Unter dem Namen Polaris hatte das Freiburger Spital im Mai 2013 seine Strategie für den Zeitraum 2013 bis 2022 vorgestellt. Dabei wurden unter anderem jedem Standort des Spitalnetzes seine künftigen Aufgaben zugeteilt. Zusätzlich sah die Strategie vor, am Standort Freiburg-Kantonsspital einen Neubau für 524 Millionen Franken zu erstellen. Auch war von einem Personalabbau von rund 250 Personen die Rede.
Zweieinhalb Jahre später sehen die Zukunftspläne des HFR etwas anders aus. An einer Medienkonferenz haben Verwaltungsrat, Spitaldirektion und Gesundheitsdirektion gestern orientiert, wie die Umsetzung der Strategie aussehen soll.
Neu sind nur noch Investitionen von 420 Millionen Franken vorgesehen, und zwar für alle Standorte zusammen. Die Aufgaben an den anderen Standorten erfahren zum Teil Änderungen. So ist nun in Tafers und in Riaz die Beibehaltung der notfallmässigen und planbaren, ambulanten und stationären chirurgischen Tätigkeit vorgesehen. In Riaz hätte die Chirurgie sich ab 2022 auf ambulante Fälle beschränken sollen, in Tafers wäre die Chirurgie gar ganz verschwunden. Nun bleibt sie zumindest tagsüber erhalten. Für Merlach und Billens bleibt die Strategie hingegen wie bisher.
Auch von einem Personalabbau am HFR ist nicht mehr die Rede. Die Spitalleitung geht jetzt von einem etwa gleich grossen Bestand wie heute aus.
Neuer Kontext
«Erste Priorität bleibt der Erhalt der Qualität und der patientennahen medizinischen Versorgung», sagte Gesundheitsdirektorin Anne-Claude Demierre (SP). Dass es nun Änderungen gibt, ist für Verwaltungsratspräsident Philippe Menoud keine Abkehr vom bisherigen Prinzip: «Die 2013 festgelegte Strategie ist immer als ausbaubar angekündigt worden. Dabei galt es, die Entwicklung des medizinischen Kontexts, aber auch die verfügbaren personellen und finanziellen Ressourcen zu berücksichtigen.» Grundsätzlich werden weiterhin die leichteren Fälle an den peripheren Standorten und die komplexeren am Standort Freiburg behandelt, wobei das HFR auch diese Unterscheidung neu definiert hat.
Philippe Menoud sagte: «Der Begriff einer patientennahen Versorgung ist seit 2012 deutlich wichtiger geworden.»
Minus 100 Millionen
Während sich die Strategie 2013 unter anderem auf eine Wirtschaftlichkeitsstudie der Boston Consulting Group stützte, hat das HFR nun neuere Daten berücksichtigt und ein intern entwickeltes Finanzierungsmodell angewandt.
Die Neubeurteilung geht bis 2025 von 210 000 Spitaltagen (heute 177 000) und 460 000 ambulanten Behandlungen (heute 372 000) aus. «Wir wissen jetzt, welche Umsätze wir generieren und welche Geldmittel zur Verfügung stehen», so Generaldirektorin Claudia Käch. Wie sie sagt, spielen auch der immer akuter werdende Hausarztmangel und die ausserkantonalen Behandlungen eine Rolle. Die Überarbeitung der Strategie bot auch Gelegenheit, den Master in Humanmedizin darin aufzunehmen.
All diese Überlegungen haben dazu geführt, dass die errechnete Investitionskapazität für die nächsten zehn Jahre nur noch rund 420 Millionen Franken beträgt. «So hat sich die Idee quasi von selbst ergeben, die bestehende Infrastruktur bestmöglich zu nutzen, um die fehlenden finanziellen Ressourcen auszugleichen», so Menoud. «Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es angesichts unserer finanziellen Kapazitäten keine Alternativen.»
