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Henner Kleinewefers, Professor für Wirtschaft- und Sozialpolitik, hat im Sommer seine Lehrtätigkeit

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Henner Kleinewefers, Professor für Wirtschaft- und Sozialpolitik, hat im Sommer seine Lehrtätigkeit an der Universität Freiburg nach 34 Jahren beendet. Er hat sich mehrmals kritisch zur Freiburger Wirtschaftspolitik geäussert. Vor allem mit seiner Publikation «Freiburg, die neue Stagnation» im Jahre 1995 hat er sich nicht nur Freunde geschaffen.

«Freiburg ist attraktiv, weil unattraktiv»
Arthur Zurkinden
Der heute 66-jährige Professor Henner Kleinewefers aus Greng ist in Krefeld, Deutschland, aufgewachsen. Nach Studien in Köln, Zürich und St. Gallen kam er 1974 nach Freiburg und übernahm 1975 den Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialpolitik. Er ist auch Autor zahlreicher Publikationen, u. a. eines Lehrbuches zur schweizerischen Volkswirtschaft, und vieler Aufsätze zur regionalen Entwicklungs- und Wachstumstheorie. Im September erscheint ein Lehrbuch über die Wohlfahrtsökonomie.

Henner Kleinewefers, nach Ihren Worten ist Freiburg attraktiv, weil es unattraktiv ist. Wie ist dies zu verstehen?
Der Staatsrat weist immer wieder darauf hin, dass Freiburg die jüngste Bevölkerung der Schweiz und ein starkes Bevölkerungswachstum aufweist. Dabei wird der Eindruck vermittelt, dass dies für Freiburg sehr positiv sei. Eine Masterarbeit eines meiner Studenten hat aber gezeigt, dass dies im Wesentlichen auf die Einwanderung zurückzuführen ist. Weil die Landpreise noch relativ tief sind, siedeln sich vor allem junge Berner und Waadtländer Familien hier an. Sie kaufen oder bauen Häuser, verschulden sich hoch, bezahlen deshalb wenig Steuern, verursachen aber grosse Infrastrukturausgaben: Schulhäuser, Verkehr, Spitäler, Verwaltung usw. Diese Einwanderer schaffen wegen der unterdurchschnittlichen Attraktivität des Kantons kaum neue Arbeitsplätze. Wir nehmen den Kantonen Bern und Waadt auf diese Weise viele Lasten ab.

Wie hätte diese Entwicklung verhindert werden können?
Indem nicht so viele Bauzonen ausgeschieden und die Ausnützungsziffern niedrig gehalten worden wären.

Unattraktiv ist Freiburg auch aufgrund der Steuerbelastung? Auf diesen Schwachpunkt haben Sie immer wieder hingewiesen.
Ja, Freiburg hat in den letzten Jahren wohl Anstrengungen gemacht, die Steuerbelastung zu senken. Die andern Kantone haben aber schneller reagiert als Freiburg. So lag Freiburg im Jahre 2006 auf dem 21. Rang, was die Belastung der natürlichen Personen betrifft, und auf dem 19. Rang, was die Besteuerung der Unternehmen angeht. Dabei lag Freiburg zu Beginn der 90er-Jahre bezüglich Unternehmensbesteuerung noch auf dem 8. Rang.

Sie fordern deshalb eine konsequente Steuersenkung?
Viele Politiker in Freiburg haben die Einsicht noch nicht gewonnen, dass zuerst die Steuern gesenkt werden müssen, um zu wachsen, und nicht umgekehrt. Schwyz hat uns das vorgelebt. Der damalige Finanzdirektor Franz Marti hat die Steuern konsequent gesenkt. Er konnte die Bevölkerung überzeugen, diesen Weg zu gehen. Heute ist Schwyz einer der reichsten Kantone, und die gesamte Bevölkerung hat davon profitiert. Gewiss ist Schwyz als Nachbar von Zürich privilegiert. Freiburg hat es hingegen versäumt, mit einer niedrigen Steuerbelastung gute Steuerzahler anzulocken. Stattdessen gehört Freiburg heute zu den äusseren Ringen der Agglomerationen Bern und Lausanne, wie das Bevölkerungswachstum zeigt. Als Bern und zum Teil auch der Kanton Waadt noch Steuerhöllen waren, hätte Freiburg, zwischen diesen beiden Agglomerationen gelegen, durch eine vernünftige Steuerpolitik davon profitieren können.

