Autor: Imelda Ruffieux
«A de Chüubi ässe die riiche Puure Päägùbrate – wieso wir nit oo?» An einem Tisch im Behindertenheim Tafers üben die Hintercher-Buebe die Dialoge aus dem Stück «Als die Nachtvögel kreisten». Momentan ist es noch schwierig, sich vorzustellen, wie die Szene dereinst auf der Freilichtbühne wirken wird. Aber trotzdem ist vom Geist von Fränzù, Severin, Hans und Co. schon etwas zu spüren.
21 Schlüsselszenen
Unter der Leitung von Regisseur Mark Kessler proben die «Hintercher-Bande» und die übrigen Darsteller einmal pro Woche ihre Einsätze. Das Stück lehnt sich zwar stark an den Originaltext von Christian Schmutz’ Erfolgsroman «Als die Nachtvögel kreisten» an (siehe auch Kasten), ist jedoch eine eigenständige Geschichte geworden.
Schliesslich musste Mark Kessler die 320 Romanseiten auf einen Nenner bringen. Entstanden (oder noch in Arbeit) sind 21 Schlüsselszenen. «Es war eine Herausforderung, die Komplexität des Stoffes so konzentriert in Dialoge und Handlungen zusammenzufassen, dass sie für das Publikum immer noch nachvollziehbar sind», sagt der Regisseur. Als er das Buch gelesen habe, sei ihm sofort klar gewesen, dass es sich als Theaterstoff eigne, erinnert sich Mark Kessler. «Der Stoff eignet sich bestens als Freilichtspiel.»
Erzähler verbindet Szenen
Wie ein Puzzle habe er Stück für Stück der Geschichte zusammengesetzt und Szenen von etwa fünf Minuten Dauer geschrieben, sagt Mark Kessler. «Wichtig ist, dass es Schlag auf Schlag geht, dass keine Langeweile aufkommt und die Handlung interessant bleibt», führt er aus. Er hat einen Erzähler eingeführt, der einerseits als Verbindung zwischen den einzelnen Szenen figuriert und andererseits die historischen Zusammenhänge erklärt. Auch die Musik spielt eine Rolle.
Das Stück wird auf drei Ebenen erzählt: zum einen die Szenen im Bauernhaus im Hintercher, zum anderen die Geschichte von Franz Portmann und Margrith und zum dritten die Ermittlungen der Polizei.
Authentisch sein
Entstanden ist nicht etwa ein Drama. «Dafür ist die Geschichte zu lebendig, zu urchig und zu komisch», zeigt sich der Regisseur überzeugt. Eine Schwierigkeit waren die Dialoge: Einerseits sollten sie so tönen, wie die Leute damals gesprochen haben. Anderseits aber auch so, dass man die Sprache heute noch versteht.
Verbrecherische Lehrer
Mark Kessler konnte seine Darsteller aus einer grossen Runde von Interessierten aussuchen, denn auf den Casting-Aufruf haben sich recht viele Leute gemeldet. Er suchte vor allem Darstellerinnen und Darsteller, welche den Typen im Buch vom Aussehen, von der Sprache und vom Alter her am ehesten gerecht werden.
Der Zufall hat es gewollt, dass die Hintercher-Bande auf der Bühne gesamthaft aus Lehrern besteht. «Ich bin sehr zufrieden mit der Auswahl», sagt Mark Kessler. «Es hat sehr talentierte Schauspieler darunter.»
Authentisch wirken
Noch stehen die Proben am Anfang, wie Mark Kessler ausführt. Es gehe darum, dass sich die Figuren fänden und die Spieler den Charakter des Typen, den sie verkörpern müssen, zu spüren begännen. Dem Regisseur ist wichtig, dass das Ganze authentisch und nicht gekünstelt wirkt.
Etwa ab Mitte April werden die Proben an den späteren Aufführungsort verlegt. Als Kulisse dient ein altes Bauernhaus eingangs Alterswil – ein Glücksfall, wie Mark Kessler sagt. Gespielt wird vor dem Haus, während die Zuschauer das Geschehen von einer Tribüne aus verfolgen können.