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Hilfe für Helfende: «Wir sind für euch da!»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Jede vierte Person betreut Angehörige. Diese Menschen wenden Zeit auf für Nächste, die in ihrer Gesundheit oder Autonomie beeinträchtigt sind. Am Sonntag ist der Tag der pflegenden Angehörigen. Die Bevölkerung soll ihrer wichtigen Arbeit Anerkennung zollen.

Menschen, die jenen, die ihnen nahe sind, uneigennützig helfen: Sie sind wichtig und werden wegen der Alterung der Gesellschaft immer wichtiger. Pflegende Angehörige übernehmen Aufgaben, die sich der Staat nicht leisten kann oder will. Die Freiburger Bevölkerung ist laut einer Mitteilung aufgefordert, ihnen am Sonntag, 30. Oktober, Danke zu sagen, sich Zeit für jene zu nehmen, die ihre Zeit für ihre Angehörigen opfern. Denn die Situation, jemanden aus dem privaten Umfeld pflegen zu müssen, kann schnell eintreten – sei es durch Krankheit, Behinderung oder Alter.

Weit verbreitet

Es sind nicht selten ihre nächsten Angehörigen, die sich um sie kümmern. Der Ehemann etwa, der sich um seine an Demenz erkrankte Frau kümmert, oder die Mutter, die ihr Kind pflegt, das besondere Bedürfnisse hat. Sandrine Pihet, Präsidentin des Vereins Pflegende Angehörige (PA-F), kennt ein weiteres konkretes Beispiel. Eine Familie mit einer Angehörigen, die an Demenz litt, brachte diese für eine Hüft-Operation ins Spital. Zu ihrer Überraschung erfuhr sie, dass sie während des ganzen Spitalaufenthalts nach der Seniorin schauen müsse. «Denn die Orthopädiepflegenden haben ja nicht die Möglichkeit, sich um eine Demenzkranke spezifisch zu kümmern.»

Die pflegenden Angehörigen seien oft allein mit ihrer Situation. Sie müssten einstecken, ihr Arbeitspensum reduzieren etwa, was ihnen später Lücken in der Altersvorsorge verursache, oder bei der Freizeit und gesellschaftlichen Verpflichtungen. «Das erhöht den Druck auf die einzelne Person und ist eine ungeheure Belastung, mit denen sie glaubt, ganz allein fertig werden zu müssen.» Sie glaube, ihre Arbeit zugunsten der Nächsten sei ja selbstverständlich. 

Oft gerieten sie auch unvorbereitet und natürlich ohne jegliche Ausbildung in eine solche Situation. Sie müssten improvisieren und seien vollständig auf die Bedürfnisse der betreuten Person fokussiert.

Ihre eigenen Bedürfnisse stellen sie zurück.

Sie müssten sich aussprechen können, Beratung erhalten, oder einfach nur ihr Engagement, das naturgemäss im Privaten stattfinde und das sonst niemand wahrnehme, sichtbar machen. «Deshalb ist unsere Botschaft: Wir sind für euch da! Wir helfen jenen, die helfen wollen und dabei Hilfe brauchen.»

Es sei wichtig, dass die Angehörigen wissen, was auf sie zukommt, wie eine Krankheit verläuft etwa, oder sie brauchen Informationen, um wichtige Entscheidungen treffen zu können, beim Eintritt ins Pflegeheim zum Beispiel. Das seien erfahrungsgemäss besonders schwierige Phasen, für die Betreuten wie auch für die Betreuenden. «Oft stehen auf beiden Seiten Schuldgefühle im Raum, der Eindruck, jemanden belastet und auf der anderen Seite nicht genug getan zu haben.»

Es drohen Überforderung und Gewalt

Aktuelle Projektionen gehen laut Pihet davon aus, dass bis 2040 die Zahl der Pflegeinstitutionen von aktuell rund 1800 auf 2700 erhöht werden müsste, um die Alterung der Gesellschaft nur mit den heute verfügbaren Mitteln aufzufangen.

Die Gesellschaft müsse möglichst viele Menschen, bei denen das möglich wäre, zu Hause betreuen können. Dafür brauche es Angehörige, die für diese Tätigkeit befähigt und unterstützt werden müssten. Deshalb sei es wichtig, sich zu überlegen, wie man sie entlasten könne, betont Pihet. «Sie sind oft einsam und fühlen sich alleingelassen mit ihrer Überforderung.»

