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Hinter den Schneeflocken

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Es wimmelt auf diesem Gemälde. Menschen in einem Dorf drängen zu einem Stall, ein kleines Mädchen rutscht übers Eis, eine Frau schneidet Weidenzweige, rund um sie herum grosszügige flämische Häuser, überragt von einer Ruine und kahlen Bäumen. Und über all dem tanzen grosse und kleine Schneeflocken. Erst auf den dritten, vierten oder sogar fünften Blick wird klar, weshalb das Werk von Pieter Bruegel dem Älteren aus dem Jahr 1563 «Die Anbetung der Heiligen Drei Könige» heisst. Am linken Rand in einem Stall sitzt Maria mit dem Jesuskind, im Schatten ist knapp Josef zu erkennen, vor Maria drei Könige.

«Es ist ein Bild, für das man sich Zeit nehmen muss», sagt Kerstin Richter, die Leiterin des Museums Oskar Reinhart am Römerholz. Sie hat die Sonderausstellung rund um das Werk kuratiert, das das einzige Gemälde Bruegels in einer öffentlich zugänglichen Sammlung der Schweiz ist.

Ein Bild für die Stube

«Es ist kein Bild für die Kirche, sondern für die Stube», erklärt Richter. Sehr wahrscheinlich sei es auf Auftrag entstanden, für eine gebildete Familie. Im Familienkreis und mit Bekannten sei es betrachtet worden und habe als Gesprächsstoff gedient. Mit seinen Details und dem versteckten Hauptgeschehen war es genau darauf angelegt. Und das scheint auch heute noch zu funktionieren, wie ein Blick in die Ausstellung zeigt. Die Besucherinnen und Besucher verharren minutenlang vor dem Bild, zeigen vorsichtig mit dem Finger darauf. Aber noch länger verweilen sie vor zwei Bildschirmen in der Mitte des Raums. Auf ihnen lässt sich eine hochauflösende Version des Bildes betrachten, und Ausschnitte lassen sich beliebig heranzoomen. Hier kann man bedenkenlos mit dem Finger auf die Details tippen, ohne Sorge um einen Alarm.

Erstmals ausgeliehen

Die beiden Bildschirme und ihr Inhalt sind eng verknüpft mit der Entstehung der Ausstellung. Kerstin Richter erklärt: Das Bild gehört zur Sammlung des Winterthurer Kunstsammlers Oskar Reinhart, der dem Bund einen Teil davon 1958 testamentarisch vermacht hatte (siehe Kasten). In den Schenkungsunterlagen verbot er ein Ausleihen der Bilder. Rund 50  Jahre nach seinem Tod wurden die Bestimmungen überarbeitet – und der Bundesrat erlaubte es, einzelne Werke zu bestimmten Bedingungen an andere Häuser auszuleihen.

Die «Anbetung der Heiligen Drei Könige im Schnee» war 2018 das erste Werk, das die Sammlung verliess. Es ging nach Wien in eine Spezialausstellung über Pieter Bruegel den Älteren. Das Kunsthistorische Museum Wien besitzt zwölf Gemälde von Bruegel, mehr als jede andere Sammlung. Es liess im Zuge der Ausstellung sämtliche Werke untersuchen – auch jenes aus Winterthur. Es wurde nicht nur hochauflösend fotografiert, was das Heranzoomen auf den Bildschirmen erlaubt, sondern auch mit Infrarotfotografie durchleuchtet. Damit werden die Skizzen sichtbar, die unter der Farbe liegen. Die Holztafel, auf der das Werk gemalt ist, wurde dendrochronologisch untersucht – was ergab, dass das Holz von einer mehr als 300 Jahre alten ostbaltischen Eiche stammt.

