Marius Boschung, Finanzchef der Gemeinde Alterswil, präsentierte den 50 Bürgerinnen und Bürgern zum Legislaturabschluss tiefschwarze Zahlen. «Wir haben massiv mehr Steuereinnahmen», sagte er an der Gemeindeversammlung vom Dienstagabend. Ob Vermögenssteuer der natürlichen Personen (+ 25 Prozent), Steuern auf Kapitalleistungen (+ 82 Prozent) oder Gewinnsteuern bei juristischen Personen (+ 29 Prozent); die Gemeinde konnte in praktisch jeder Steuersparte zulegen. Die Steuereinnahmen waren mit fünf Millionen Franken eine halbe Million höher als budgetiert.
Dies seien ausserordentliche Einnahmen, betonte Ammann Hubert Schibli. «Wir können nicht damit rechnen, dass es immer so weitergeht.» Die Rechnung 2015 schliesst mit einem Cashflow von 1,48 Millionen Franken. Die Gemeinde konnte neben regulären Abschreibungen auch Gelder in die Reserven legen und zusätzliche Abschreibungen von 868 000 Franken vornehmen. Bei Einnahmen und Ausgaben von 6,7 Millionen Franken weist sie am Ende einen Reingewinn von 9159 Franken aus.
Vermehrt eigene Projekte
2015 hatte die Gemeinde vor allem in die Bildung (Schulhaus) und den Verkehr (Strassen) investiert. Vorgesehen waren 3,1 Millionen Franken, effektiv eingesetzt wurden 2,6 Millionen Franken. «Wir haben 1,6 Millionen Franken an Bezirksprojekte bezahlt», führte Marius Boschung aus. Bis 2018 sollten die finanziellen Verpflichtungen von Alterswil an regionalen Bauvorhaben erfüllt sein. «Dann wollen wir wieder vermehrt Geld in eigene Projekte stecken.» Den Finanzplan 2016–2020 bezeichnete er als Mammutinvestition, da dieser Projekte mit Kosten von 14,5 Millionen Franken vorsieht. Beat Waeber, Sprecher der Finanzkommission, wies daraufhin, dass dies zu Schulden von fast 14 Millionen Franken führen würde. Er regte eine zeitliche Staffelung an, damit die Kosten tragbar sind. «Vor der Bewilligung eines jeden Planungskredits müssen jeweils transparent die finanziellen Konsequenzen aufgezeigt werden», sagte er, dies vor allem im Hinblick auf eine allfällige Steuererhöhung. Hubert Schibli erklärte, dass der Gemeinderat in einer Klausurtagung eine saubere Auslegeordnung der vorgesehenen Projekte machen werde. «Wir hoffen, dass es ohne Steuererhöhung geht.» Das hänge auch davon ab, ob sich die Steuereinnahmen weiterhin so positiv entwickeln und wie es weitergehe mit wichtigen planerischen Projekten wie zum Beispiel der Erschliessung des Quartiers Bergsicht II, das wegen Einsprachen blockiert ist.
Einer der grössten Brocken im Finanzplan der Gemeinde ist der Bau eines neuen Mehrzweckgebäudes. Eine erste Vision, wie dieses 2020 aussehen könnte, hat der Gemeinderat den Bürgern am Dienstag präsentiert (siehe Kasten).
Zum Schluss wurde Patrik Aebischer verabschiedet, der die Wiederwahl nicht geschafft hat. Er war seit 2002 für die CSP im Gemeinderat und für Feuerwehr, Bevölkerungsschutz sowie Umwelt und Energie zuständig.
Projekt: Zweiter Anlauf für ein neues Mehrzweckgebäude
B ereits vor Jahren war eine neue Mehrzweckhalle Thema in Alterswil. An einer legendären Gemeindeversammlung im April 2002 mit über 400 Bürgern gab es keine Einigung, wie das neue Gebäude aussehen soll und was es kosten darf. Der Neubau wurde in der Folge verworfen. Nun wird ein neuer Anlauf genommen. Die 2013 eingesetzte Arbeitsgruppe für gemeindeeigene Bauten unter der Leitung von Pascal Julmy hat sich mit Architekt Beat Baeriswyl zusammengesetzt. Das Resultat ist die Vision Mehrzweckgebäude, die an der Gemeindeversammlung präsentiert wurde.
Vier Etappen
Die heutige Mehrzweckhalle aus den 1970er-Jahren ist sanierungsbedürftig und genügt den Ansprüchen nicht mehr. Die Machbarkeitsstudie des Alterswiler Architekten sieht vor, dass der Platz rund um diese Halle in vier Etappen neu gestaltet wird. Rechts von der heutigen Turnhalle soll ein neues Gebäude für Feuerwehr und Werkhof entstehen. Die zweite Etappe sieht den Neubau einer Zweifachturnhalle vor. Auf der Hinterseite der heutigen Turnhalle sind neue Zivilschutzräume geplant, die als Umkleideräume dienen könnten. Die dritte Etappe sieht den Abbruch der alten Halle vor. Der frei werdende Platz würde dann für ein Multifunktionsgebäude genutzt: zwei Vereinssäle, die man zusammenschliessen könnte, sowie weitere modulare Räume über der Zivilschutzanlage.
Als nächsten Schritt sollen die genauen Bedürfnisse abgeklärt werden, um daraus ein Raumprogramm zu erstellen. Läuft alles nach Plan, könnte der Gemeinderat den Bürgern in einem Jahr den Planungskredit und in zwei Jahren den Baukredit vorlegen. Im Investitionsplan bis 2020 sind für das Projekt über sechs Millionen Franken vorgesehen. Die Bauarbeiten könnten in der zweiten Hälfte 2018 beginnen, «… und wir können den Neubau am 1. März 2020 einweihen», beendete Beat Baeriswyl seine Ausführungen mit einem Lachen.
Lehren ziehen
In der kurzen Diskussion wurde die Idee grundsätzlich begrüsst. Die schlechten Erfahrungen von vor 14 Jahren waren aber immer noch präsent. «Wir wollen aus dem ersten Versuch Lehren ziehen», versprach Gemeinderat Pascal Julmy. Eine Bürgerin sprach den Wunsch aus, dass die kulturellen Vereine beim Raumprogramm mitreden können. Ein anderer regte an, wiederum einen Architekturwettbewerb oder ein Verfahren auf Einladung durchzuführen, um mehrere Varianten zur Auswahl zu haben.
Ammann Hubert Schibli erklärte, dass das weitere Vorgehen an der Klausurtagung des Gemeinderates besprochen wird. «Auch der finanzielle Aspekt muss noch diskutiert werden. Matchentscheidend ist das Raumprogramm, das uns den Rahmen vorgibt.» im