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«Hinschauen, wo es wehtut»

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Die reformierte Kirche feiert das 500-Jahr-Jubiläum von Martin Luthers Thesen-Anschlag mit dem Passionswerk eines jüdischen Komponisten, vorgetragen in der katholischen Kathedrale von Freiburg: Es ist ein ungewöhnliches ökumenisches Projekt, das am Karfreitag in Freiburg zur Aufführung gelangt. Das Kammerorchester Lausanne, das Vokalensemble Lausanne und vier Gesangssolisten werden in der Kathedrale St. Nikolaus die Kreation «La Passion selon Marc – Une passion après Auschwitz» des französischen Komponisten Michaël Levinas zum Besten geben.

Luthers Antisemitismus

Bei dem Projekt handelt es sich um eine Initiative des 2016 gegründeten Vereins «Musique pour un temps présent» mit Sitz in Yverdon-les Bains (siehe Kasten). Dieser erteilte Michaël Levinas den Auftrag, aus Anlass des Re­formationsjubiläums ein Passionswerk aus jüdischer Sicht zu schreiben. Dass dahinter mehr steckt als ein reines Musikprojekt und auch mehr als eine ökumenische Feier, machte Projektleiter Jean-Marc Tétaz vergangene Woche bei der Präsentation vor den Medien deutlich. Gerade im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten dürfe man nicht die Augen verschliessen vor Luthers Antisemitismus. Dieser habe Texte geschrieben, die später von den Nationalsozialisten gerne zitiert worden seien, so etwa die Schrift «Wider die Juden und ihre Lügen» aus dem Jahr 1543.

Die «Passion après Auschwitz» wolle dazu anregen, sich mit solchen Fragen auseinanderzusetzen, anstatt blind zu feiern, so Tétaz. «Es geht darum, dass wir gerade dort hinschauen, wo es wehtut, und dass wir uns der unüberbrückbaren theologischen Differenzen zwischen Christentum und Judentum bewusst werden. Das Reformationsjubiläum soll Anlass sein zum Nachdenken. Das ist wichtig für die Zukunft, denn blosses Erinnern bringt uns nicht weiter.»

Um die Ausrichtung seines Werks deutlich zu machen, präsentiert Michaël Levinas eine dreiteilige Komposition in drei Sprachen: Im Mittelpunkt steht die Leidensgeschichte Jesu nach dem Evangelisten Markus, in der altfranzösischen Sprache einer Bibel aus dem 13. Jahrhundert. Als Einleitung sind Texte aus der jüdischen Liturgie in hebräischer und aramäischer Sprache zu hören. Den Schluss bilden zwei Gedichte des jüdischen Schriftstellers Paul Celan auf Deutsch: «Die Schleuse» und «Espenbaum». Das Werk wird diese Woche in Lausanne (Mittwoch), Genf (Donnerstag) und Freiburg (Freitag) uraufgeführt. Weitere Termine sind in Planung; zudem werden Aufnahmen für Radio und Fernsehen gemacht.

«Die Reformation betrifft alle»

Dass das Lausanner Projekt auch nach Freiburg kommt, freut sowohl die reformierte als auch die katholische Kirche des Kantons, die dies gemeinsam ermöglicht haben. «Die Idee hat uns sofort angesprochen, weil sie etwas Vernetzendes hat, das uns gefiel», sagte der reformierte Pfarrer Martin Burkhard, Mitglied des Synodalrats. Und Claude Ducarroz, Propst der Kathedrale St. Nikolaus, fügte an: «Die Reformation betrifft uns alle, und was alle betrifft, sollten wir auch gemeinsam feiern. Darum wünsche ich mir, dass das Konzert ein möglichst breites Publikum anspricht.»

Kathedrale St. Nikolaus, Freiburg. Fr., 14. April, 19.30 Uhr.

Verein

Zwischen Musik, Philosophie und Religion

Hinter der Kreation «Une passion après Auschwitz» steht der Verein «Musique pour un temps présent». Dieser will das zeitgenössische Musikschaffen in Zusammenhang mit aktuellen philosophischen theologischen und religiösen Fragen fördern. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem interreligiösen Dialog, speziell auf dem Dialog mit dem Judentum. Die ersten beiden Projekte des jungen Vereins entstanden aus Anlass des Reformationsjubiläums: Nebst der Passion von Michaël Levinas hat der Verein den Schweizer Komponisten Daniel Schnyder mit einem Oratorium beauftragt, das im November 2016 uraufgeführt wurde.

cs

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