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Zugreisen und -gespräche

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

 

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er häufig alleine mit dem Zug fährt, kommt bisweilen nicht umhin, die Gespräche der Mitreisenden mitzuhören. Dem guten Beobachter erschliessen sich zudem auch bestimmte Zugfahrertypen. Frühmorgens trifft man gemeinhin auf den Schläfer oder, besser gesagt, den «Sich-schlafend-Stellenden». Er hat den Nachbarsitz mit Jacke und Tasche belegt und liegt im Sitz, die Augen geschlossen, wohl innerlich hoffend, dass die Neueinsteiger bloss nicht auf die Idee kommen, zu fragen, ob der Sitz frei sei. Man will ja auch nicht stören und geht suchend weiter. Insgesamt ist es noch recht ruhig im Zug, sei es, weil manche noch zu müde zur Konversation sind oder aber schon hoch konzentriert in ihren Laptop hacken.

 

Am Nachmittag ist die Situation anders: Lärmende Kollegen-, Schüler- oder Touristengruppen strömen wahlweise laut diskutierend oder lachend durch die Gänge, mit mehr oder weniger Gepäck im Schlepptau. Das ist dann der Moment, in dem ich hoffe, sie mögen in den nächsten Waggon weiterziehen. Wenn nicht, so muss man es eben aushalten, wenn nebenan eine total aufgedrehte Truppe von beispielsweise Ingenieuren, die gerade von einem Experiment, einer Sitzung oder eine Baustelle zurückkommen, das Erlebte im Detail Revue passieren lässt und dabei womöglich noch stark riechende Leberwurstsemmeln mit Zwiebeln verspeist.

Aus diesem Grund habe ich die Ruheabteile für mich entdeckt. Das Hinweisschild wird aber besonders von allein reisenden Herren der Schöpfung ignoriert, die ein total wichtiges Telefonat führen müssen. Dabei geht es um zu (ver-)kaufende Aktien (hallo Börsenaufsicht!), gefährliche Geschäftskonkurrenten und die «zuckersüsse Mitarbeiterin» (Zitat!). Die gewählte Lautstärke ist dabei so, als ob sie die geografische Distanz zum Zuhörer allein stimmlich überbrücken müsste. Ein anderer Fall: Ein älteres Paar setzt sich in Zürich ins Ruheabteil. Er liest ihr laut und explizit den Aufkleber am Fenster vor: «Ruhezone». Ich hoffe inbrünstig, sie haben es kapiert, aber dann brummelt es eine Stunde lang leise zwischen den beiden hin und her. Unmöglich, dabei wissenschaftlich zu arbeiten!

Zuletzt habe ich mich aber auch köstlich in den Nicht-Ruheabteilen amüsiert. Im ersten Fall geht es um ein nicht mehr ganz junges Ehepaar, in Gala gekleidet, sie blond im Kostüm à la Chanel, er im rosa Hemd, Krawatte, Anzug. Er sucht auf dem Natel das Online-Menü einer Pizzeria und liest ihr vor, was sie alles an verschiedenen Pizzen anbieten, und entdeckt, dass man an seinem Geburtstag gratis essen kann, sofern man unter 20  Franken bleibt. Sie daddelt auf ihrem Telefon, hat aber die Begleitmusik nicht unter Kontrolle und stellt schliesslich entnervt das Spiel ab. Dann surft sie im Internet und fragt schliesslich ihren Mann: Du, wie viel sind 13,5  Zentimeter? Er: So (und zeigt zwei Hand breit). Sie: Dreizehn Komma fünf? Er: Dreissig? Sie: Dreizehn …! Er zuckt die Achseln, kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie: Wie viel ist das denn jetzt, dreizehn Komma fünf? Er schüttelt den Kopf, wird rot, die anderen Fahrgäste feixen. Wer Böses denkt!

Ein anderer Tag, ein anderes Paar, sie redet wie ein Wasserfall. Er neigt den Kopf über ein Kreuzworträtsel, um ihrem Redeschwall zu entgehen. Es wird endlich ruhig, er knobelt still vor sich hin, während sie aus dem Fenster schaut. Dann er: Fluss durch Girona? Sie: Verona! Er: Da steht «Fluss durch Girona». Sie: Verona! Verona muss das heissen – das ist in Norditalien! Er (buchstabiert): G i r o n a. Sie: Das ist ein Druckfehler! Verona! Er: Fluss durch Girona, Spanien. Sie: Tsss. Und zuckt die Achseln. Loriot hätte seine Freude gehabt! Im Übrigen sind es unter anderen Ter und Onyar, die durch Girona fliessen … fürs nächste Kreuzworträtsel!

Katharina M. Fromm wohnt in Freiburg und ist seit 2006 Professorin für Chemie an der Universität Freiburg. Sie ist Mitglied einer FN-Autoren-Gruppe, die im Monatsrhythmus frei gewählte Themen bearbeitet.

 

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