Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Wir machen, was sonst niemand kann»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

28 Jahre hat die Kunsthistorikerin Verena Villiger im Museum für Kunst und Geschichte Freiburg gearbeitet, die letzten 10 Jahre als Direktorin. Jetzt geht sie mit 64 Jahren in Pension und übergibt die Schlüssel an ihren Nachfolger Ivan Mariano. Mit den FN macht sie noch einmal einen Rundgang durch «ihr» Museum. Gleich in der Eingangshalle bleibt sie ein erstes Mal stehen. Hier hängen die Plakate, auf denen das Museum seit einem guten Jahrzehnt mit ausgewählten Objekten aus der Sammlung wirbt – sechzehn Motive sind es insgesamt. Die Plakate sind für die scheidende Chefin ein Symbol für das, was das Herz eines jeden Museums sei: seine Sammlung. Diese umfasst fast 50 000 Objekte. Gut 1000 davon sind in der Dauerausstellung zu sehen. Um die Sammlung der Öffentlichkeit besser zugänglich zu machen, legte Verena Villiger stets Wert darauf, auch in Wechselausstellungen einzelne Objekte in den Mittelpunkt zu rücken. «Wir haben eine reiche, vielfältige Sammlung von internationaler Bedeutung», sagt sie. «Das wollen wir zeigen. Diese Sammlung hat mit uns zu tun, und es ist naheliegend, damit zu arbeiten. Es ist, wie wenn man mit dem kocht, was im eigenen Garten wächst, anstatt Sachen von weit weg zu importieren.»

Die Sammlung hat auch viel dazu beigetragen, Villigers Interesse für das Museum zu wecken. Nach der Matura habe sie hier ein Praktikum als Restauratorin gemacht, erzählt sie. Die Sammlung habe ihr so gut gefallen, dass sie sich danach auch während ihres Studiums damit beschäftigt habe. Nach ihrem Doktorat an der Universität Freiburg und einem Abstecher als Assistenzkuratorin ans Musée cantonal des Beaux-Arts in Lausanne kehrte sie 1991 zurück ans Freiburger Museum. «Dass ich so lange hierbleiben würde, hätte ich mir damals nicht träumen lassen», sagt sie heute. «Es hat sich einfach so ergeben, weil immer irgendein interessantes Projekt oder eine neue Herausforderung kam.» Auch sei es nie ihr Ziel gewesen, irgendwann Direktorin zu werden. «Als es dann aber so weit war, habe ich mich beworben, weil ich dachte, ich kenne das Museum gut und weiss, was ich daraus machen möchte.»

Die Hartnäckige

Eines von Villigers wichtigsten Projekten hat ebenfalls mit der Sammlung zu tun: 2017 nahm das Museum sein neues Zentraldepot im Daillettesquartier in Betrieb. Zuvor war die Sammlung an dreissig verschiedenen Standorten untergebracht gewesen, teils unter prekären Bedingungen. Der Zusammenführung im neuen Depot ging eine minutiöse Inventarisierung voraus. Zusammen mit Claude Breidenbach, einem der beiden heutigen Restauratoren, und zuvor mit Claude Rossier hatte Verena Villiger lange dafür gekämpft, die Sammlung endlich fachgerecht unterzubringen. Sie erinnert sich: «Wir verfassten Berichte mit Beschreibungen und Fotos und überzeugten schliesslich die damalige Kulturdirektorin Isabelle Chassot von der Notwendigkeit eines neuen Depots.» Denkt sie an den jahrelangen Kampf zurück, schmunzelt sie: «Ich bin oft eher skeptisch, weil ich nicht enttäuscht werden will. Aber ich kann auch sehr hartnäckig sein – und wenn dann etwas klappt, freue ich mich umso mehr.»

Auch bei der Suche nach dem verschollen geglaubten Gemälde «Maria mit Kind und heiligem Joseph» von Hans Fries zahlte sich Villigers Hartnäckigkeit aus. Auf dem Rundgang durchs Museum macht die Fries-Spezialistin Halt im Hans-Fries-Saal, wo das kleinformatige Gemälde aus dem frühen 16. Jahrhundert seit 2012 zwischen anderen Werken des Freiburger Malers hängt. Verena Villiger hatte lange nach dem Bild gesucht und es schliesslich in Madrid aufgespürt. Es kam zuerst als Leihgabe nach Freiburg, ehe das Museum es 2014 erwerben konnte. «Das war schon etwas sehr Besonderes», sagt Villiger. «Es war wohl das letzte Werk von Hans Fries auf dem freien Markt – und es passt perfekt in unser Museum, das etwa ein Drittel aller bekannten Fries-Werke vereint.» 900 000 Euro hat das Meisterwerk gekostet, deutlich mehr, als das jährliche Ankaufsbudget von 100 000 Franken hergibt. «Wir haben das Geld mit verschiedenen Partnern aufgebracht», so Villiger. Kleinere Ankäufe seien aber für das Museum normal und Teil der Sammlungspolitik. «Wir entscheiden in der Direktionssitzung, was wir ankaufen. Dabei halten wir uns an Grundsätze, die uns erlauben, kongruent zu sein und die Sammlung sinnvoll zu ergänzen.»

