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«Ich bin kein Ausserirdischer»

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Irgendetwas kann nicht koscher sein an diesem Mann: 19 Jahre lang Generaldirektor der Freiburger Kantonalbank, seit sechs Jahren Verwaltungsratspräsident. Präsident der Immobiliengesellschaft Antre, die das Eisstadion im St. Leonhard ausbauen wird und Mitte Monat eben mal das Aktienkapital von 500 000 Franken auf 22,5 Millionen Franken erhöhte. Mitglied von über 30 Organisationen und Verwaltungsräten: Verwaltungsratspräsident des Immobilienfonds La Foncière, Verwaltungsrat der Greenwatt AG, Vizepräsident der Freiburger Handelskammer, Gründer und Präsident der Greyerzer Messe und und und.

Aber von wegen ganz schnell alle Fragen runterrattern, damit Albert Michel nicht mitten im Gespräch abklemmt, weil er zum nächsten Termin muss. Während 80 Minuten gibt er entspannt Auskunft darüber, wer er ist und was ihn antreibt. Zum Schluss verabschiedet sich Michel von einer faszinierten, wenngleich irritierten Journalistin. Machtmensch, Strippenzieher, achter Staatsrat, das scheinen Attribute zu sein, die ihm die Aussenwelt zuschreibt. «Es ist ganz einfach», diesen Satz sagt Albert Michel ganz oft.

Der Schnelldenker

Wie kann jemand eine Bank führen, ein Stadion bauen und in dreissig Organisationen aktiv sein, und dies auch noch seriös tun? Wer denkt, dass Michel eine Armee von persönlichen Mitarbeitern hat, täuscht sich. «Ich habe eine Sekretärin, und bei Antre gibt es natürlich auch einen Sekretär. Aber ich gehe nie in eine Sitzung, ohne mich vorzubereiten.» Überhaupt: Ohne 110 prozentige Vorbereitung gehe er nie zur Arbeit. «Wissen Sie, das ist alles eine Frage der Organisation. Es ist ganz einfach, wenn man sich keinen Druck macht. Aber es stimmt, ich analysiere sehr schnell und bin stark in der Synthese. Ich kann schnell ernsthafte Probleme von Details unterscheiden.» Um 5.20 Uhr ist Albert Michel heute aufgestanden. An anderen Tagen läutet der Wecker im Hause Michel in Avry-devant-Pont am Greyerzersee um 5.45 Uhr. «Wenn ich dann abends wieder nach Hause komme» – das ist mal kurz nach 18 Uhr, mal später, je nachdem, ob noch ein Geschäftsessen ansteht – «dann vergesse ich die Bank und alle Probleme.» Bei einer kleinen Tour auf die Berra kurz durchlüften – sonst darf es auch schon mal die Patrouille des Glaciers oder der GR 20 auf Korsika sein – und gut ist. «Das ist ja das Faszinierende: Sie wandern durch die Wälder und plötzlich kommen die Lösungen.» Viele Leute sähen in ihm einen Ausserirdischen, aber er sei ganz normal.

Der Leader

Albert Michel lebt im Hier und Jetzt. «Es gibt Leute, die gerne die Vergangenheit hochleben lassen, mich interessieren die Gegenwart und die Zukunft.» Ob sieben-, siebzehn- oder bald 70-jährig, er sei schon immer der Gleiche gewesen. Hat er als Kind den Stift nur ausgeliehen, wenn er im Gegenzug fünf Franken einkassieren konnte? «Nein, nie. Wir wurden immer angehalten, zu dienen und Freunden zu helfen.» Aufgewachsen im 350-Seelen-Dorf Remaufens im Vivisbachbezirk sei er aber schon als Kind ein Leadertyp gewesen. «Mädchen und Jungs gingen noch getrennt zur Schule, die Religion war sehr präsent, und jeder wusste von jedem alles. Dennoch genossen wir Kinder viele Freiheiten.»

Der Freiheitsliebende

Es ist diese Freiheit, die der Schüler des Kollegiums St. Michael mit siebzehn vermissen sollte. «Als Internatsschüler waren wir ständig mit den gleichen Leuten zusammen, und wir durften nur selten nach Hause. Da habe ich mich entschieden, das Gymnasium hinzuschmeissen.» Die Eltern hätten seine Entscheidung respektiert. «Das war schon immer meine Stärke. Zuerst gut überlegen und dann etwas wagen und umsetzen.» Dass Michel danach eine Banklehre bei der Generaldirektion der UBS Zürich in Angriff nahm, scheint auch wenig erstaunlich. Denn das Banker-Gen hat er von zu Hause mitbekommen. Sein Grossvater betreute im Elternhaus einen Schalter der Raiffeisenbank. «Immer wenn er im Nebenraum Kunden empfing, fragte ich ihn, wer das sei. Mein Grossvater antwortete: Das ist ein Bankgeheimnis. Das hat meine Neugierde für das Bankwesen wahrscheinlich geweckt.» Michel durchlief sodann bei der UBS die Ausbildung zum Generalisten und wurde immer gerufen, wenn es in irgendeiner Filiale «brannte». «Diese Art von Herausforderungen liebte ich.» Wer bei der UBS arbeiten wollte, musste oder – wie im Fall von Michel – durfte das Militär machen. «Das hat mir gefallen. Man übertrug uns jung Verantwortung. Wir waren kaum älter als die anderen Truppenmitglieder und mussten mit ihnen zusammen Aufgaben lösen.»

«Irgendeiner muss ja die Verantwortung übernehmen.»

Albert Michel

Verwaltungsratspräsident Antre und FKB

Der Netzwerker

Entscheidungen treffen und Führung übernehmen, diese Eigenschaften kommen Albert Michel auch später zugute. Mit 45 Jahren schlägt er das Angebot der UBS, nach New York zu gehen, zugunsten des Chefpostens bei der Freiburger Kantonalbank aus. «Ich hatte in all den Jahren das nötige Rüstzeug erlangt, um die Kantonalbank reorganisieren zu können. Diese Herausforderung reizte mich mehr als New York. Ich bereue diesen Schritt auch heute nicht.»

Um diesen Job aber gut machen zu können – ein Blick auf die Bilanzsumme und den Gewinn der Kantonalbank reicht, um sagen zu können, dass ihm das gelungen ist – brauchte es aber eine weitere spezifisch freiburgische Fähigkeit: netzwerken. «Ja, das ist sehr speziell im Kanton Freiburg», bestätigt Michel. «Hier muss du überall dabei sein.» Aber auch das sei ganz einfach und auch ein bisschen eine Frage von Disziplin. «Ich gehe zehn Minuten vor Beginn eines Anlasses hin, schüttle möglichst vielen die Hand, und nach weiteren dreissig Minuten gehe ich wieder. Wenn ich jedes Mal bis um 22 Uhr bleiben würde, käme ich nirgends hin.» Klingt nach einer sehr einfach gestrickten Gesellschaft. «Warum? Die Leute kennen meinen vollen Terminkalender. Zudem trifft man in den verschiedenen Organisationen immer wieder auf die gleichen Personen.» Netzwerken sei wichtig, um Vertrauen zu schaffen. Aus seinem eigenen Schmorsaft hinaustreten und den Kontakt auch ausserhalb des Kantons suchen sei nötig, um etwa Projekte wie den Ausbau des Eisstadions St. Leonhard zu ermöglichen. Dennoch war Michel erstaunt, als ihn das Magazin Bilanz 2010 und 2011 zu den 300 einflussreichsten Persönlichkeiten in der Schweiz zählte, wie er sagt.

Der Macher

Wie genau so ein Deal etwa in Sachen Finanzierung Eisstadion abläuft, will Michel nicht verraten. Nur so viel: «Wir haben Investoren an Bord holen können, die nur investieren, weil sie darauf vertrauen können, dass das Stadion gebaut wird.» Vertrauen ist gut. Und wo bleibt der Profit zum Beispiel für die Kantonalbank? «Die Kantonalbank wird behandelt wie alle anderen. Sie tritt nicht als Kreditgeber auf.» Er engagiere sich bei Antre zudem als Privatmann und nicht als Verwaltungsratspräsident der Bank, stellt Michel klar: «Irgendeiner muss ja die Verantwortung übernehmen.» Dass Michel mit der Kantonalbank als Hauptsponsor von Got­té­ron gerade bei solchen Projekten gerne den Tarif durchgibt und etwa das von Gottéron und der Stadt Freiburg favorisierte Projekt des Bauunternehmens Losinger Marazzi in die Wüste schickte, entspricht Michels Banker-Logik. «Ein Projekt muss sich rechnen. Die wirtschaftliche Argumentation macht den grossen Unterschied zur Politik.» Es brauche eben die Helikopterschau. Und das sei auch eine Frage der Erfahrung. Und warum ist er nicht gleich in die Politik gegangen? «Nein», lacht Michel. «Da muss man geduldig sein. In der Marktwirtschaft kann ich effizienter sein und schnell entscheiden.»

Der Demütige

Nächstes Jahr wird Albert Michel 70 Jahre alt. Vor sechs Jahren sagte er in den FN, dass 80 ein gutes Alter wäre, aufzuhören. Heute meint er: «Noch das Eisstadion, sofern es die Gesundheit zulässt, und dann höre ich auf.» Auf die Frage, welche Rede er gerne zu seinem 80. Geburtstag über sich hören würde, sagt Michel: «Tod, wo ist dein Sieg? Heute, da sich die Dinge so schnell entwickeln, werden sich wohl nur noch wenige an mich erinnern, wenn ich nicht mehr bin. Das sehe ich ganz entspannt.» Der Erfolg sei auch nicht seiner, sondern der aller Mitarbeiter. «Sie machen die Bank aus.» Er lebe seinen Traum jetzt. Aber er denke natürlich darüber nach, was er gut mache und was nicht. «Früher bin ich am Sonntag immer die Agenda durchgegangen und habe geschaut: Welche Sitzung lief gut, welche nicht, und warum? Da lernt man viel.»

Und dann?

Dass es ihm langweilig wird, wenn er mal wirklich kürzertritt, davon ist nicht auszugehen. Der Vater von sechs Kindern organisiert alle fünf Jahre eine grosse Reise mit der ganzen Familie. Das letzte Mal waren es die Osterinseln. Und mit seiner Partnerin – «sie ist anders als ich und meine wichtigste Beraterin» – reist er gerne. Nach Indien mit Bart und altem Pulli.

 

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