Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Häusliche Gewalt ist keine Privatsache

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Mehr als ein Mal pro Tag interveniert die Freiburger Kantonspolizei wegen häuslicher Gewalt. 2017 hat das Frauenhaus Freiburg 497 Opfer von Gewalt in Paarbeziehungen begleitet, 15 Prozent mehr als im Vorjahr. In der ganzen Schweiz gab es 2017 17 000 Straftaten im Bereich der häuslichen Gewalt, drei Viertel davon als Gewalt in Paarbeziehungen. Die direkten Kosten dafür beliefen sich auf 164 Millionen Franken.

Diese Zahlen präsentierte Gesundheits- und Sozialdirektorin Anne-Claude Demierre (SP) gestern zur Präsentation eines kantonalen Konzepts zur Bekämpfung von Gewalt in Paarbeziehungen. «Der Staatsrat hat entschieden einzuschreiten. Die Bekämpfung dieser Gewalt ist eine Priorität und nicht eine private Angelegenheit», so Demierre. Die Kantonsregierung habe deshalb ein kantonales Konzept in Auftrag gegeben, das nun vorliegt. Gestern Nachmittag wurde das Konzept und ein entsprechender Aktionsplan (siehe Kasten) in Anwesenheit von rund 50 Fachpersonen in der Blue Factory lanciert. Das Konzept wurde von einer kantonalen Kommission gegen Gewalt in Paarbeziehungen erarbeitet; die Koordination hatte das Büro für die Gleichstellung von Mann und Frau.

Auch Kinder sind Opfer

Geneviève Beaud Spang, Leiterin des Büros, sagte: «Gewalt in Paarbeziehungen betrifft alle sozialen Schichten. Sie wird aber durch gleichstellungsfördernde Massnahmen reduziert.» Sie betonte, dass diese Art von Gewalt gesetzlich verboten ist und ein schweres Problem der öffentlichen Gesundheit darstelle. Neu an diesem Konzept ist, dass auch Kinder bei einer Paarbeziehung als direkte Opfer betrachtet werden.

Das Handlungskonzept des Staatsrats ist ein 111 Seiten dickes Dokument, das die Mechanismen von Gewalt in Paarbeziehungen, ihre Ursachen und Folgen sowie die rechtlichen Grundlagen der Bekämpfung festhält. In einem zweiten Schritt wird das kantonale Netzwerk beschrieben, dessen Institutionen intervenieren und Hilfe leisten. Dazu gehören die Polizei, die Gerichte, die Spitalnetzwerke, die Oberämter, das Frauenhaus, das Jugendamt oder auch die Paar- und Familienberatung.

Schliesslich legt das Konzept einen Katalog von 33 Massnahmen fest, mit dem der Kanton gegen Gewalt in Paarbeziehungen vorgehen will.

Zwei dringende Massnahmen

Gemäss Géraldine ­Morel, kantonale Koordinatorin der Prävention von Gewalt in Paarbeziehungen, wurden zwei Massnahmen als dringend eingestuft. So soll das HFR durch eine Pflegefachperson und einen Gerichtsmediziner verstärkt werden, die Verletzungen aufgrund von Gewalt erkennen und auch für juristische Schritte protokollieren können. Weiter sollen sensible Daten zentralisiert werden, die der Gefährlichkeitseinschätzung dienen. Dieser Bereich ist bei der Kantonspolizei angesiedelt.

Insbesondere die Stärkung des Medizinalwesens hätte Auswirkungen für den Finanzplan 2018 bis 2021 des Kantons: Dafür sind rund 120 000 Franken im Jahr vorgesehen.

Weitere Kosten entstehen beispielsweise bei der Schaffung von Gesprächsgruppen sowie bei einem Präventionsprogramm für Jugendliche: 6000 respektive 50 000 Franken. Diese Kosten sollten aber durch den kantonalen Sozialfonds abgedeckt werden. Andere Massnahmen, die erst ab 2020 zur Umsetzung kommen, sind derzeit noch nicht bezifferbar.

«Die Bekämpfung von Gewalt in Paarbeziehungen ist in der Verantwortung von jedem von uns», sagte Gene­viève Beaud Spang. «Der Staat interveniert, um die Problematik in der Bevölkerung bewusst zu machen, so dass diese die Gewalt auch als solche erkennt.»

Ein Schritt dazu ist die Neuauflage der Broschüre «Gewalt in Paarbeziehungen bekämpfen». In dieser Publikation wird die Gewalt definiert und in vier Formen beschrieben: verbale und psychologische Gewalt, körperliche Gewalt, sexuelle Gewalt und ökonomische Gewalt. «Wir wollten das Thema in seiner Globalität aufzeigen», so Géraldine Morel. «Es gibt selten eine Form von Gewalt, die alleine auftritt.»

Die Broschüre enthält nützliche Adressen, an die man sich wenden kann. Sie stellt ein eigentliches Interventionsprotokoll für Fachpersonen im Kanton Freiburg dar. Ähnliche Bestrebungen laufen auch in anderen Kantonen, doch es sei sehr spezifisch, wie alle Beteiligten im Kanton Freiburg in einem Netzwerk zusammenarbeiten, so Geneviève Beaud Spang.

Zum Aktionsplan

Die Liste der 33 Massnahmen

Opferbetreuung: Ressourcen für die Gewaltmedizin (dringend); bessere Bedingungen bei Wohnungszu- oder -wegweisung (prioritär); gemeinsames Vorgehen bei der Opferbetreuung (prioritär); Bedarfsermittlung bei betroffenen Berufen; Förderung von Programmen wie Selbstverteidigung; Ermittlung des Bedarfs der Opfer; Koordination bei Zwangsheirat; Informationskampagne zu älteren Paaren. Schutz von Kindern: Opferstatus von Kindern (prioritär); bessere Koordination bei der Betreuung von Kindern (prioritär); Studie zum Ausmass; Ausbildung Fachpersonen; Entwicklung von Informationsmaterial; Gesprächsgruppen. Betreuung der gewaltausübenden Person: Betreuung für verurteilte Täter (prioritär); Präventionskampagnen; Grundsatz «Wer schlägt, der fliegt»; Pilotversuche mit elektronischer Überwachung. Jugendprävention: Präventionsprogramm bei Jugendlichen (prioritär); Bestandesaufnahme laufender Kampagnen. Ausbildung Fachpersonen: spezifische Ausbildungen (prioritär); Information zum Datenschutz; Prozeduren für jeden Dienst; neue Informationsquellen. Justizwesen: spezifische Ausbildungen (prioritär); Wirkungsanalysen von Massnahmen; Prozeduren innerhalb der Gerichte. Fortbestand: Ernennung einer Fachperson in jedem Dienst (prioritär); Netzwerktreffen (prioritär); Notfallkarte. Sensibilisierung: Kampagnen bei Bevölkerung; dezentralisierte Information. Koordiniertes Bedrohungsmanagement: Zentralisierung sensibler Daten (dringend).

uh

«Gewalt in Paarbeziehungen wird durch gleichstellungsfördernde Massnahmen reduziert.»

Geneviève Beaud Spang

Leiterin Büro für Gleichstellung

Meistgelesen

Mehr zum Thema