Ausgleich bei den Betten
Bezogen auf den modularen Neubau am Standort Freiburg-Kantonsspital bedeutet dies eine Redimensionierung. Vor zwei Jahren sah die Strategie noch 400 bis 450 Betten vor; nach heutiger Beurteilung sind es 305 Betten. Dafür bleibt die Bettenzahl an den peripheren Standorten nahezu unverändert. Zusammen kommen sie auf die fast gleiche Bettenzahl wie das Kantonsspital.
Voraussetzung für die Realisierung des Neubaus ist eine Zubringerstrasse ab Autobahnausfahrt Freiburg Süd. Gemäss Direktorin Claudia Käch hat der Bund zu diesem Projekt positive Signale ausgesendet.
Auch beim Personalbestand haben die Analysen der letzten zwei Jahre ein genaueres Bild ergeben. Die jetzige Projektion von rund 2200 Angestellten stellt zwar keinen Abbau dar, es ist aber auch keine Fortsetzung der Personalentwicklung der letzten Jahre. Gemäss der Generaldirektorin ist ein Teil des Personals zwar überlastet, in anderen Bereichen hat es aber zu wenig Arbeit. Auch da sieht sie in Kombination mit der Informatisierung Verbesserungspotenzial.
Zur Organisation
Die Aufgaben an den fünf Standorten
Die zukünftigen medizinischen Aufgaben der HFR-Standorte sind folgende:
Freiburg-Kantonsspital:Akutmedizin, einfache Fälle und komplexere Fälle; Pädiatrie; Geriatrie; Rehabilitation; Palliative Care; Notfall 24/24, Operationen 24/24.
Tafers:Akutmedizin, einfache Fälle; Geriatrie; Rehabilitation, ambulante Behandlungen; Notfall 24/24; Operationen (notfallmässig, planbar, ambulant, stationär) feste Zeiten.
Merlach-Murten:Akutmedizin, einfache Fälle; Geriatrie; Rehabilitation; Palliative Care; ambulante Behandlungen; Permanence, feste Zeiten.
Riaz:Akutmedizin, einfache Fälle; Geriatrie; ambulante Behandlungen; Notfall 24/24; Operationen 24/24 (notfallmässig, planbar, ambulant, stationär).
Billens (Glanebezirk):Rehabilitation; ambulante Behandlungen.uh
Reaktionen: Pro Akut Tafers, Fede und der VPOD zeigen sich erfreut
D ie Taskforce Pro Akut Tafers, die sich für den Erhalt des Akutspitals Tafers einsetzt, nimmt gemäss einer Medienmitteilung die neue HFR-Strategie mit Genugtuung zur Kenntnis. «Zentrale Anliegen und Forderungen des Sensebezirks» seien berücksichtigt worden. Eines der Anliegen der Taskforce sei immer die Aufrechterhaltung des Notfalldienstes in Tafers rund um die Uhr gewesen – diese Forderung werde nun erfüllt. Erfreulich sei auch die Anstellung einer neuen Chirurgie-Chefärztin. «Wir sind nicht euphorisch, aber optimistisch», sagt Marcel Kolly, der Präsident der Taskforce, den FN. Er spüre ein gewisses Vertrauen in den Standort Tafers. «Man lässt Spielraum für Diskussionen.»
Weniger Zentralisierung im Kantonsspital Freiburg, mehr Nähe bei den Patienten: Auch der Staatspersonalverband Fede zeigt sich in einer Medienmitteilung erfreut über diese Entwicklung. Begrüsst wird ebenfalls der Erhalt der mehr als 200 Arbeitsplätze, die gemäss der früheren HFR-Strategie gestrichen werden sollten. Auch Wolfgang Müller, der Präsident der Freiburger Sektion der Gewerkschaft VPOD, der zugleich Präsident der Personalkommission des HFR ist, sagt auf Anfrage, diese Ankündigung sei «positiv entgegengenommen» worden. In einer Personalumfrage des VPOD sei zum Ausdruck gekommen, dass die Angestellten insbesondere die konsequente Ersetzung von Langzeitabwesenheiten, etwa bei Schwangerschaft, forderten. Müller ist nach den heutigen Erkenntnissen guter Dinge, dass diese Forderung erfüllt wird. ko