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Humpelnd in Richtung Freiheit

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Ich stand auf. Als ich mich mit ausgebreiteten Armen, das Gesicht voran, in die Dornensträucher katapultierte, fiel mir ein, dass ich versäumt hatte, auch meine Beine zu kontrollieren.» So beginnt der Roman, der Albertine Sarrazin mit 27 Jahren geschrieben hat. Anne, die Ich-Erzählerin, ist aus dem Jugendgefängnis getürmt und von der Mauer gesprungen. «Pass auf, Anne, du wirst dir noch die Haxen brechen!», so haben verschiedene Stimmen die junge Delinquentin im Knast gewarnt.

Nach einem ersten Überprüfen haben Arme, Schultern und Rippen den Sprung in die Freiheit heil überstanden. Nur eben, das eine Sprungbein, der Astragalus, ist verletzt. Anne schafft es, nur auf Ellbogen und Knien sich bis zur nächsten Strasse zu schleppen.

Ein neuer Anfang

Mit Spannung verfolgt man als Leser die autobiografisch geprägte Geschichte der jungen Delinquentin. Gerettet wird sie von Julien. Der junge Kleinkriminelle sammelt Anne auf und bringt sie bei seiner Familie unter. Vorläufig. Retter und Gerettete verlieben sich sofort ineinander und erkennen im unruhigen Blick des andern auf Anhieb den «Knastie». Für Anne beginnt die Freiheit erst mal versteckt in einem Kinderzimmer. Julien besucht sie heimlich nachts; er dürfte sich gar nicht bei seiner Familie aufhalten. Später bringt er Anne zu Freunden. Jetzt muss auch endlich etwas mit dem kaputten Bein geschehen. Die Freundin des Freundes gibt Anne im Spital als ihre kleine Schwester aus. Anne kommt knapp um eine Amputation des Fusses herum, er kann operiert werden, aber das Gelenk wird versteift.

Dann Paris, endlich! Eine frühere Prostituierte, die allein mit ihrer Tochter lebt, bietet Anne Unterschlupf. Auch hier kann Anne nicht lange bleiben, die Verhältnisse sind in jeder Beziehung beengend. Anne wohnt schliesslich im Hotel und sucht sich abends ihre Freier, um überleben zu können. Mit Julien zusammen hat sie einen verrückten, kindischen Traum von besseren Zeiten ohne ständiges Versteckspiel.

Man verschlingt dieses Buch beim Lesen. Man leidet und hofft mit der jungen Anne und wünscht sich für sie und ihren Freund ein gutes Ende. Ständig ist diese junge Frau auf der Jagd nach Freiheit, die sich ihr, einer Fata Morgana gleich, stets dann entzieht, wenn sie greifbar nahe scheint. Vor fast 50 Jahren verfasst, vermag das Buch bis heute zu fesseln. Eine literarische Trouvaille! Die Neuübersetzung von Claudia Steinitz wird der zuweilen wunderbar poetischen Schreibweise der Autorin gerecht.

Albertine Sarrazin:«Astragalus», Roman, Hanser-Verlag Berlin, 2013, 240 S. Mit einem Nachwort von Patty Smith.

Silvia Häcki-Eggimannist Erwachsenenbildnerin.

Zur Person

Ein kurzes, nicht einfaches Leben

Albertine Sarrazin, 1937, wächst als Adoptivkind in gutbürgerlichen Verhältnissen auf. Nach einer Vergewaltigung im Teenageralter kommt es zum Bruch mit der Familie. Die junge Albertine wird zur Delinquentin und verbringt die folgenden Jahre in Besserungsanstalten und später im Gefängnis. Mit 19 gelingt ihr die Flucht, sie schlägt sich als Kleinkriminelle und Prostituierte durch und lernt ihren Mann Julien kennen. «Astragale» schreibt Albertine Sarrazin mit 27. Simone de Beauvoir entdeckt und fördert die junge Autorin. Mit 30 Jahren stirbt sie an den Folgen einer Operation.she

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