Am Freitagabend wurde an der Eröffnung des Internationalen Filmfestivals Freiburg (Fiff) eine opulente Inszenierung geboten. Das Publikum genoss das ihm aufgetischte Menü getreu dem diesjährigen kulinarischen Festivalmotto.
Im Foyer des Arena-Kinos in der Stadt Freiburg herrscht kurz vor Türöffnung aufgeregtes Treiben. Ein Hallo da, ein Küsschen dort, es wird angestossen, schnabuliert und die Blicke wandern durch den Raum, auf der Suche nach bekannten Gesichtern. Staatsräte, Gemeinderäte, Bundesparlamentarierinnen, Grossräte, Vertreterinnen aus der Kultur, Kulturbeflissene und Filmliebhaber – irgendwie ist ganz Freiburg da.
Nach und nach füllt sich der Kinosaal. Auf der Bühne steht ein grosser mit einem weissen Tuch gedeckter Tisch. Bundespräsident Alain Berset und der Stadtammann von Freiburg, Thierry Steiert, nehmen am Tisch Platz. Zu ihnen gesellt sich Francine Lecoultre, die Westschweizer Kostümbildnerin, die Hollywood erobert hat. Sie sitzt in der Jury für die 12 Langfilme des Internationalen Wettbewerbs. Dazu kommt Fabienne Radi, Freiburger Preisträgerin des Schweizer Literaturpreises 2022 und Mitglied der Kurzfilmjury des Internationalen Wettbewerbs. Ausgewählte Mitglieder der Fiff-Familie vervollständigen die Tafelrunde: Mathieu Fleury und Marine Jordan, Präsident und Vizepräsidentin des Vereins des Fiff, sowie Thierry Jobin, der künstlerische Leiter des Festivals.
Auf ein lebendiges Kino
Nacheinander sprechen die Gäste einen Toast aus. Bundespräsident Alain Berset erhebt sein Glas und lobt die Weltoffenheit, die das Fiff seit seiner Gründung an den Tag legt: «Das Fiff verbindet dieses Jahr Gaumen- und Augenschmaus und zeigt uns Filme aus allen Ecken der Welt und allen Kulturen.» Das sei wichtig. «Denn es gibt zwar einen Planeten, aber mehrere Welten.»
Auch Mathieu Fleury und Marine Jordan würdigen die Vielfalt, die das Festival erneut bietet. Fleury sagt:
Wenn es stimmt, dass man ist, was man isst, dann ist man auch, was man schaut – am Ende dieser Ausgabe werden wir alle an Schönheit, Grösse und Weltoffenheit gewonnen haben.»
Mathieu Fleury
Fiff-Präsident
Thierry Steiert erinnert an die Grossen des Filmschaffens, an Alain Tanner beispielsweise oder an Lina Werthmüller, die einmal gesagt haben soll: «Wenn in der Liebe und im Krieg alles erlaubt ist, dann ist auch im Kino alles erlaubt.» Steiert spricht einen Toast auf alle aus, die sich unter erschwerten und teils lebensgefährlichen Bedingungen für die Freiheit der Kunst und die Meinungsäusserungsfreiheit einsetzen.
Auf mutige Filmschaffende
Thierry Jobin wiederum stösst auf das Publikum an. Denn immer weniger Menschen in der Schweiz gingen ins Kino, gibt er zu bedenken. Gemäss Statistik sei im letzten Jahr jede Einwohnerin und jeder Einwohner nur einmal ins Kino gegangen.
Das ist für uns dramatisch. Denn eine bessere Welt können wir nicht in der Einsamkeit unserer Wohnzimmer, sondern nur gemeinsam aufbauen, ohne in der ständigen Flut von Nachrichten und alternativen Pseudorealitäten zu versinken.
Thierry Jobin
Künstlerischer Leiter des Fiff
Und Jobin ruft in den Saal: «Feiern wir gemeinsam den Mut aller Filmschaffenden und insbesondere jener, die dieses Jahr für unser Menü verantwortlich sind.»
Fabienne Radi nimmt die Aufforderung, einen Toast auszusprechen, wortwörtlich, in dem sie ein Toastbrot hochhält – auf alle Kinos. Francine Lecoultre lobt die Stadt Freiburg für ihren Einsatz für die Kunst und das Kino.
Am Ende der Eröffnungszeremonie lädt der künstlerische Leiter den Regisseur Slony Sow ein, sich der festlichen Runde anzuschliessen und seinen Film «Umami – A taste of happiness» vorzustellen. Der Film mit Gérard Depardieu und Pierre Richard erzählt die Geschichte eines Sternekochs, der nach Japan reist, um hinter das Geheimnis von Umami zu kommen, der fünften Geschmacksrichtung. Die französisch-japanische Komödie wird während des Festivals noch zwei weitere Male gezeigt, bevor sie im Mai in die Westschweizer Kinos kommt.
Das Fiff dauert bis 26. März. Tickets und vollständiges Programm auf Fiff.ch.
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