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Hommage an die Sprache und die Stille

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«Mir fehlen die Worte», sagen wir, wenn uns etwas überrascht, erschreckt, überfordert – eben sprachlos macht. Doch was, wenn Worte tatsächlich Mangelware wären, wenn uns nur eine begrenzte Anzahl davon zur Verfügung stünde und vielleicht nicht einmal die, die wir gerade bräuchten? Auf dieser Idee basiert das Bilderbuch «Die grosse Wörterfabrik» von Agnès de Lestrade und Valeria Docampo. Es erzählt die Geschichte eines Landes, in dem die Menschen kaum sprechen, denn Wörter sind ein rares Luxusgut. Die Wörter, die in der Fabrik hergestellt werden, sind teuer. Man muss sie kaufen und schlucken, bevor man sie aussprechen kann. Was aber tun, wenn man arm ist und sich keine Wörter leisten kann? Und wenn man dann auch noch verliebt ist und dem Angebeteten seine Gefühle nicht mitteilen kann?

Antworten auf diese Fragen gibt es nicht nur im Buch, sondern ab heute auch im Bühnenstück «Fabrikamo» der Freiburger Compagnie Ad’Oc. Die zweisprachige Theatertruppe, die sich traditionell mit Sprache und Sprachen auseinandersetzt, hat das Buch für die Bühne adaptiert und daraus eine Hommage an die Sprache gemacht, aber auch an die Stille zwischen den Worten.

Von Armut und Reichtum

«Das Buch hat uns alle sofort angesprochen», sagt Christina Diaz, Schauspielerin und Mitgründerin der Compagnie. «Sprechen und Verstehen waren schon immer unsere Themen. Die Geschichte ist in ihrer Schlichtheit und Poesie wunderschön. Jedes Bild öffnet ein Fenster in diese merkwürdige Welt, in der man Wörter kaufen muss. Diese Bilder wollten wir auf die Bühne bringen.»

Die Bühnenversion entwickelten die fünf Darstellerinnen und Darsteller gemeinsam mit Regisseurin Muriel Imbach und Dramaturg Matthias Rüttimann. «Wir mussten die einfache Geschichte des Buchs ausbauen und mit eigenen Geschichten ergänzen», so Rüttimann. Darum habe die Gruppe anfangs viel improvisiert und sich alltägliche Situationen ausgedacht, in denen man ohne Worte auf Schwierigkeiten stösst, etwa im Restaurant oder beim Arztbesuch. «Dabei haben wir automatisch nachgedacht über eine Gesellschaft, in der jeder nur sagen kann, was er sich leisten kann, über Armut und Reichtum, Macht und Ohnmacht.»

Zugänglich für alle

«Mit dem Stück kehren wir nahe an unsere Ursprünge zurück», sagt Darsteller Clemens Lüthard. Natürlich sei es bei der Gründung der Gruppe um die Zweisprachigkeit in Freiburg gegangen, aber auch darum, was es ganz allgemein bedeute, sich sprachlich ausdrücken zu können oder eben nicht. Das Schöne an «Fabrikamo» sei, dass es nicht nur um Sprache gehe, sondern auch darum, wie man sich ohne Worte ausdrücken könne, ergänzt Christina Diaz. Darum sei das Stück für ein breites Publikum und speziell auch für Kinder zugänglich: «Man muss nicht jedes Wort auf Deutsch und auf Französisch verstehen, um folgen zu können.»

«Es ist ein sehr bildhaftes Stück», sagt dazu Mat­thias Rüttimann. Der Dramaturg aus Biel hat Erfahrung mit zweisprachigem Theater. «In zweisprachigen Gebieten bieten sich solche Projekte an, weil die Sensibilität für beide Sprachen da ist.» Für die Theaterschaffenden sei es ein besonderer Reiz, mit den Eigenheiten der Sprachen zu arbeiten. Zweisprachiges Theater sei zwar eine Herausforderung, biete aber auch viele Möglichkeiten. «Man kann zum Beispiel mehr und andere Wortspiele machen, wenn man aus zwei Sprachen schöpfen kann.»

Auch die Compagnie Ad’Oc hat in 17 Jahren die Freude am zweisprachigen Theater nicht verloren. «Wir sind immer noch lustvoll bei der Sache, und das Interesse des Pub­likums ist da», sagt Christina Diaz. Darum werde die Truppe auf dem eingeschlagenen Weg weitermachen. Bevor die Gruppe allerdings ein neues Projekt in Angriff nimmt, will sie mit «Fabrikamo» auf Tournee gehen. Feste Termine gebe es zwar noch nicht, so Diaz, aber erste Kontakte: in der Deutschschweiz und in der Romandie.

Nuithonie, Villars-sur-Glâne. Premiere: Mi., 26. April, 18 Uhr. Weitere Aufführungen: 28., 29. und 30. April; 5., 6. und 7. Mai. Fr. jeweils 20 Uhr, Sa. und So. 11 und 17 Uhr. www.compadoc.ch.

Die Compagnie

Künstlerische Blicke auf die Sprachenpolitik

Die Compagnie Ad’Oc wurde im Jahr 2000 gegründet, als in Freiburg eine hitzige sprachpolitische Debatte um das Erlernen der Partnersprache in der Primarschule tobte. Vier Schauspielerinnen und Schauspieler – zwei deutscher und zwei französischer Muttersprache – wollten einen spielerischen, künstlerischen Beitrag zu der Auseinandersetzung leisten. So gründeten Christina Diaz, Clemens Lüthard, Ana Tordera und Jac­queline Corpataux die Compagnie Ad’Oc und kreierten ihr erstes Stück «Nuaar sür Blang».

Seither brachten sie alle paar Jahre eine Produktion auf die Bühne: Auf «Nuaar sür Blang» folgten «Mamma mia», «Gulliver» und «Che Viaggio». Für das aktuelle Stück «Fabrikamo» ist der Schauspieler und Musiker Pascal Rinaldi zum Gründungsquartett dazugestossen und verleiht der Produktion eine zusätzliche musikalische Note.

cs

 

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