Vor allem linke Kreise behaupten immer wieder, dass die Steuerbelastung nur eines der vielen Kriterien sei, welche für eine Niederlassung im Kanton massgeblich seien.
Gewiss gibt es noch andere Kriterien, aber die Steuerbelastung gewinnt an Bedeutung. Heute kann mittels Internet jeder Vergleiche anstellen, wo er in der Schweiz die niedrigste Belastung vorfindet. Will Freiburg Unternehmen anlocken, so sind nicht nur attraktive Steuertarife für die Unternehmen wichtig, sondern auch für die natürlichen Personen, vor allem für die Kader.
Die Credit Suisse besitzt eine sehr gute Abteilung für Regionalstudien. Diese stellt regelmässig interkantonale Vergleiche an. Freiburg figuriert dabei, was die Standortattraktivität betrifft, in den hinteren Rängen. Die CS gewichtet auch den Ausbildungsstand der Bevölkerung relativ gross. Dabei kommt Freiburg schlecht weg, obwohl von der Primarschule bis zu den Fachhochschulen und Universitäten alles vorhanden ist. Dies ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass die qualifizierten Leute auswandern müssen, weil sie hier keine adäquaten Arbeitsplätze finden.

Mit Ihrer Publikation «Freiburg, die neue Stagnation» haben Sie 1995 für Aufsehen gesorgt. Was war damals mit Freiburg los?
Als ich in den 70er-Jahren nach Freiburg kam, herrschte hier eine Art Aufbruchstimmung. Freiburg hatte sich zum Ziele gesetzt, seinen wirtschaftlichen Rückstand aufzuholen. Ich hatte den Eindruck, dass diese Zielsetzung vom Volk mitgetragen wurde. Die statistischen Zahlen bewiesen in der Tat, dass dieses Unterfangen gelingen könnte. 1992 befand sich Freiburg bezüglich Pro-Kopf-Einkommen auf dem 13. Rang und lag nur 9 Prozent hinter dem Schweizer Mittel. Ein Jahr später fand man aber Freiburg plötzlich nur noch auf dem 21. Rang, und die Differenz zum schweizerischen Durchschnitt hatte sich auf 16 Prozent vergrössert, und 2005 betrug sie schliesslich 27 Prozent.

Haben Sie dafür eine Erklärung?
Ein wichtiger Grund ist sicher, dass der Reform- und Aufholwille im Kanton nachgelassen hat. Man macht es sich stattdessen im Finanzausgleich bequem und pflegt sozialpolitische Hobbys. Es kommt dazu, dass Ansiedlungsentscheide der Unternehmen heute sehr professionell und nach transparenten Kriterien getroffen werden. In den 70er- und 80er-Jahren kam es dagegen noch vielmehr auf persönliche Beziehungen zu wichtigen Politikern und Beamten an. Umgekehrt hat sich auch die Verwaltung sehr professionalisiert und geht je länger, desto weniger auf die Probleme einzelner Unternehmungen und Personen ein.

Was können Sie dem Kanton Freiburg empfehlen?
Mit meinen Publikationen von 1995 bis 2004 bin ich in Freiburg zum Unmenschen geworden. Ich war aber bloss der Überbringer schlechter Nachrichten. Die schlechten Nachrichten stehen in den statistischen Büchern geschrieben. Freiburg hat seine wirtschaftliche Position innerhalb der Schweiz in den letzten 15 Jahren deutlich verschlechtert. Im Jahre 2005 lag der Kanton bezüglich Pro-Kopf-Einkommen auf dem 24. Rang. Diese Zahlen stammen vom Bundesamt für Statistik, nicht von mir.
Meines Erachtens sollte Freiburg erstens einen Ökonomen anstellen, am besten beim Statistischen Amt, der die wirtschaftliche Entwicklung des Kantons verfolgt und regelmässig Bericht in der Art erstattet, wie ich es selbst während Jahren gemacht habe. Und diese Zahlen müssten auf dem Pult der Regierung und der Grossräte landen, damit sie sehen, dass es um Freiburg nicht zum Besten bestellt ist.
Zweitens wäre es wichtig, den Reform- und Aufholwillen aus den 70er- und 80er-Jahren in allen Bereichen von Politik und Verwaltung wiederzubeleben. Es darf nicht sein, dass die

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