Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Hier muss man immer auswählen»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Nicole Jegerlehner

Er hat sie wieder, seine elektrische Eisenbahn: Sie hat er in den drei Jahren in Afrika am meisten vermisst. Vor drei Wochen sind Achille, der im Sommer sieben Jahre alt wird, und seine Familie zurückgekehrt. «Mir fehlen meine Freunde», sagt Achille – seine Freunde, mit denen er in Tansania gespielt hat, mit denen er im Kindergarten war.

Achille und seine bald vierjährige Schwester Selma sprechen zusammen Kiswahili. Mit den Eltern sprechen sie Französisch und Italienisch: Cristiana Cavaleri ist Tessinerin, Florian Strauss spricht Deutsch und Französisch.

Spital für Aidskranke

«Die Kinder haben Kiswahili um einiges schneller gelernt als wir», sagt Cristiana Cavaleri. Die Sozialarbeiterin hat in den letzten drei Jahren im tansanischen Dorf Ndanda im Auftrag der schweizerischen Nichtregierungsorganisation Interteam das Projekt «Uzima» der Pfarrei geführt. Das Projekt umfasst eine Art Spitex, Aids-Prävention und Hilfe für benachteiligte Kinder.

Interteam arbeitet jeweils darauf hin, dass die Projekte früher oder später von Einheimischen geleitet werden. Diese Idee gefiel Cristiana Cavaleri. Sie realisierte aber rasch, dass nach ihren drei Jahren in Tansania noch einmal eine Schweizerin die Leitung übernehmen muss. «Die Angestellten können gut Arbeiten ausführen», sagt sie. «Aber sie haben nie gelernt, mitzudenken und Verantwortung zu übernehmen.» Das beginne schon in der Schule: Wer Fragen stelle, zeige, dass er etwas nicht verstanden habe, was als Schwäche gelte. Und er stelle auch den Lehrer infrage.

Der Geologe und Bergführer Florian Strauss kümmerte sich in Tansania vor allem um die Kinder und den Haushalt. «Das braucht viel mehr Zeit als hier», sagt er. Die Familie lebte sehr einfach, «wir hatten aber fliessendes Wasser und Strom, also auch einen Kühlschrank.»

Kein enger Kontakt

«Wir hatten in Tansania Leute, die uns näher standen», sagt Cristiana Cavaleri. «Aber es war schwierig, mit ihnen so in Kontakt zu kommen, um über Gefühle zu sprechen.» Sie seien immer als «die Weissen» angeschaut worden. «Darum wissen wir nicht, ob die Leute in Tansania fröhlicher sind als die Schweizer – oder ob das Lachen auch Fassade ist.»

Die Heimfahrt ist die Familie Strauss-Cavaleri bewusst langsam angegangen. In zwei Wochen reisten sie von Ndanda nach Kapstadt in Südafrika; von dort reisten sie mit einem Kreuzfahrtschiff in 19 Tagen nach Genua.

Die ersten beiden Wochen in der Schweiz hat Cristiana Cavaleri mit den Kindern bei ihren Eltern im Tessin verbracht. Florian Strauss hat in dieser Zeit die Wohnung in Ependes bezogen, einige Gänge auf Ämter erledigt und erste Aufträge als Bergführer angenommen. «Ich bin erstaunt, wie schnell hier alles geht», sagt er. Auf der Gemeindeverwaltung seien «fünf Dinge innert zweier Minuten erledigt» worden. Daran sei er nicht mehr gewöhnt. Er habe bei der Rückkehr keinen Kulturschock erlebt. «Aber obwohl mir hier alles bekannt ist, fühle ich mich seltsam.»

Cristiana Cavaleri spürt eine Spannung: «Hier muss man immer auswählen.» Im ländlichen Ndanda habe es auf dem Markt nur wenige saisonale Produkte gegeben. «Hier muss man überlegen, was aktuell ist, was woher kommt – das braucht mehr Energie.» Sie werde das einfache Leben Tansanias vermissen. «Aber es liegt an uns, wie wir unser weiteres Leben angehen.»

Die FN haben die Familie Strauss-Cavaleri vor ihrer Abreise im Januar 2009 vorgestellt; im Dezember 2009 zog die Familie eine Zwischenbilanz ihres Abenteuers. Dieser Beitrag schliesst die Serie ab. www.ndanda.net/uzima

Florian Strauss, Achille, Cristiana Cavaleri und Selma gewöhnen sich wieder an das Leben in der Schweiz.Bild Charles Ellena

Zahlen und Fakten

44 Prozent sind jünger als 15 Jahre

Tansania liegt in Ostafrika, am Indischen Ozean. Tanganjika wurde 1961 von der Mandatsmacht Grossbritannien unabhängig und verband sich 1964 mit Sansibar zu Tansania. Die rund 41 Millionen Tansanier sprechen über hundert verschiedene Sprachen, grösstenteils Bantu-, daneben auch nilotische und kuschitische Sprachen, Arabisch sowie indische Sprachen. Derzeit sind etwa 44 Prozent der Menschen unter 15 Jahre alt. njb

Meistgelesen

Mehr zum Thema