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Heisser Frühling 1968 in Paris

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Paris musste im Frühling 1968 ein folgenschweres politisches Gewitter über sich ergehen lassen. Das gaullistische Staatsgefüge kam dabei spürbar ins Wanken. Geschickten Agitatoren und Aufwieglern gelang es, den studentischen Protest zu einem revolutionären Aufruhr auszuweiten. Erinnerungen eines Schweizer Journalisten.
Heisser Frühling 1968 in Paris
Konrad Schreier (Text und Bilder)
Was in der Pariser Bannmeile an der Philosophisch-historischen Fakultät Nanterre am 22. März 1968 als Demonstration gegen die «bourgeoise» Universitätspolitik im Kleinen begann, setzte sich in verstärktem Mass an der Pariser Sorbonne, in ganz Paris und in den meisten Provinzen Frankreichs fort: die Studentenunruhen, die während Wochen die politische Szene beherrschten. Daniel Cohn-Bendit, der damals 23-jährige Studentenführer wurde – zusammen mit anderen «revolutionären» Studenten – von der Disziplinarkommission der Pariser Universität für schuldig befunden, an der Universität Nanterre ein Klima der Unsicherheit geschaffen zu haben.
Infolge der fortgesetzten politischen Agitation des «Mouvement du 22 mars» wurde die Fakultät geschlossen. Die Studenten begannen, sich gegen die Suspension der Vorlesungen aufzulehnen. Eine Protestdemonstration im Hof der Sorbonne wurde durch die Polizei aufgelöst. Und nachdem ruchbar wurde, dass die Sorbonne auf unbestimmte Zeit geschlossen worden sei, war für die Studenten das Mass voll. Skandierend und randalierend zogen die Erzürnten über den Boulevard Saint-Michel. Das Fazit dieser Ausschreitungen: Verletzte in grosser Zahl, zerbrochene Schaufensterscheiben, wütende Automobilisten, geschädigte Geschäftsleute und erhitzte Gemüter überall.
Der Nationale Studentenbund Frankreichs (Unef) erliess nach dieser ersten «Machtdemonstration» einen Aufruf zum Boykott der Vorlesungen an allen höheren Schulen des Landes.
Erste Strassenschlacht
Am 6. Mai nahm die Demonstration ihren Fortgang. Die Manifestanten versuchten, die geschlossene Sorbonne zu erreichen, doch scheiterte dieses Vorhaben am Widerstand der Ordnungshüter. Die Zahl der Unzufriedenen war seit der letzten Auseinandersetzung massiv angestiegen. Dem Gros der Studenten ging es um die Wiederaufnahme der Vorlesungen.
Die Manifestation steuerte von Stunde zu Stunde einem neuen Höhepunkt zu. Kurz nach 10 Uhr schwirrten erste Pflastersteine durch die Luft. Anfänglich sporadische Scharmützel weiteten sich in den Nachmittagsstunden zu einer eigentlichen Strassenschlacht aus. Autos wurden demoliert oder in Brand gesteckt, und das Verkehrschaos war riesig.
Erst gegen Mitternacht legten sich die Wellen des Zornes. In den frühen Morgenstunden wurden über 1000 Verletzte und rund 200 abbruchreife Autos gezählt.
Die Nacht der Barrikaden
Vom 10. auf den 11. Mai löste der Studentenbund Unef eine Gewaltaktion aus, die der gesamten Weltpresse Schlagzeilen liefern sollte. Rund 60 massive Strassensperren, die in den Abendstunden errichtet wurden, wirkten provokativ. Um die Polizei ultimativ zur Freilassung der inhaftierten Kommilitonen zu zwingen, war den Protestierenden jedes Mittel recht. «Liberez nos camarades, liberez nos camarades!», skandierten die Studenten. Das Quartier Latin war, abgesehen vom Sorbonne-Areal, vollständig in der Hand der Manifestanten. Die Polizei verhielt sich überraschend passiv. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, schichteten die Manifestanten hier zu einem die ganze Gasse sperrenden Hindernis zusammen. «Formez la chaîne!», kommandierte per Megafon einer der Anführer, und sogleich bildete sich eine rund 200 Meter lange Kolonne von Menschen, die einander Pflastersteine nach vorne reichten.