Reproduktionen und Stiche

Zurück nach Winterthur: Die Sonderausstellung bettet Bruegels Gemälde in den Kontext ein. So sind Werke von Künstlern zu sehen, die von Pieter Bruegel dem Älteren beeinflusst waren, aber auch Reproduktionen der Winterbilder Bruegels. Bevor er sich der Malerei zuwandte, war Bruegel als Entwurfszeichner tätig, davon zeugen die ausgestellten Kupferstiche. Kerstin Richter zeigt auf einen Stich mit einer Landschaftsdarstellung. Berge, Seen, Flüsse, eine Bucht mit Schiffen: Der Blick des Betrachters wird hineingezogen in die Weite. Dann zeigt Richter auf die untere rechte Ecke: Dort sitzt ein Eremit, völlig versunken ins Gebet, abgewandt von der fantastischen Landschaft. Wie bei der «Anbetung der Heiligen Drei Könige» ist das Hauptmotiv versteckt. «Der Stich widerspiegelt einen religiösen Diskurs, der in der Zeit Bruegels geführt wurde», sagt Richter. «Das Betrachten und das Sehen galt als Erkennen von Gottes Schöpfung. Gleichzeitig hinterfragt Bruegel diese Theorie mit dem in sich gekehrten Eremiten: Kann man Gott wirklich im Äusseren sehen, oder muss man sich dafür nicht vielmehr dem Inneren zuwenden?»

Das Motiv findet sich auch in den anderen Stichen wieder. «Die Verwendung dieser Themen deutet darauf hin, dass Pieter Bruegel wohl dem höheren Mittelstand angehörte und eine gute Bildung genoss», sagt Kerstin Richter. Bruegel wird auch als Bauernmaler bezeichnet, weil er häufig Szenen aus flämischen Dörfern darstellte. «Bruegel stammte aber mit Sicherheit nicht aus diesem Milieu, sondern war Städter.» Er sei ein Beobachter gewesen, der das ländliche Leben in seinen Wimmelbildern zuweilen mit einem Augenzwinkern, aber immer respektvoll wiedergab.

Sammlung Oskar Reinhart am Römerholz, Haldenstrasse 95, Winterthur. Bis zum 1. März. Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Mehr Informationen zu Pieter Bruegel dem Älteren und seinem Werk: www.insidebruegel.net

Zur Person

Bruegel war bereits zu Lebzeiten sehr populär

Pieter Bruegel der Ältere wurde wahrscheinlich 1525 oder 1530 geboren. Er genoss eine künstlerische Ausbildung in Antwerpen. Aus dem Jahr 1552 sind erste Zeichnungen erhalten. Im gleichen Jahr begab er sich auf Studienreise nach Italien, von wo er 1554 zurückkehrte. Er etablierte sich danach in Antwerpen als Entwurfszeichner. Ab 1562 wandte er sich vermehrt der Malerei zu. 1563 zog er nach Brüssel und heiratete dort Mayken Coecke, die Tochter seines Lehrmeisters. 1564 kam Sohn Pieter zur Welt und 1568 Sohn Jan. Im gleichen Jahr malte Pieter Bruegel sein letztes Gemälde, 1569 starb er. Beide Söhne kopierten Werke des Vaters und waren selbst als Maler tätig. Sie wurden aber nie so bekannt wie ihr Vater. Dieser war bereits zu Lebzeiten sehr gefragt, seine nur 42 Gemälde wurden häufig kopiert. Zu seinen Werken gehören unter anderem «Der Turm zu Babel» und ein Gemälde, das häufige Redensarten illustriert.

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Museum

Hochkarätige Sammlung am Stadtrand von Winterthur

Das Museum Oskar Reinhart am Römerholz zeigt einen Teil der Sammlung von Oskar Reinhart, der von 1885 bis 1965 lebte und einer Winterthurer Handelsdynastie entstammte. Er interessierte sich schon in jungen Jahren für Kunst. 1924 kaufte er die Villa mit Garten am Römerholz als Wohnsitz und als Aufbewahrungsort für seine Sammlung. Er war ein sehr strategischer Sammler und beschäftigte sich eingehend mit den Künstlern, die ihn interessierten. So auch mit Pieter Bruegel dem Älteren. 1930 erwarb er «Die Anbetung der Heiligen Drei Könige». Ein Glücksfall: Gemälde von Bruegel waren schon damals rar auf dem Kunstmarkt, auch weil es nur 42 gibt.

Einen Teil seiner Sammlung schenkte Oskar Reinhart 1940 der Stadt Winterthur, sie ist im Museum am Stadtgarten zu sehen. Den anderen Teil vermachte er 1958 testamentarisch der Eidgenossenschaft. Diese öffnete die hochkarätige Sammlung mit Fokus auf den französischen Impressionismus in der Villa am Römerholz 1970 dem breiten Publikum.

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Mehr Informationen zum Museum: www.roemerholz.ch

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