Und Überforderung könne auch rasch und ungewollt zu Misshandlungen führen – was für alle Beteiligten traumatisch sei. 

Sie sind nicht schuld, wenn sie an ihre Grenzen kommen. Deshalb müssen wir früh eingreifen, um Überforderung zu vermeiden.

Unentbehrlich und unbezahlbar

«Unser System ist am Anschlag», so Pihet. Das Kernproblem sei, dass das staatliche Gesundheitssystem geradezu davon ausgehe, dass die Angehörigen die Lücken füllen, «für alles, was nicht ins System passt». Denn für solche Fälle habe das System schlicht keine Lösungen. «Da müssen die Angehörigen einspringen.» Die Spitex etwa komme, arbeite während einer Stunde, und gehe dann wieder. «Und die restlichen 23 Stunden, Tag und Nacht, muss in der Regel jemand aus der Familie schauen.» Das sei kein Einzelfall, es gebe Tausende solcher Geschichten, so Pihet.

Und ihre Belastung und die Schwierigkeit, die gestellten Aufgaben zu bewältigen, nehme stetig zu, nicht etwa nur wegen der Demografie. «Es gibt immer weniger Grossfamilien, oft wohnen die Angehörigen woanders. Wir haben Scheidungen, Regenbogenfamilien», gesellschaftlich durchaus akzeptierte Tendenzen, welche die Pflege zu Hause aber erschweren. Der Nutzen der pflegenden Angehörigen ist verankert in unserer Gesellschaft und ihre tagtägliche, langjährige Arbeit ist unbezahlbar, stellt Pihet klar.

Zahlen und Fakten

Tendenz alternd

Der Anteil der älteren Personen in der Schweiz steigt, durch tiefe Geburtenraten und die steigende Lebenserwartung. Zudem wird der Eintritt der Babyboom-Generation in den Ruhestand dieses Phänomen verstärken. Die Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) sprechen davon, dass rund jede vierte Person sich mitunter über viele Jahre hinweg regelmässig und uneigennützig um andere Menschen kümmert. Umgekehrt sind 13 Prozent der Schweizer Bevölkerung gemäss BFS auf informelle Hilfe angewiesen. Die Helfenden sind unterschiedlichster Herkunft. Auch ihre beruflichen Hintergründe sind unterschiedlich. Oft sind es Familienmitglieder, aber auch mal Nachbarinnen und Freundinnen. Und hauptsächlich helfen Frauen ihren Angehörigen. fca

Freiburg ist Vorreiter

Unbezahlbar heisst aber nicht unschätzbar. Betreuende Angehörigen haben gemäss Bundesamt für Statistik im Jahr 2016 umgerechnet 80 Millionen Arbeitsstunden geleistet, was einem Betrag von 3,7 Milliarden Franken entsprechen würde. Zum Vergleich: Das Armeebudget betrug in den letzten Jahren je etwa 5 Milliarden Franken. Freiburg war der erste und ist noch immer der einzige Kanton, der helfenden Angehörigen eine Pauschalentschädigung ausrichtet: 25 Franken pro Tag. Das ist zwar kein riesiger Lohn, aber dennoch eine Anerkennung für die geleistete Arbeit zugunsten der Gemeinschaft. Rund 2000 Menschen erhalten einen Beitrag, der Kanton legt dafür rund 13 Millionen Franken im Jahr aus. Die Bedingung für eine Auszahlung ist, dass der oder die Angehörige langfristig und regelmässig Hilfe in bedeutendem Umfang leistet, sodass die betreute Person zu Hause leben kann. Gerade erst hat der Grosse Rat seinen Willen bekräftigt, den Ansatz, der aus den 1990er-Jahren stammt, zu erhöhen. Die Rede ist von einer Erhöhung von 35 bis 50 Franken pro Tag, also bis zu drei Mal mehr. Hauptargument war dabei die Entlastung der Altersheime, die aus allen Nähten platzen. Das Ziel ist, dass möglichst viele Personen dank der Nächstenpflege länger zu Hause bleiben können.