Mitternacht war längst vorüber, als die Situation kritisch wurde. Die abwartenden Polizisten erhielten Verstärkung. Mit Schildern ausgerüstete Angehörige der CRS (Compagnies Républicaines de Sécurité) bereiteten sich auf einen Angriff vor, derweil die Studenten ein nationales Büro heimsuchten. Lebhaft wirbelten Formulare und Prospekte durch die Luft. Klatschend schlugen Ordner und metallene Büroeinrichtungen auf die Strasse auf. Ein Sandstrahlkompressor von einer benachbarten Baustelle fand hinter der Barrikade einen neuen Platz. Sachverständige schlossen die Schläuche an einer Wasserleitung an, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Ein Auto nach dem anderen wurde zur Verstärkung der Hindernisse in Richtung Barrikade gerollt. Und jetzt: «Feuer!» Ein erster Benzintank explodierte. – Nun nahm das Unheil seinen Lauf.
Die ersten von der Polizei im Bogenschuss abgefeuerten Tränengasgranaten platzten hinter der Barrikade. Die Luft war von gelb-braunem Rauch geschwängert. Die CRS griffen an, doch ohne Erfolg. Im Hagel der Pflastersteine zogen sich die Polizisten zurück. Ein Moment der Ruhe. Neuer Angriff: erfolglos. Die Spannung stieg. Verwundete und bewusstlose «Verteidiger» wurden auf improvisierten Tragbahren «hinter die Front» transportiert. Schreie, Blut, gesteigerter Zorn.
Ein Feuerwehr-Tanklöschfahrzeug versuchte erfolglos, die brennenden Autos zu löschen. Mit einem dritten Vorstoss hatte die Polizei mehr Glück. Die Barrikade wurde im Sturm genommen. Einige Eingeschüchterte flüchteten in die an der Gasse liegenden Häuser und suchten hier Deckung. Die Polizei aber wurde der meisten Verstecksuchenden habhaft, zerrte sie auf die Strasse und schlug nicht wenige brutal zusammen.
Gegen 5 Uhr morgens kehrte in Paris wieder Ruhe ein. Es war Samstag, der 11. Mai 1968. Ein Tag wie fast jeder andere…
Neugierde und Entsetzen
Viele Bewohner von Paris, die vom Geschehen nicht direkt betroffen waren, versuchten, sich übers Wochenende ein eigenes Bild der Ausschreitungen zu machen. Zu Tausenden pilgerten Neugierige dorthin, wo kurz zuvor noch meterhohe Barrikaden thronten, wo Flammen gegen 200 Autos zerstörten. Das Klicken der Fotoapparate, das leise Surren der Filmkameras war nun eines der unverkennbaren Geräusche. Der Betrieb an den Stätten des Kampfes glich wenige Stunden nach «Gefechtsabbruch» einem Volksfest. Ab und zu begegnete man einem Anwohner, der ungläubig vor seinem Autowrack stand.
Auf Montag, 13. Mai, wurde von den meisten französischen Gewerkschaften ein Generalstreik ausgerufen. Dieser Ausstand hatte zum Zweck, die Solidarität der Arbeiterschaft mit den erzürnten Studenten zu bekunden. Der Streikaufruf wurde anfänglich sehr unterschiedlich befolgt.
Am Montagnachmittag erlebte Paris eine grosse Protestdemonstration. Die Manifestanten, Arbeiter und Studenten zogen von der Place de la République in Richtung Place Denfert-Rochereau. Als «Vorhut» defilierte ein Heer von Presseleuten vorbei, gefolgt von den Reportagewagen verschiedener Radiostationen und dem Meldefahrzeug der französischen Nachrichtenagentur (AFP). An der Spitze des eigentlichen Demonstrantenharstes wurde ein Spruchband mit der Aufschrift «Studenten, Lehrer, Arbeiter = solidarisch» mitgetragen. Rote und schwarze Fahnen dominierten das Bild. Berufsorganisationen aller Couleur, Interessenvertreter, Mitläufer und Sympathisanten marschierten gemeinsam für «Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit».
Die Arbeit ruht
Den Gewerkschaftsführern schien nun der Moment günstig, um mittels eines langen Arbeitsausstandes ihre Forderungen durchzusetzen. Ein Betrieb nach dem andern schloss seine Tore oder wurde durch die Belegschaft besetzt. Die Arbeit ruhte. Das Pariser Verk

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