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Harte Arbeit für eine Welt der Fantasie

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Wenn Eurilla in der ersten Szene von «Orlando Paladino», der diesjährigen Produktion der Freiburger Oper, nach ihrem Hammer greift, dann steckt dahinter eine minutiöse Planung: Nicht nur die Position des Hammers auf der Brücke im vorderen Bühnenteil ist exakt festgelegt, sondern auch die Ausrichtung des Griffs, damit Darstellerin Marie Lys das Werkzeug sicher zu fassen bekommt. Wo und wie der Hammer zu liegen hat, ist einer von unzähligen Punkten auf einer zwölfseitigen Checkliste, die das sechsköpfige Bühnenteam vor jeder Vorstellung abarbeitet. Liegen alle Requisiten auf dem langen Tisch hinter der Bühne am vorgesehenen Platz? Laufen die Batterien der Taschenlampen noch? Liegen Kissen und Decken auf dem Bett korrekt? Sind die Reifen von Rodomontes fahrendem Pferd gepumpt? – Nichts wird dem Zufall überlassen.

Erfahrung und Nervenstärke

Damit während der zweieinhalbstündigen Vorstellung alles rundläuft, braucht es ein eingespieltes Team, viel Erfahrung, aber auch Nervenstärke und Improvisationstalent. Keine weiss das besser als die Technische Leiterin Annick Perrenoud. Seit Jahren zieht sie nicht nur bei der Freiburger Oper, sondern auch beim Bollwerkfestival und bei vielen anderen Veranstaltungen hinter der Bühne die Fäden. Ein Vorteil, sagt sie, weil sie so immer wieder mit den gleichen Leuten zu tun habe und deren Fähigkeiten kenne. Das ist umso wichtiger, als die meisten Bühnentechniker wie Annick Perrenoud selbst als Quereinsteiger angefangen haben – eine Diplomausbildung gibt es erst seit wenigen Jahren. Perrenoud war früher Lehrerin. Zur Bühnentechnik sei sie per Zufall gekommen, erzählt sie beim Rundgang hinter den Kulissen. Angefangen habe sie wie die meisten als Handlangerin; alles, was sie heute wisse, habe sie bei der Arbeit gelernt.

«Wie eine Familie auf Zeit»

Auch Luc Perrenoud ist so ein Quereinsteiger: Der 30-jährige Sohn von Annick Perrenoud ist ausgebildeter Mechatroniker und folgte seiner Mutter schon als Kind hinter die Freiburger Bühnen. Heute arbeitet er ebenfalls als Bühnentechniker und ist bei «Orlando Paladino» unter anderem zuständig für die Anweisungen, welche seine Kollegen während der Vorstellung auf die Sekunde genau über Kopfhörer erhalten. «Wir arbeiten ständig an der Präzision und werden immer besser», so Luc Perrenoud. Eigentlich sei es schade, dass die sechs Aufführungen im Equilibre nun schon vorbei seien. Doch noch stehen drei weitere Vorstellungen in Bulle und in Lausanne bevor – und damit mit dem Ab- und Wiederaufbau, dem Transport und den neuen Bühnen auch weitere Herausforderungen für das Bühnenteam.

Rund 80 Personen stehen auf und hinter der Bühne insgesamt im Einsatz, um dem Pub­likum ein gelungenes Opernerlebnis zu bescheren. Viele von ihnen sind bereits seit Mitte November an der Arbeit, als die Proben unter der Leitung von Regisseur Cédric Dorier begannen. Es sei eine lange und intensive Zeit, die nun allmählich zu Ende gehe, so Annick Perrenoud. Das mache sie traurig und erleichtert zugleich. «Wir sind wie eine Familie auf Zeit, und bei allen gab es in dieser Zeit nichts anderes als die Oper. Die einzige Frage ist, welche Arie man abends beim Einschlafen und morgens beim Aufwachen im Ohr hat.»

Verblüffende Verwandlungen

Während auf und hinter der Bühne geputzt, geordnet und eingerichtet wird, herrscht auch im fünften Stock des Equilibre Hochbetrieb: Hier haben sich die zwei Visagistinnen und die zwei Coiffeusen eingerichtet, unter deren Händen aus Hauptdarsteller Carlos Natale ein furchteinflössen­der Ritter Orlando wird und aus Héloïse Mas eine Zauberin Alcina ganz in Silber. Gerade ist die Reihe am Freiburger Solisten René Perler, der zwei Nebenrollen spielt und darum zweimal geschminkt werden muss. Für die erste Rolle, Eurillas Vater Licone, ist er in zwanzig Minuten parat. Das Schminken sei nicht unangenehm, sagt er. «Ich kann mich in der Zeit konzentrieren und Abstand vom Alltag nehmen.» Später wird er dafür noch mehr Zeit haben: Eine ganze Stunde wird es dauern, bis aus Licone der Unterwelt-König Caronte wird. Diese Verwandlungen sind es, die für Coiffeuse Marie-Claude Amstutz den Reiz ihrer Aufgabe ausmachen: «Im Salon arbeite ich für eine Person, im Theater für eine Persönlichkeit, eine Figur, die erst durch meine Arbeit entsteht», sagt sie, während sie Alcinas Perücke zurechtzupft.

Ihre Kollegin Rita Pochon verpasst derweil Solist Christos Kechris einen neuen Haarschnitt. Seit 20 Jahren ist sie neben ihrer Arbeit im Salon für die Freiburger Oper tätig. «Keine Produktion ist wie die andere», sagt sie. «Besonders interessant ist für mich, dass ich kreativ sein kann und nicht nur frisiere, sondern auch mal etwas basteln oder nähen muss.»

Auch Visagistin Marie-Luz Garcia mag das Kreative an der Theaterarbeit: «Unsere Aufgabe ist es, die Vorstellungen des Regisseurs möglichst genau umzusetzen», sagt sie, während sie Alcinas Oberkörper mit silberner Farbe bestreicht. Sie und ihre Kollegin Natacha Emery haben in den drei Stunden vor Vorstellungsbeginn alle Hände voll zu tun. Ein genauer Zeitplan gibt vor, welcher Darsteller wann an die Reihe kommt. Als einer der Letzten taucht Anas Seguin auf, der bereits die imposante Rüstung von Rodomonte trägt. Da zu seinem Kostüm ein Helm gehört, muss an seinen Haaren nicht viel gemacht werden. Im Nu ist er fertig, verabschiedet sich mit einem Spässchen und begibt sich hinter die Bühne.

Mit frisch gepumpten Reifen wartet dort sein fahrbares Pferd auf ihn. Schon erklingt aus dem Orchestergraben die Ouvertüre. Auch Eurilla und Licone haben ihre Plätze eingenommen. Der Vorhang öffnet sich, das Publikum taucht ein in die Fantasiewelt der Oper – und nichts deutet auf die vielen Stunden Arbeit hin, die es gebraucht hat, um diese Welt zu erschaffen.

«Orlando Paladino» in Bulle: So., 22. Januar, um 17 Uhr im Saal CO2.

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Ein Blick hinter die Kulissen

Zum Jahresbeginn öffnen die FN Türen, die normalerweise geschlossen sind. In einer losen Folge erhalten die Leserinnen und Leser Einblicke in Bereiche, die sonst öffentlich nicht zugänglich sind.

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Bisher sind erschienen: In einer Gefängniszelle in Bellechasse (4.1.); Das Warenlager von Manor (5.1.); Mit der Spitex unterwegs (7.1.); Die Grossküche des Campus Schwarzsee (13.1.); Die Depots des Naturhistorischen Museums Freiburg (14.1.).

 

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