Dankbarkeit und Freude

Man müsse den Betreuenden unbedingt ihre Grenzen aufzeigen. Denn:

Nicht selten werden die Angehörigen selbst krank oder sterben gar früher als die betreuten Nächsten.

Und ja, man müsse ihnen auch die Scham nehmen, um Hilfe zu ersuchen. «Denn oft ist es schon zu spät, wenn sich die Helfenden in ihrer Not bei uns melden.»

Die Idee der Verantwortlichen ist, dass die pflegenden Angehörigen ins Restaurant eingeladen werden, dass sie eine liebe Nachricht erhalten, dass jemand mit ihnen Kaffee trinken geht oder ihnen einfach achtsam zuhört. Und dies eigentlich am liebsten das ganze Jahr über, wie Pihet betont. Menschen, die sich für andere einsetzen, sollen daran erinnert werden, regelmässige Momente der Erholung einzuplanen. Denn erfahrungsgemäss kommen viele von ihnen, die ja keine Profis sind, früher oder später selbst an den Anschlag.

Die Tage der pflegenden Betreuenden würden immer besser besucht, betont Pihet. Selbst 2021, noch unter Corona-Beschränkungen, seien 120 Personen gekommen. Es kämen generell gerade jene, die sich am stärksten engagieren. Es befreie sie, voneinander zu lernen, sich die ganze Last von der Leber zu reden und zu wissen, dass es jemanden interessiert. «Ich freue mich jedes Mal, wenn ich sehe, wie sie mit vor Freude leuchtenden Augen aus diesen Diskussionen herauskommen.»

Zum Verein

Hilfe für Helfende

Der zweisprachige Verein Pflegende Angehörige Freiburg (PA-F) bringt Fachorganisationen wie Pro Infirmis oder die Alzheimervereinigung zusammen, um helfenden Menschen eine Hilfe zu sein, dort, wo das nötig ist. PA-F wurde am 6. Januar 2015 in Freiburg gegründet. Er stellt ihnen Zugang zu Informationen und zu einem Unterstützungsnetz zur Verfügung. Der Verein organisiert jedes Jahr den Tag der betreuenden Angehörigen. Er wird auch in acht anderen Kantonen begangen. Eine weitere wichtige Dienstleistung des Vereins ist die Beratung und das Zuhören sowie seit 2020 eine zweisprachige Hotline namens «An-gehör-ige». Helfende Angehörige erhalten dort ein Ohr und Ratschläge. Schon im ersten Jahr gingen 62 Anfragen per Telefon, E-Mail oder als Direktkontakte ein. Davon waren 51 Anfragen von betreuenden Angehörigen und zehn von Fachpersonen im Namen von pflegenden Angehörigen. Die Anfragen kamen zu 40 Prozent von Kindern der betreuten Personen, zu 27 Prozent vom Partner und zu 20 Prozent von einem Elternteil. Diese unterstützten zu 27 Prozent altersgeschwächte und zu 24 Prozent kranke Personen, zu 22 Prozent Personen mit Demenz und zu 12 Prozent Personen mit einer Behinderung. Die Art der Hilfesuche umfasste Finanzhilfe oder Entlastungsmöglichkeiten, wie auch komplexe Anliegen wie das Gefühl, keine Alternative zu haben, sollten sie einmal selber erkranken. fca

Programm

Ernsthaftes bei Kaffee und Kuchen

Der Verein Pflegende Angehörige organisiert den Tag der betreuenden Angehörigen zusammen mit der kantonalen Sozialdirektion. In Freiburg und Murten wird der Film «Das Leuchten der Erinnerung/The Leisure Seeker» mit französischen und deutschen Untertiteln gezeigt. Die Teilnehmenden können sich in Diskussionsrunden bei Kaffee und Kuchen mit Persönlichkeiten aus der Politik und dem sozialen und medizinischen Bereich austauschen. In Freiburg wird der Film um 13 Uhr im Kino Rex gezeigt. Die Diskussionsrunden schliessen um 15.30 Uhr im Ancienne Gare an. In Murten sind um 13 Uhr die Diskussionen im Begegnungszentrum, Meylandstrasse 8, und ab 15.30 Uhr der Film im Kino. fca

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