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«Ich bin ein Fan der 200-Dinge-Idee»

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Thierry Bourquenoud sitzt im Wintergarten des Aigle Noir, die Innenarchitektin arbeitet auf ihrem Laptop am Stehtisch im Raum nebenan, an der Bar wird die neue Kaffeemaschine getestet, in der Küche räumt das Personal das Geschirr ein. Es ist ein Kommen und Gehen. Schliesslich muss bis morgen um 7 Uhr alles bereit sein für die ersten Gäste des neuen Bistros, das von der Stiftung ­St-Louis geführt wird. Es ist das jüngste Baby von Bourquenoud und seinem Team.

Seit 21 Jahren steht der 57-Jährige der Stiftung St-Louis als Direktor vor, die sich um die Wiedereingliederung von psychisch und sozial beeinträchtigten Menschen kümmert. Sie bietet an der Murtengasse ein Wohnheim mit 37 Plätzen und Beschäftigungsmöglichkeiten in Ateliers für rund 50 Personen an. In den letzten Jahren trat die Einrichtung zudem immer stärker in die Öffentlichkeit und bekam so auch für Aussenstehende ein Gesicht – mit alternativen und trendigen Projekten wie Le Port, La Filature und Sucrésalé. Sie folgen den Gesetzmässigkeiten der solidarischen Wirtschaft, die grundsätzlich im Dienste des Menschen steht, bedürfnisorientiert, sozial und demokratisch ist und ökologische Ansätze verfolgt. Die Projekte dienen nicht nur der Wiedereingliederung in den freien Arbeitsmarkt, sondern beleben die Stadt. «Ja, das ist toll», bestätigt Bourquenoud. «Neben dem subventionierten Bereich können wir so auch unternehmerisch tätig sein.» Das bedeute viel Freiheit, aber natürlich auch viel Arbeit und Verantwortung. Doch die Richtung stimmt. Denn die Projekte stehen für eine Entwicklung, die zu Beginn der 1980er-Jahre ihren Anfang genommen hat. Damals habe die psychiatrische Klinik von Marsens mehrere Hundert Betten gezählt, erzählt Bourquenoud. Heute seien es noch 170. «Psychische Probleme werden heute nicht mehr primär als medizinisches Problem behandelt, sondern fallen zunehmend in den Aufgabenbereich von Sozialarbeitern.» Und während man früher von «Drogensüchtigen und Alkoholikern» gesprochen habe, würde heute die dem Pro­blem zugrunde liegende Krankheit diagnostiziert. «Das Verhältnis der Gesellschaft zu den Menschen, denen wir uns widmen, hat sich ganz klar verändert.» Das Ziel der Stiftung ­St-Louis sei es denn auch, die Hilfesuchenden fit für den Alltag zu machen, und nicht, dass sie in der Institution verbleiben.

Alphatier

Bourquenoud selber hatte nie Berührungsängste mit dem Thema Handicap. «Mein älterer Bruder ist geistig behindert. Das war bei uns zu Hause ständig ein Thema. Meine Eltern engagierten sich aktiv in Behindertenorganisationen.» Und so kam es, dass seine Schwester heute im Behindertenheim Les Buissonnets arbeitet und er 1998 bei der Stiftung St-Louis landete. «Ich wollte etwas beeinflussen können», sagt Bourquenoud. «Ich habe schon als Kind im Quartier alle möglichen Aktivitäten angerissen und durchgeführt, das entspricht meinem Naturell.» Zuvor arbeitete er aber während 16  Jahren in der Stadtverwaltung im Bereich Sozialver­sicherung. «Ich wollte nach der Matura am St-Michel frei und unabhängig sein. Darum nahm ich den Job an und ging nicht an die Uni», erzählt Bourquenoud rückblickend.

Allerdings war der Sohn eines Pöstlers und einer Hausfrau nie wirklich unfrei, denn seine Eltern liessen ihn machen. «Sie waren mit ihren Dingen beschäftigt und hatten nicht viel Zeit.» Das Vertrauen, das sie ihm gleichzeitig entgegenbrachten, schenkt er heute auch seinen rund 80  Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. «Sie verfügen über eine grosse Autonomie. Zum einen, weil es sich um kompetente Fachkräfte handelt, aber auch, weil das Teil unserer Unternehmenskultur ist.» Darum komme es so gut wie nie vor, dass er an einem Wochenende von einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin zu Hause angerufen werde, weil es mit einem der Klienten schwierig geworden ist und dieser hospitalisiert werden muss. «Diese Entscheidung wird auch nicht gerügt, stellt sie sich im Nachhinein als falsch heraus. Das bringt nichts.» Vertrauen sei kapital im Umgang mit Fehlern. «Es kann vorkommen, dass beim Verabreichen von Medikamenten ein Fehler geschieht. Würden sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter Druck fühlen, würden sie den Fehler vielleicht nicht zugeben. Das aber wäre wirklich schlimm.»

Humorvoll

Bourquenoud strahlt eine freundliche Gelassenheit aus, während er erzählt, und deshalb erstaunt es nicht, dass ihm auch Humor bei der Arbeit wichtig ist. «Ja, das ist einer der Werte, welche die Angestellten und Bewohner des Heims definiert haben.» Dies, obwohl Humor gerade bei psychisch kranken Menschen manchmal eine Gratwanderung sei.

Hobbys hat der Ex-Basketballer und Vater von drei erwachsenen Söhnen nicht eigentlich. «Ich bin irgendwie immer bei der Arbeit, aber ich liebe es, zu arbeiten.» Auch hat er in seiner Frau eine kompetente Gesprächspartnerin – sie ist Sozialpädagogin in der Stiftung St-Louis. Immerhin: Im Le Port tanzte diesen Sommer eine Lindy-Hop-Gruppe, die seine Frau so begeisterte, dass sie ihn nun zu einen Lindy-Hop-Tanzkurs mitschleppt. «Ich bin nicht begabt, aber ich gehe trotzdem», sagt Bourquenoud lachend.

Organisationstalent

Überhaupt könne man nicht immer sagen, man habe keine Zeit – die habe man nämlich sehr wohl. Wobei er dazu auch sagen müsse, dass er sehr gut organisiert sei. «Bei mir auf dem Schreibtisch liegt kein Blatt Papier zu viel herum.» Und so ist Bourquenoud denn auch kein Sammler: «Ich werfe alles fort, was ich nicht mehr brauche. Ich mag die Idee jener Leute, die nur 200 Dinge besitzen wollen. Aber meine Familie fände das wahrscheinlich nicht so toll.» Im Büro allerdings kann er tun und lassen, was er will. Wenn er darum morgens seine 148 Mails checkt, dann gibt es nur löschen oder beantworten. «In der Regel werfe ich 80  Prozent der Mails direkt in den Papierkorb.» Und so schafft sich ­Thierry Bourquenoud dank seines Organisationstalents Freiraum. Freiraum, der ihn bestimmt noch auf weitere Ideen bringt.

 

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