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«Ich bin ein kritischer Optimist»

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Autor: Anton Jungo

Nach dem Studium der Geschichte an den Universitäten Freiburg und Bern war Georges Andrey wissenschaftlicher Berater des Schweizer Aussenministeriums unter den Bundesräten Pierre Aubert, René Felber, Flavio Cotti und Joseph Deiss. Er war Lehrbeauftragter für Mediengeschichte am Institut für Journalismus und Lehrbeauftragter für moderne Schweizer Geschichte an der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Freiburg. Er war Gründungspräsident und von 1985 bis 1990 Präsident der Communauté romande du Pays de Fribourg (CRPF), der Schwesterorganisation der Deutschfreiburgischen Arbeitsgemeinschaft (DFAG).

Sie haben zu Ihrem 70. Geburtstag eine 800-seitige Festschrift erhalten. Diese trägt den Titel «Clio». Was bedeutet dieser sonderbare Name?

Clio ist die Muse der Geschichte. Der vollständige Titel des Buches lautet eigentlich: «Clio dans tous ses états». Ein sehr gut gewählter Titel. Denn Clio interessiert sich für alles. Sie ist nicht nur an Politik interessiert und an jenen, die sie machen; nicht nur an Kriegen und Schlachten, sondern auch an Wirtschaftsfragen, an sozialen Beziehungen, am alltäglichen Leben, an Meinungen und Ideen, an Kultur und Umwelt.

Clio ist mehrsprachig und hat Jünger bei Frauen und Männern. Clio ist nicht nur an der Gegenwart interessiert, sondern blickt in die Vergangenheit und in die Zukunft.

Auch die Festschrift und die rund 50 Autoren offerieren den Lesern ein breites Spektrum an Themen. «Vielfalt» war auch das Motto der Herausgeber der Festschrift.

Aus Ihrer Bibliografie geht hervor, dass Sie sich auch persönlich mit den verschiedensten historischen Themen beschäftigt haben. Was waren die Schwerpunkte?

Die Vielfalt meiner Themen rührt von meinem grossen Wisssensdurst her. Ich bin also ein guter Jünger von Clio. Mit einem Wort: Ich bin ein Generalist in historischen Fragen. Wenn meine Freunde mich necken wollen, sagen sie, ich stecke meine Nase überall hinein.

Deshalb habe ich es auch übernommen, das Buch «L’Histoire de la Suisse pour les Nuls» zu schreiben. Das Buch hatte einen grossen Erfolg. Bis Ende dieses Jahres war die Auflage mit 22 000 Exemplaren ausverkauft. Im Frühjahr 2009 erschien das Buch unter dem Titel «Schweizer Geschichte für Dummies» in der deutschen Übersetzung. Aber ich bin kein Enzyklopädist. Da der Tag nur 24 Stunden hat, kann ich nicht alle meine Projekte verwirklichen.

Lernen die Menschen aus der Geschichte?

Ja und nein. Das Volk und die Regierungen haben ein sehr selektives Gedächtnis: An gewisse Ereignisse erinnern sie sich und andere vergessen sie. So hat zum Beispiel der Börsen-Krach an der Wallstreet von 1929 die heutigen Regierungen gelehrt, wie man einen Zusammenbruch der Weltwirtschaft verhindern kann. Im Gegenzug gibt es immer wieder Kriege und die vergessliche Menschheit tut so, als ob es nie mehr Krieg gebe. Am Ende des Ersten Weltkrieges sagten alle «Nie mehr Krieg» und man gründete im Zeichen des Weltfriedens den Völkerbund. Aber zwanzig Jahre später brach der Zweite Weltkrieg aus.

Man kann sich fragen, ob unsere Regierungen vorausschauend genug sind. Nach meiner Meinung tragen sie zuviel Sicherheit zur Schau. Es ist unverantwortlich, die Augen zu schliessen. Ohne Panik machen zu wollen, aber als staatsbürgerlich engagierter Historiker bin ich ein kritischer Optimist.

In Deutschfreiburg sind Sie vor allem bekannt geworden als Präsident der CRPF, der Schwesterorganisation der DFAG. Wie schätzen Sie die heutige Situation der Zweisprachigkeit im Kanton Freiburg ein?

In einem Zwiegespräch in der Festschrift zum 50-jährigen Bestehen der DFAG habe ich mich mit Paul Fries, dem früheren Präsidenten der Arbeitsgemeinschaft, ausführlich über diese Frage unterhalten. In diesem Zusammenhang erinnerte ich an die gemeinsame Erklärung, die wir – nach Jahren starker sprachpolitischer Spannungen – im Vorfeld der Abstimmung über den Sprachenartikel vom 23. September 1990 abgegeben haben. Nach der Abstimmung konnten die beiden Präsidenten vor den Medien feststellen, dass wir gute Arbeit geleistet hatten. In meinen Augen ist die gemeinsame Zukunft gesichert, wenn der Wille zum Zusammenleben die Beziehungen zwischen den beiden Sprachgemeinschaften dominiert.

Clio dans tous ses états, en hommage à Georges Andrey. Editions Infolio & Editions de Penthes 2009. 830 S.

Georges Andrey: Schweizer Geschichte für Dummies. Wiley-Verlag 2009. 535 S.

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