Die Eigenwillige

Verena Villiger führt weiter durch die Dauerausstellung und bleibt vor dem monumentalen Gemälde stehen, das den Freiburger Feldherrn und Politiker Franz Peter König hoch zu Ross zeigt. Das Werk von Samuel Hofmann aus dem Jahr 1631 ist das erste bekannte Reiterbildnis der Schweizer Malerei. Allein dass der schillernde Abenteurer sich in dieser Pose habe abbilden lassen, zeuge von seinem Eigenwillen, sagt Villiger. Franz Peter König sei in jeder Hinsicht unkonventionell gewesen und unbeirrt seinen Weg gegangen. «Vielleicht hat er mich darum immer so fasziniert – und mich darin bestätigt, meinen eigenen Weg zu gehen.»

Das Gemälde hatte sich in sehr schlechtem Zustand in einem Depot des Museums befunden und wurde 2002 aufwendig restauriert. 2006 war es Kernstück einer von Villiger kuratierten Sonderausstellung über König. In der Dauerausstellung dominiert es einen Saal zum Freiburger Söldnerwesen. Eingerichtet hat ihn Verena Villiger, als sie, noch in ihrer Zeit als Vizedirektorin, die gesamte Dauerausstellung neu gestaltete. «Der Saal über die Söldner war mir wichtig. Immerhin hat Freiburg 250 Jahre lang vom Söldnertum gelebt.»

Die Chefin

Vom Ratzéhof (der Teil des Museums war übrigens einst das Wohnhaus von Franz Peter König) geht es weiter in den ehemaligen Schlachthof, der seit 1981 zum Museum gehört. Als letzte Station hat sich Verena Villiger hier Jean Tinguelys «Altar der kleinen Tiere» ausgesucht, den der Künstler eigens für diesen Ort, im Andenken an die hier getöteten Tiere, geschaffen hat. Darum steht die Skulptur auch nicht im Espace Jean Tinguely, der zum Museum gehört. Vor dem Altar denkt die abtretende Direktorin über ihre Rolle als Chefin nach: Mit Vizedirektorin Caroline Schuster Cordone, die sich um das 19. bis 21. Jahrhundert und damit auch um den Espace Tinguely kümmere, und mit Konservator Stephan Gasser, der für die älteren Objekte verantwortlich sei, habe sie eine gute Aufgabenteilung gefunden. «Es ist wichtig, dass jeder weiss, was er zu tun hat.»

Als Direktorin habe sie auch unangenehme Entscheidungen treffen und ihre Meinung durchsetzen müssen. «Das gehört dazu; als Chefin ist man nicht Freundin.» Die Arbeit im Museum sei intensiv, die personelle Dotierung mit fünfzehn Vollzeitstellen knapp. «Aber es ist eine schöne und abwechslungsreiche Arbeit, bei der man sich niemals langweilt.»

Die Zuversichtliche

Auf dem Weg zum Ausgang bietet sich Gelegenheit für einen letzten Blick zurück. Ist Verena Villiger zufrieden mit dem Erreichten? «Wir haben mit den zur Verfügung stehenden Mitteln das Bestmögliche herausgeholt», sagt sie. Das Museum decke interessante Themen aus Kunst und Geschichte und aus verschiedenen Epochen bis in die Gegenwart ab und spreche so ein breites Publikum an. Wichtig sei ihr immer gewesen, nicht Sachen zu kopieren, die andere besser könnten. «Wir wollen das gut machen, was sonst niemand kann.» Mit Sonderausstellungen zu Themen wie der Jagd, der Kleidung oder zuletzt den Wirtshäusern sei es gelungen, neue Leute anzusprechen. 36 000 Besucherinnen und Besucher haben 2018 den Weg ins Museum und den Espace Jean Tinguely gefunden – eine gute Zahl, wie Verena Villiger sagt.

Das Publikum bei der Stange zu halten, das werde eine der grossen Herausforderungen für ihren Nachfolger, meint sie. Die Menschen ins Museum zu bringen, sei vermutlich schwieriger geworden. Vielen fehle es heute am notwendigen Vorwissen, um bestimmte Themen oder Objekte des Museums für Kunst und Geschichte zu verstehen. Kommt hier etwa wieder die skeptische Verena Villiger zum Vorschein? Nicht ganz, denn sie sieht auch Positives: Die Nacht der Museen etwa habe ihr immer Freude gemacht. «Da kommen viele Menschen, die gar kein spezielles Programm erwarten, sondern sagen, dass sie einfach nur das Museum sehen möchten. Das ist eine gute Entwicklung.»

«Ich bin oft skeptisch, weil ich nicht enttäuscht werden will, aber ich kann auch sehr hartnäckig sein.»

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema