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«Ich bin ein tief ungläubiger Buddhist»

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Autor: Lukas Schwab

Auf mehreren Reisen hat sich Henrik Rhyn intensiv mit Tibet auseinandergesetzt und seine Erfahrungen und Erkenntnisse in zwei Büchern verarbeitet. Am Tibetabend in Murten versucht er dem Publikum Tibet emotional näherzubringen und Einblicke in den tibetischen Alltag zu verschaffen. Er referiert über alle Facetten Tibets und liest aus seinem Buch «Om» vor. Die Lesung wird von der Flötistin Franziska Stadelmann musikalisch begleitet.

Herr Rhyn, 1985 reisten Sie erstmals nach Tibet, seither beschäftigt sie das Thema. Was bedeutet Tibet für Sie?

Tibet ist für mich ein bedeutendes Erfahrungsfeld. Ich bin dort vielen Menschen begegnet, welche die Heiterkeit der Seele im Gesicht trugen. Das zu sehen, war eindrücklich. Ich habe durch das tibetische Denken und Handeln nach dem Leitsatz «füge keinem anderen Lebewesen Leid zu» gelernt, Rücksicht auf alle Lebewesen zu nehmen. Dies zu praktizieren, gibt mir einen grossen Frieden.

Das tibetische Handeln und Denken ist vom Buddhismus geprägt. Wie stehen Sie zum Buddhismus als Religion?

Ich bin eigentlich ein tief ungläubiger Buddhist, da ich überzeugter Atheist bin. An eine Wiedergeburt glaube ich nicht. Ich bin aber überzeugt, wenn wir in der Lage wären, unseren Planeten als Paradies zu begreifen, würden wir anders miteinander umgehen. Der Buddhismus ist für mich wie ein ethischer Wanderwegweiser, der mir Orientierung gibt.

Vom Paradies sind gerade die Tibeter heute weit entfernt. Wie beurteilen Sie die Lage in Tibet?

Die momentane Situation in Tibet ist katastrophal, die Unterdrückung ist schlimm. Auf meinen Reisen habe ich festgestellt, dass es in Tibet zwei verschiedene Wahrheiten gibt. Die Chinesen lernen in der Schule, dass Mao die Tibeter vom Feudalismus befreit hat. Für die Tibeter hingegen ist ihr Land seit 1949 von China besetzt. Seither sind ungefähr eine Million Tibeter ums Leben gekommen, sei es durch Gewalt oder Hungersnöte.

Wie sehen Sie Tibets Zukunft?

Das alte Tibet ist unwiederbringlich vorbei, aber für ein neues Tibet habe ich Hoffnung. Die Exilregierung ist demokratisch strukturiert und nicht mit dem früheren theokratischen Feudalismus vergleichbar. Ich denke, China wird früher oder später den Schritt in die Demokratie machen müssen und da könnte Tibet einen wesentlichen Beitrag leisten. Entscheidend wird wahrscheinlich, dass es einen sanften Übergang bei der Demokratisierung Chinas gibt.

Die Olympischen Spiele in Peking wurden nicht zuletzt als Chance für China gesehen, sich weiter zu öffnen. Wie beurteilen Sie die Spiele im Hinblick auf die Tibetfrage?

Die Olympischen Spiele haben meine Erwartungen nicht erfüllt. Die Medien haben sich auf die Unruhen und deren Unterdrückung konzentriert. Hintergründe darüber, wer die Tibeter sind und wie ihre Situation aussieht, flossen kaum in die Berichterstattung ein. Die Olympischen Spiele waren ein sportlicher und wirtschaftlicher Anlass, aber kein Anlass für Tibet.

Während der Spiele in Peking machten die Uiguren mit Terroranschlägen auf sich aufmerksam. Gibt es auch unter den Tibetern Stimmen, die zu Gewalt aufrufen?

Es gibt Tibeter, die den Weg der Gewalt gehen möchten, um sich gegen China zu wehren. Der Dalai Lama hat aber immer gesagt, er würde in diesem Fall sofort abtreten. Für ihn gibt es nur den friedlichen Weg.

Sie haben den Dalai Lama bei einem Interview persönlich kennengelernt. Wie war diese Begegnung?

Als ich noch überlegt habe, wie ich ihn begrüssen soll, kam er bereits lächelnd mit ausgestreckter Hand auf mich zu und sagte «Hello». Im Interview habe ich ihn gefragt, ob man als Tourist Tibet überhaupt besuchen soll. Er antwortete mit ja, den wenn man erzähle, was man gesehen hat, könne man ein Schutzschild für die Tibeter sein.

Rathaus Murten, Konzertsaal, Do., 16. Oktober, 20 Uhr.

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