 80er-Jahren. «Die Anfangsjahre waren eine grosse Epoche.» Vertreter aller Parteien und sozialen Schichten, vor allem auch zahlreiche Künstler, kehrten ein. Damals gab es im Restaurant wie im Zug zwei Klassen.

Im Gespräch mit Trudy Morel-Neuhaus kommt zum Ausdruck, dass sie wohl nichts so leicht aus der Fassung bringen kann. Beinahe nebenbei erwähnt sie, dass es einmal zu einem Todesfall vor dem Buffet gekommen war, und dass Gäste der zweiten Klasse auch oft eine Schlägerei angezettelt haben. Sie habe jeden gleich bedient, auch viele Drogensüchtige. «Dadurch wurde ich auf die sozialen Probleme, die wir in unserer Gesellschaft haben, aufmerksam.»

Soziales Engagement

Diese Probleme haben sie auch nach 2006 interessiert. In diesem Jahr gab sie das Bahnhofbuffet auf und begann mit der Arbeit als Direktionssekretärin für die Pestalozzi-Stiftung IVE, Institut für wertebezogenes Unternehmertum. Seit 2011 ist sie im Freiburger Generalrat als Vertreterin der FDP. Sie ist ebenfalls die administrative Sekretärin der FDP für den Kanton Freiburg und in vielen Kommissionen tätig. Die wirtschaftliche Situation der Gastwirte beschäftigt sie gegenwärtig ausserordentlich. «Schwierige Zeiten hat es immer gegeben. Aber keine von einem solchen Ausmass.» Momentan müssten wichtige Entscheidungen gefällt werden, damit die Unabhängigkeit von Wirten und kleineren Unternehmen gewährleistet bleibt. Allen, die von der aktuellen wirtschaftlichen Krise getroffen werden, rät sie: «Man sollte nie aufgeben, auch in unkomfortablen Situationen nicht. Menschen helfen gerne, man muss sie aber um Hilfe fragen.»

Für ihre Zukunft hat sie noch einige Wünsche, die sie aber nicht verraten möchte. Sicher ist, dass sie sich noch in das eine oder andere Abenteuer wagen wird und ihre Energie lieber für die Gesellschaft einsetzt als für sich selbst.

FN-Serie

Eine Stafette mit Porträts

In einer losen Serie stellen die «Freiburger Nachrichten» verschiedenste Menschen aus ihrem Einzugsgebiet vor. Die Artikelserie funktioniert wie eine Stafette: Es ist der jeweils Porträtierte, der das nachfolgende Porträt bestimmt.

 

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema