«Häb Sorg zum Wasser»
Pumpen befördern Wasser vom Schiffenensee in die Bibera
Drei Gründe sind für die ausserordentlichen Massnahmen am Schiffenensee verantwortlich: Der Schutz von Flora und Fauna in der Bibera, die Trinkwasserversorgung und die Bewässerung sensibler Kulturen.
Von ELISABETH SCHWAB-SALZMANN
Die ausserordentliche Trockenheit der letzten Wochen hat dazu geführt, dass der Wasserstand der Bibera bedrohlich gesunken ist. Die Situation der Landwirte wird immer bedrohlicher. Nach der Rekordhitze im Juni dauert der heisse Sommer weiter an. Das kantonale Tiefbauamt verfügte deshalb am 4. Juli ein Verbot, Wasser aus den Fliessgewässern zu pumpen, mit Ausnahme der Saane, des Schiffenen-, Murten- und Neuenburgersees. Am 14. Juli verhängte das Amt für Wald, Wild und Fischerei ein Verbot, im Wald Feuer zu entfachen.
«Viele glaubten wohl, nach der grossen Junihitze sei der Sommer vorbei und es käme wieder gemässigtere Temperaturen; das stimmt aber leider nicht», sagte Ueli Minder, Landwirt aus Jeuss.
Die Geschichte wiederholt sich
Minder ist der Koordinator für die Wasserbezüge vom Abschnitt Cressier-Liebistorf. Er hat schon die Trockenheit von 1976 miterlebt und kennt die damit verbundenen Probleme. Am vergangenen Freitagmorgen besprach er mit dem Fischereiaufseher Gérard Andrey die immer alarmierender werdende Situation. Die anhaltende Trockenheit und die Wasserentnahmen bedrohen das Ökosystem der Bibera. Auf Anregung des Amtes für Wald, Wild und Fischerei wurde sofort abgeklärt, ob Wasser vom Schiffenensee in die Bibera gepumpt werden kann, so wie das auch schon 1976, bei der letzten Trockenheit, der Fall war.
Über 100 Feuerwehrleute
und der Zivilschutz im Einsatz
Bereits am Freitagabend informierte die Direktion der Institutionen und der Land- und Forstwirtschaft, dass eine entsprechende Bewilligung erteilt werde. Der Zivilschutz könne zum Betrieb der Leitungen aufgeboten werden. An einer Koordinationssitzung unter der Leitung von Oberamtmann Daniel Lehmann mit den Zivilschutzorganisationen und allen Feuerwehren des Bezirks am Samstagnachmittag wurde beschlossen, sofort zu handeln. Bereits in der Nacht auf Sonntag erstellte die Feuerwehr mit ihrem Material eine erste Leitung von 1,5 Kilometern Länge in Kleingurmels. Rund 1500 Liter wurden pro Minute in die Bibera gepumpt.
Der Fischereiaufseher Andrey ist sehr zufrieden mit dem raschen Handeln aller mitbeteiligten Behörden: «Ich bin beeindruckt von der reibungslosen Zusammenarbeit. Zwanzig Stunden nach dem Beschluss zum Pumpen floss tatsächlich schon Wasser». Am Sonntag wurde eine Leitung von rund 3,2 Kilometern Länge von Pensier aus über Breilles gelegt, mit der Wasser ins Entwässerungssystem von Courtepin gepumpt wird, von welchem das Wasser in die Bibera geleitet wird. Rund 100 Feuerwehrpersonen waren an den Arbeiten beteiligt. Am Montag wurde der Zivilschutz Region Murten mobilisiert.
Hauptmann Daniel Tschanz, Chef der technischen Kommission des Feuerwehrverbandes des Seebezirks, Hauptmann Urs Koch, Feuerwehrkommandant Gurmels, und Otto Hediger, Chef ZSO Region Murten, leiteten die Einsätze.
An den beiden Pumpstationen in Pensier und Kleingurmels wird rund um die Uhr Wasser aus dem Schiffenensee gepumpt. Zwei Mal 60 Höhenmeter werden überwunden. Zu Beginn waren es 1500 Liter in der Minute, danach steigerte man die Pumpleistung auf 3800 Liter. Am Diens-
tagabend wurde die Leitung von Pensier nach Courtman verdoppelt, es können somit sogar 4500 Liter Wasser pro Minute aus dem See gepumpt werden.
Erneut werden dazu rund 45 Personen von verschiedenen Feuerwehren des Bezirks im Einsatz stehen. Tag und Nacht überwachen jeweils zwei Männer die Pumpstationen.
Aufforderung zum Wassersparen
Der Oberamtmann teilt mit, dass in der Bewilligung für die Wasserentnahmen aus dem Schiffenensee klar festgehalten sei, dass nur 50 Prozent des in die Bibera gepumpten Wassers für Bewässerungen verwendet werden darf. Wem wie viel davon zusteht, werde vom Kanton festgelegt. Nach wie vor sei deshalb für die Wasserentnahme aus der Bibera zu Bewässerungszwecken beim Brücken- und Strassendepartement, Abteilung Seen und Gewässer, eine Sonderbewilligung einzuholen. Diese werde in erster Linie denjenigen erteilt, welche schon vor dem 4. Juli über ordentliche Bewilligungen verfügten.
«Häb Sorg zum Wasser!» heisst ein Flugblatt, das von der Gruppenwasserversorgung Cordast und den umliegenden Gemeinden in die Haushalte verteilt wurde. Es enthält Hinweise für sparsamen Wasserverbrauch sowie die Mitteilung, dass das Autowaschen und Rasenbewässern verboten ist.
Wer für die Kosten der Notstandsmassnahmen mit Wasserpumpen aufkommt, steht gemäss Ueli Minder noch nicht fest.