Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Hilfseinsatz in Peru statt Ferienreise

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Imelda Ruffieux

Was es heisst, für ein Hilfsprojekt zu arbeiten, weiss der 25-jährige Düdinger bereits. Seinen Zivildienst hat Matthias Spicher nämlich in Madagaskar absolviert. Nicht zuletzt diese Erfahrungen haben ihn dazu bewogen, statt einer Ferienreise einen weiteren Sozialeinsatz zu planen. «Ich habe gemerkt, was für immense Vorteile es mit sich bringt, ein Land nicht nur zu bereisen, sondern für eine Weile dort zu leben. Man kommt viel enger in Kontakt mit den Leuten und lernt so viel mehr über Kultur und Sprache», erklärt der Informatikingenieur.

Ausserdem sei ihm in Madagaskar bewusst geworden, dass seine Zukunft wohl eher bei einer Hilfsorganisation im Ausland liege als in der Schweizer Wirtschaft.

Hilfsprojekt für Kinder

Über «Terre des Hommes» ist er auf die Organisation AGTR (Asociacion Grupo de Trabajo Redes) und das Projekt der Bibliothek in Pamplona in Peru gestossen. Ziel des Projekts ist es, Kinder, die als Hausangestellte arbeiten müssen, vor Missbrauch und Ausbeutung zu schützen.

Pamplona liegt im dicht besiedelten Bezirk San Juan de Miraflores im Süden von Perus Hauptstadt Lima. 45 Prozent der Leute leben unter der Armutsgrenze, 55 Prozent sind jünger als 25 Jahre und fast 24 Prozent aller Jugendlichen haben weder Arbeit, noch besuchen sie eine Schule. Viele Kinder müssen schon früh für ihren Lebensunterhalt arbeiten. Bei Nachbarn oder Verwandten hüten sie Kinder oder führen Haushaltsarbeiten aus. Als Lohn erhalten sie zu essen, Schulutensilien oder manchmal ein kleines Trinkgeld.

Zu müde zum Lernen

Die Kinder haben kaum genügend Freizeit, um ihre Hausaufgaben zu erledigen und durch die Arbeit sind sie zu müde zum Aufpassen und Lernen. So hat ein Grossteil Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben oder Rechnen. «Die Kinder arbeiten natürlich in den meisten Fällen nicht freiwillig als Hausangestellte, sondern werden von ihren Eltern dazu gedrängt», erzählt Matthias Spicher. Diese hätten selbst keine Zeit für die Kinder, weil sie den ganzen Tag arbeiten und selber auch eine tiefe Schulbildung hätten.

Ein Platz zum Aufwachsen

«Hier kommt die Bibliothek ins Spiel», erklärt er. Das kleine Lokal mit Tischen, Stühlen, Spielen, Büchern und Büromaterial ist zweimal in der Woche vormittags und nachmittags für drei Stunden geöffnet. Kinder erhalten die Gelegenheit, ihre Hausaufgaben zu erledigen und zu spielen. Am Samstagmorgen werden spezielle Aktivitäten angeboten. Etwa 120 Primarschüler profitieren von der Bibliothek mit dem Namen «Mi espacio para crecer» («Mein Platz zum Aufwachsen»). Zum Projekt gehören auch Besuche bei den Eltern, um sie für die Bedeutung einer guten Schulbildung zu sensibilisieren.

Matthias Spicher hilft mit vier Helferinnen bei der Betreuung der Kinder. Er unterstützt sie bei den Hausaufgaben, vor allem in Mathematik und Englisch sowie beim Basteln und Zeichnen. «Es gefällt mir, den Kindern bei ihren Hausaufgaben helfen zu können und zu sehen, dass sie Spass am Lernen haben.»

Geld für 2011 fehlt

Pro Jahr kostet der Betrieb der Bibliothek etwa 7650 Franken. Eigentlich kein grosser Betrag. Weil aber die Trägerorganisation nur von Spenden lebt, ist das Projekt für nächstes Jahr gefährdet. «Wenn bis Dezember nicht genügend Geld zusammenkommt, kann die Bibliothek nicht weitergeführt werden», erklärt Matthias Spicher, der auf seinem Internet-Blog an die Solidarität aus der Schweiz appelliert.

Sklavinnen im Haushalt

Ein anderes, viel grösseres Projekt seiner Hilfsorganisation ist «La Casa de Panchita», für das Matthias Spicher sonntags, montags und dienstags im Einsatz ist. Das Ziel ist ähnlich: Hausangestellte vor Ausbeutung zu schützen. Viele junge Mädchen – die jüngsten sind gerade mal zwölf Jahre alt – und Frauen kommen vom Land in die Stadt, um zu arbeiten oder zur Schule zu gehen.

Als Hausangestellte werden sie oft wie Sklaven gehalten: Sie werden ungenügend bezahlt, arbeiten weit mehr als acht Stunden pro Tag und werden gefängnisähnlich gehalten; oft dürfen sie das Haus nicht einmal am Wochenende verlassen. Vielfach kommt es zu Demütigungen, körperlicher Gewalt und Missbrauch. Vielen ist es gar verboten, mit ihren Familien Kontakt aufzunehmen. Einige besuchen nach einem anstrengenden Arbeitstag von 18 bis 22 Uhr eine Schule. «Wenn sie Pech haben, müssen sie danach noch das Geschirr vom Abendessen spülen», beschreibt Matthias Spicher die Situation.

Aufklärung in der Schule

In der «Casa de Panchita» können sie einerseits ihren Sonntag verbringen, ihre Hausaufgaben erledigen, Neues lernen und mit anderen Leuten zusammen sein. Andererseits gibt es dort Hilfe bei Problemen am Arbeitsplatz und bei der Stellensuche. Zu Matthias Spichers Aufgaben gehört es unter anderem, zusammen mit Psychologinnen die Schulen zu besuchen, um die Frauen auf ihre Rechte aufmerksam zu machen, ihnen zuzuhören und sie in die «Casa de Panchita» einzuladen.

Peruanischer Häpperestock

«Trotz der nicht immer leichten Situation dieser Mädchen macht die Arbeit an den Schulen Spass», betont Matthias Spicher. Dazu gehört auch der Kochkurs, der im Rahmen eines fünftägigen Weiterbildungskurses für Hausangestellte angeboten wird und wo er ihnen die Schweizer Küche näherbringt. «Häpperestock mit Ragout, Älplermagronen und Rösti kommen hier sehr gut an.» Peruaner seien sowieso absolute Ess- und Kochfanatiker. «Ich habe noch nie Leute kennengelernt, bei denen sich so viel ums Essen dreht. Sie können stundenlang darüber diskutieren.»

Im Juli ist Matthias Spicher nach Peru gereist. Er will ein Jahr bleiben. «Ich bin hier, um hoffentlich meinen weiteren Berufsweg zu finden», sagt er. «Ich habe es trotz anfänglicher sprachlicher Schwierigkeiten nie bereut, dass ich hier gelandet bin und jetzt voller Elan und Freude meiner Arbeit nachgehen kann.» Über seinen Internet-Blog hält er Freunde und Interessierte zuhause über sein Leben und seine Arbeit auf dem Laufenden.

Weitere Infos: www.gruporedes.org Blog: maettu-in-der-weiten-welt. blogspot.com

Meistgelesen

Mehr zum Thema